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Neues Buch mit 100 Destinationen
Diese Reiseziele gelten noch als Geheimtipp

TETOUAN, MOROCCO - 6th April 2016 - Abstract image of the Tetouan Medina seen through two arched window shutters, Rif region of Northern Morocco.
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Wohin mit 1,5 Milliarden Menschen? So viele Reisende verschieben sich jährlich rund um die Welt, die Erhebung datiert noch aus vorpandemischen Zeiten, und wenn man sich den aktuellen Reisetrend anschaut – Stichwort: Revenge Travel –, so wird die Zahl nur noch gestiegen sein.

Venedig, Hallstatt, Mallorca: Massentourismus, auch bekannt als Overtourism, ist längst nicht mehr nur ein Problem der Zukunft. Gewisse Orte und Regionen sind überfüllt, das macht erste Restriktionen nötig.

Mitverantwortlich sind dafür auch die «Lonely Planet»-Reiseführer, die in den Nullerjahren zu einer Art Branchenbibel geworden sind. Was dort drinsteht, ist angesagt. Jetzt hat der Verlag ein Buch mit 100 Reisetipps rund um den Globus herausgebracht, die noch nicht vielerorts auf dem Zettel stehen sollen.

Von Kufstein bis Taranaki

Gesammelt sind Städte, Inseln, Gegenden oder auch ganze Länder, die von den grossen Massen bislang verschont geblieben sind, die noch Urtümlichkeit versprechen. Die Destinationen sind um die ganze Welt verstreut, von Kufstein in Österreich bis zu Taranaki in Neuseeland. Sie werden kompakt vorgestellt, nicht nur mit touristischen, sondern auch kulturellen und politischen Hinweisen. Und es wird auch kurz nachgefragt bei Leuten, die vor Ort im Tourismus tätig sind.

Denn, und das ist das Problem mit diesen 1,5 Milliarden Reisenden: Jeder Geheimtipp ist exakt so lange ein Geheimtipp, bis ihn irgendjemand zum Geheimtipp erklärt.

So gesehen haben Sie nicht allzu lange Zeit, um die Destinationen zu besuchen. Hier eine Auswahl:

Le Marche, Italien

Tourismus-Vermarktung funktioniert immer dann am besten, wenn man etwas als die kleine Schwester, den kleinen Bruder von etwas sehr Berühmtem, Beliebtem verkaufen kann. Doch wenn man die Marken, wie die Region zwischen San Marino und den Abruzzen an der italienischen Adriaküste auf Deutsch heisst, als kleine Schwester der Toskana bezeichnet, so wird ihnen das nicht ganz gerecht.

Aerial view view of a beautiful old town in Italy - Marche region

Denn der «agriturismo», die Ferien auf dem Bauernhof in der italienischen Version, ist auf dieser Seite des Stiefels noch viel urtümlicher, Städte wie Urbino, Macerata oder Ancona um einiges ruhiger als drüben in der Toskana. Nur das Essen ist so gut, wie man sich das von nahezu überall in Italien gewohnt ist. Aber dafür womöglich, zumindest jetzt, noch wesentlich günstiger.

Big Bend National Park, USA

Das hipstrige Austin, die Golfküste, die Wüste und der grüne Osten machen Texas schon seit geraumer Zeit zu einem beliebten Reiseziel in den USA. Doch auch der ansonsten eher ausser Acht gelassene, weil so abgelegene Westen des fast 700’000 Quadratkilometer grossen Bundesstaats hat mehr zu bieten als die dort erwartete Kargheit.

From the Grandview Trail, in the warm light of late afternoon.

Im Big Bend National Park gibt es Buschlandschaften und Sandwüste, Berge und Ebenen, und natürlich gibt es den Rio Grande, nach dessen Biegung der Park benannt ist und der an dieser Stelle wesentlich schwimmfreundlicher ist als weiter nördlich oder bei der Mündung im Golf. Mexiko als Tagesausflug ist nah und die Erdgeschichte sehr präsent: Es gibt fossile Ausgrabungsstätten, die kaum besucht werden.

