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Konkurrenz für Chat-GPT
Was taugt der neue Schweizer KI-Chatbot?

Der Genfer Cloudbetreiber Infomaniak will mehr Swissness in die KI-Szene bringen.
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Chat-GPT hat sich innert Monaten zum massgeblichen Sprachmodell und zum Platzhirsch unter den KI-Chatbots gemausert. Wer ein Konkurrenzprodukt anbieten will, braucht Qualität. Ein Genfer Cloudunternehmen glaubt, die gefunden zu haben: Infomaniak hat letzte Woche einen Chatbot lanciert, der sich beim Datenschutz und bei der Nachhaltigkeit hervortut.

Konkret setzt Infomaniak auf eine freie Software, die im Gegensatz zu Chat-GPT im Quelltext eingesehen werden kann. Es handelt sich um Mixtral 8x7B, ein Modell, das vom französischen Unternehmen Mistral AI entwickelt wird. Das wurde erst im April 2023 von Forschern gegründet, die vorher bei Meta und Google Deepmind gearbeitet hatten.

Auch für sensible Daten geeignet

Infomaniak verspricht, dass die Daten, die an den Bot übermittelt werden, nicht gespeichert und weiterverwendet werden. Andere Chatbots lernen anhand der Aufgaben, die Nutzerinnen und Nutzer ihnen stellen: Die übermittelten Informationen beeinflussen den Wissensstand der Software und fliessen unter Umständen in künftige Antworten ein, die der Bot anderen Personen gibt. Aus diesem Grund lautet eine Empfehlung, bei Anfragen an Chat-GPT keine Geschäftsgeheimnisse zu verwenden und Daten gegebenenfalls zu anonymisieren.

Im Gegensatz dazu nennt Infomaniak ihren Bot eine «vertrauenswürdige generative KI», die auch Unternehmen mit sensiblen Daten integrieren könnten. Die KI von Infomaniak – K-Chat-Bot genannt – wird in der Schweiz betrieben, und sie verwendet ausschliesslich erneuerbare Energie. Ausserdem will der Cloudbetreiber die Abwärme nutzen, um Haushalte zu beheizen.

Bald besser als Chat-GPT?

Trotz diesen Vorteilen bleibt die Frage, wie gross die Abstriche sind, die allenfalls bei der Leistung gemacht werden müssten. Gemäss Aussagen des Betreibers liefert der Bot Antworten auf dem Niveau von GPT 3.5, dem Modell, das Open AI im März 2022 lanciert hat. Inzwischen ist dort GPT 4 im Einsatz, das deutlich vielseitiger und flexibler ist und auch Bilder generieren kann. Doch Marc Oehler, der Infomaniak-CEO, ist überzeugt, dass sich der grosse Konkurrent nicht nur einholen, sondern auch überholen lässt: «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Open-Source-KIs leistungsfähiger sind als die aktuell besten proprietären Lösungen für alltägliche Anwendungen.»

Ob K-Chat-Bot als Ersatz für Chat-GPT taugt, hängt von den Umständen ab. Aufgaben als Schreibassistent erfüllt er zur Zufriedenheit, wie einige Testläufe zeigen, bei dem es ums Aus- und Umformulieren von Texten geht.

Mit der Schweizer Kabarettszene hat es der Bot nicht so

Wenn die KI auch Rechercheaufgaben erfüllen soll, dann sind Vorbehalte angebracht: Als Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements nennt der Bot Karin Keller-Sutter, obwohl das Amt seit dem 1. Januar 2024 Beat Jans innehat. Und zur Frage, ob er Näheres zu Viktor Giacobbo wisse, sagt er unter anderem, er habe «von 1990 bis 1994 zusammen mit seinem langjährigen Partner Mike Müller die satirische Sendung ‹Cabaret Rotstift› moderiert». Allerdings: Bei Schweizer Themen ist auch die Konkurrenz, namentlich Google Gemini, nicht sattelfest.

Die Rechercheergebnisse von K-Chat-Bot sind mit Vorsicht zu geniessen.

Ein Vorteil von K-Chat-Bot besteht darin, dass die Nutzung nicht pauschal, sondern nach Verbrauch berechnet wird. Ein Nachteil ist allerdings, dass der Bot nicht separat, sondern nur als Teil der Cloud-Teamlösung K-Suite benutzt werden kann, für die eine eigene Domain bei Infomaniak notwendig ist.