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Kontroverse um Covid-Statistik
Neue Daten zeigen: Covid-Hospitalisierte massiv unterschätzt

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Es ist schon länger bekannt, dass die Zahl der hospitalisierten Covid-Patienten, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) regelmässig veröffentlicht, deutlich zu tief ist.

Nun liegen mit der Medizinischen Statistik der Krankenhäuser (MS) aber erstmals offizielle Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) für die Jahre 2020 und 2021 vor, und sie zeigen: Die Diskrepanz zu den BAG-Zahlen ist noch viel grösser als bisher angenommen.

Für das Jahr 2020 meldet das BFS nun 40’893 laborbestätigte Covid-Spitaleintritte. Das BAG wies nur 20’491 Hospitalisierungen aus – rund die Hälfte weniger. Für das Jahr 2021 ist das Bild ähnlich. BFS: 43’293 Hospitalisierungen mit einer Covid-Diagnose. BAG: 20’050. 15 Prozent der Betroffenen wurden mindestens zweimal ins Spital eingewiesen. Über die ersten beiden Pandemiejahre mussten so insgesamt 72’605 Personen wegen Covid hospitalisiert werden.

Ein Grund für die Differenz zwischen BFS und BAG sind die Umstände beim Melden der Daten. Das BFS veröffentlicht seit 1998 die Spital-Statistik, es handelt sich also um einen eingespielten Prozess. Die Spitäler stellen damit ihre Leistungen in Rechnung, weshalb laut dem BFS angenommen werden kann, «dass die Daten vollständig und korrekt sind».

Die regelmässigen Meldungen an das BAG hingegen sind für die Spitäler trotz Meldepflicht ein zusätzlicher administrativer Aufwand in einer ohnehin schon stressigen Zeit. Dabei werden offenbar viele Fälle vergessen. Besonders gross war die Differenz zwischen den BAG- und den BFS-Zahlen während der schlimmen zweiten Corona-Welle im Herbst 2020, als viele Spitäler stark belastet waren. Dies habe zu einer «Unterdeklaration» der Fälle geführt, schreibt das BFS. Das BAG bestätigt diesen Befund.

Bei den Covid-Spitaleintritten mit Intensivpflege lag die Sterberate bei 24 Prozent.

Über die Hälfte der Hospitalisierungen mit einer Covid-19-Diagnose ereigneten sich gemäss BFS-Statistik auf dem Höhepunkt der zweiten Pandemiewelle zwischen Oktober 2020 und Februar 2021. Vor allem während dieser Welle haben die Entscheidungsträger versagt und liessen mit wenig Gegenwehr das Virus durch eine praktisch ungeschützte Bevölkerung laufen.

Die mit einer Covid-Diagnose hospitalisierten Personen waren mehrheitlich männlich (55,6 Prozent), und die Hälfte war mindestens 70 Jahre alt. 11 Prozent der Hospitalisierten sind im Spital gestorben. Bei den Spitaleintritten mit Intensivpflege lag die Sterberate bei 24 Prozent. Die Aufenthaltsdauer in der Intensivpflege war ausserordentlich lang; fünfmal so lang wie bei Aufenthalten ohne Covid-Diagnose.

2 von 10'000 Geimpften wurden mutmasslich wegen Nebenwirkungen hospitalisiert. Mit Covid waren es 200 bis 300 von 10'000 Infizierten.

Die Medizinische Statistik der Krankenhäuser zeigt erstmals auch, wie viele Personen in der Schweiz wegen Impfnebenwirkungen hospitalisiert worden sind. Zwischen März und Dezember 2021 waren es rund 1400 Menschen. Als Diagnose wurden in jedem vierten Fall Fieber, eine Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens oder Unwohlsein gestellt. Weitere Gründe waren Krankheiten des Kreislaufsystems wie Myokarditis und Perikarditis sowie Herzinsuffizienz oder Herzinfarkt.

Bis Ende 2021 wurden rund 6 Millionen Personen in der Schweiz mindestens einmal geimpft. 0,02 Prozent mussten also wegen Impfnebenwirkungen hospitalisiert werden, oder anders gesagt, 2 von 10'000 Geimpften. Zum Vergleich: In den ersten beiden Pandemiejahren dürften sich mit Dunkelziffer allermindestens 3 Millionen Personen mit Sars-Cov-2 infiziert haben. Davon mussten 2 bis 3 Prozent ins Spital, also 200 bis 300 von 10'000 Infizierten. Das ist deutlich mehr, als bisher angenommen wurde.

Bei Millionen Geimpften in solch einer kurzen Zeitspanne stellt sich ausserdem die Frage, bei wie vielen Hospitalisierten nur ein zeitlicher Zusammenhang zur Impfung bestand und nicht unbedingt ein ursächlicher. Darüber gibt die Spitalstatistik keine Auskunft.

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