Kachelmanns WinterwetterNeuschnee im April – ungewöhnlich? Von wegen!
Klimawandel bedeute nicht, dass es nun immer warm sei, schreibt Jörg Kachelmann und erklärt, warum das Wetter gerade im April so oft verrückt spielt.
«Ja, wo ist er denn nun, euer Klimawandel?»
Wenn es mal wieder (ausnahmsweise) kalt ist, dann schnallen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bereits für die Fragen derjenigen an, die trotz aller Bemühungen immer noch nicht ganz verstanden haben (oder nicht verstehen wollen), was passiert, wenn die Welt immer wärmer wird. Ich probiere es noch mal, nicht unbedingt für Sie, liebe Leserinnen und Leser, aber Sie haben ja sicher Zweifler in der Verwandtschaft.
Der April macht, was er will
Es ist normal, dass es im April schneien kann, auch bis runter, Frost inklusive. Boomermenschen erinnern sich, dass sie öfter mit lustigen Sprichwörtern gequält wurden als junge Menschen heute, gerne auch mit «April, April, der macht, was er will».
Das ist immerhin eine der weniger unklugen Weisheiten, die Tatsache reflektierend, dass dieser Monat eine Scharnierfunktion hat und zu beidem in der Lage ist: Kommt der Wind aus Süden, kann es schon ziemlich warm werden, aber noch kalt, wenn es aus Norden bläst, weil die Meerestemperaturen sich noch an den Winter erinnern und das nördliche Skandinavien häufig noch schneebedeckt ist.
Besonders exemplarisch haben wir das in diesem April mit dem fast hochsommerlichen Beginn und dem Übergang in eine spätwinterliche Episode sehen können.
Üblich und unüblich – eine wichtige Unterscheidung
Um die Dinge einordnen zu können, muss man wissen, was üblich ist. Nicht üblich – und vielerorts Rekord seit Beginn der Messungen – waren die Temperaturen in den ersten Tagen dieses Monats.
Schnee später im April gibt es immer wieder mal, und selbst im Mai gab es in Zürich und Bern schon eine Schneedecke, nur Basel hat in den letzten 150 Jahren aufgrund der Gnade des Tiefergelegtseins noch keine Schneedecke erlebt. Was manche Menschen einfach nicht verstehen: Klimawandel bedeutet nicht, dass es nun immer warm ist. Die natürlichen Schwankungen gibt es trotzdem. Sie finden nun einfach auf immer höherem Niveau statt. Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für späten Aprilschnee geringer wird, aber immer noch weit über null ist, weil der Vorgang an sich alles andere als unüblich ist.
Es ist wie beim Stimmbruch: Er bedeutet nicht, dass Männer nie mehr mit einer hohen Frequenz sprechen oder singen können, die Variationen gibt es weiterhin, einfach auf einem anderen Niveau.
Versuchen Sie es nochmals geduldig mit Ihren Verwandten. Womöglich werden Sie auch bemerken: Die könnten schon verstehen. Die wollen nur nicht.
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