Con Son, Vietnam

Die Suche nach einem ruhigen Strand könnte in Südvietnam so richtig versanden. Orte wie Phu Quoc oder Nha Trang sind längst Aushängeschilder des vietnamesischen Tourismus und entsprechend sehr gut besucht. Con Son, drei Stunden Schifffahrt von der Küste entfernt, kennt solche Probleme nicht: Auf der Hauptinsel des Con-Dao-Archipels gibt es weite Strände, vulkanisches Gestein und einen der wichtigsten Nistplätze für Meeresschildkröten im ganzen Land.

Drei Stunden Bootsfahrt von der Küste weg – das hält viele Touristen fern: Con Son im Con-Dao-Archipel.

Dass der ganze Archipel zu einem Nationalpark gehört, verhindert den Massentourismus. Die Überfahrten von der Küste können stürmisch sein, während der europäischen Wintermonate kommt der zarte Tourismus fast gänzlich zum Erliegen. Kleiner Wermutstropfen: Dass die Insel seit ein paar Jahren mit einem kleinen Flughafen ausgerüstet ist und so plötzlich viel näher ans Festland rückt, macht es wahrscheinlicher, dass die Tage von Con Son als Geheimtipp gezählt sind.

Algerien

Die Schweiz liegt näher am grössten Land Afrikas als an Finnland – Algerien ist für uns gar nicht so weit weg und in seiner Grösse nur schwer zu begreifen. Fast 2,4 Millionen Quadratkilometer umfasst der maghrebinische Staat, natürlich entfällt einiges davon auf die Sahara, das grösste Wüstengebiet der Welt.

In den Ausläufern des Atlas liegt im Winter Schnee, im Sommer grasen Kühe.

Auch die Sahara hat mit Bergen und Ruinenstädten aus der Römerzeit einiges zu bieten – die grossen Attraktionen aber locken im Norden. Dort liegen die riesigen, authentischen Städte Constantine und Algier. In den Ausläufern des Atlas fällt im Winter Schnee, dazwischen erstrecken sich weite Wald- und Hügelgebiete, die an der Küste direkt ins Meer abfallen.

Seit dem Bürgerkrieg in den 90er-Jahren hat Algerien viel für die Sicherheit getan, den grossen Touristenmassen scheint das bislang verborgen geblieben zu sein. 30’000 Besucher sind es pro Jahr, im Nachbarland Marokko zählen sie 11 Millionen. Die meisten Touristen in Algerien kommen aus Frankreich und besuchen ihre Familien; man ist also gewissermassen fast ständig unter Einheimischen.

Bursa, Türkei

Als Istanbul noch Konstantinopel hiess, war Bursa schon Bursa, zwischenzeitlich sogar Hauptstadt des Osmanischen Reiches und konnte später im Schatten der immer weiter um sich greifenden Metropole in Ruhe gedeihen. Heute verzeichnet die 3-Millionen-Stadt jährlich 1,5 Millionen Besucher. Das klingt nach viel? Nun, 160 Kilometer nördlich in Istanbul sind es 15 Millionen.

People walking beside the Grand Mosque of Bursa with its minarets in the background, Bursa, Turkey - April 15, 2018

In einem etwas gemächlicheren Stil gibt es in Bursa dennoch alles, was eine türkische Grossstadt ausmacht: einen grossen Basar, kulturelles Erbe aus dem Osmanischen Reich, Moscheen, Mausoleen, Markthallen. In Bursa soll der Iskender-Kebab erfunden worden sein, das Gericht mit den dicken Döner-Scheiben und Tomaten, Joghurt und geschmolzener Butter. Und vom anliegenden Berg Uludag stammt die berühmteste Limonade des Landes. Allein verpflegungstechnisch gibt das den Ausschlag für Bursa.

Lonely Planet: 100 neue Reiseziele. Die Welt abseits der ausgetretenen Pfade. Verlag Lonely Planet Deutschland. 423 Seiten. 45 Franken.