Behandlungserfolg gegen Alzheimer Neues Antikörpermedikament verlangsamt Fortschreiten von Alzheimer
Donanemab kann den Verlauf der Krankheit im frühen Stadium abbremsen. Experten sprechen von einem «wirklichen Fortschritt», warnen aber auch vor Nebenwirkungen.
Ein neues Alzheimermedikament verlangsamt einer Studie des Herstellers Eli Lilly zufolge das Fortschreiten der Krankheit im frühen Stadium. Noch in diesem Quartal solle nun die Zulassung für Donanemab bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragt werden, teilte der US-Pharmakonzern Eli Lilly mit. Experten sprechen von einem «wirklichen Fortschritt», warnen aber auch vor Nebenwirkungen.
Der Antikörper Donanemab zielt im Gehirn der Patienten auf Ablagerungen von Eiweissen, sogenannten Amyloid-Plaques. Solche Ablagerungen sind charakteristisch für Alzheimer, die häufigste Form von Demenz, und treten bereits Jahre vor den ersten Symptomen auf.
In einer 18-monatigen Phase-III-Studie mit mehr als 1700 Teilnehmern zeigten jene Probanden, die Donanemab bekommen hatten, nach Unternehmensangaben rund 35 Prozent weniger kognitive Beeinträchtigungen als solche, die ein Scheinmedikament erhalten hatten. Donanemab wurde als monatliche Infusion verabreicht, bis die charakteristischen Amyloid-Plaques im Gehirn verschwunden waren.
Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz und eines der grössten globalen Gesundheitsprobleme. Prognosen zufolge wird sich die Zahl der weltweit mit Demenz lebenden Menschen bis zum Jahr 2050 auf 153 Millionen fast verdreifachen. Gemäss Alzheimer Schweiz sind hierzulande rund 90’000 Personen von der Krankheit betroffen.
Krankheitsmanagement anstatt unterstützender Pflege
Bereits im Januar war in den USA das Medikament Leqembi zugelassen worden. Sowohl Leqembi als auch Donanemab zielen darauf ab, das Fortschreiten von Alzheimer zu verlangsamen, indem sie Eiweissablagerungen auf dem Gehirn entfernen. Fast alle Wirkstoffe, die den gleichen Behandlungsansatz verfolgten, waren bisher gescheitert: Im November letzten Jahres musste Roche nach einer negativen Studie die Forschung am Antikörper Gantenerumab einstellen, weil keine Verlangsamung der Krankheit erreicht werden konnte.
Cath Mummery, die klinische Leiterin der Klinik für kognitive Störungen am britischen National Hospital for Neurology and Neurosurgery, erklärte gegenüber der BBC, dass die neuen Medikamente einen Paradigmenwechsel in der Behandlung von Alzheimer hin zu einem Krankheitsmanagement darstellen würden: «Der jahrzehntelange Kampf um Behandlungen, welche die Alzheimerkrankheit verändern, ändert sich. Wir treten jetzt in die Zeit der Krankheitsmodifikation ein, in der wir realistisch hoffen können, jemanden mit Alzheimer mit einem langfristigen Krankheitsmanagement anstelle von palliativer und unterstützender Pflege zu behandeln und zu erhalten.»
An Donanemab als auch an Leqembi gibt es jedoch wegen Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Blutungen auch viel Kritik. Donanemab sei «leider kein Gamechanger, aber möglicherweise ein nächster Schritt in die richtige Richtung», sagte Linda Thienpont, Leiterin Wissenschaft bei der deutschen Alzheimer Forschung Initiative, der Nachrichtenagentur DPA. «Es kann die Alzheimerkrankheit weder heilen noch stoppen, aber wie Leqembi zumindest den kognitiven Abbau verlangsamen.» Thienpont unterstrich allerdings auch die teils schweren Nebenwirkungen. Milde Hirnschwellungen waren bei bis zu einem Drittel der Patienten eine häufige Begleiterscheinung, bei 31 Prozent traten Hirnblutungen auf. Drei Teilnehmer der Studie starben an schweren Hirnschwellungen. Wie viel das neue Medikament kosten wird, ist zurzeit noch unklar.
SDA/sme
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