Nach 20-jähriger RestaurierungGrab des Neferhotep erstrahlt dank Lasern in altem Glanz
Die prächtigen Wandgemälde aus der Pharaonenzeit wurden mit moderner Technik freigelegt. Seit Sonntag ist die historische Ruhestätte für Touristen wieder eröffnet.

Als Christina Verbeek im Jahr 1999 die Grabkammer mit der Nummer TT 49 erstmals betrat, liess sich nur erahnen, dass sie gerade vor einem Wunder des ägyptischen Altertums stand: Das Grab des Neferhotep («Schön ist die Gnade») befand sich in einem prekären Zustand. Die Wände der unterirdischen Kammer waren mit einer dicken Russschicht überzogen, auf der sich wiederum Schmutz abgelagert hatte. An einigen Stellen hatten Experten versucht, den schwarzen Belag mit Lösungsmitteln zu entfernen – und damit eigentlich alles nur verschlimmert. Wie sollte man hier noch etwas retten, ohne dabei die prächtigen Wandgemälde zu zerstören?
Russschicht mit Laserstrahlen weggebrannt
Verbeek und ihre deutschen Kollegen entwickelten eine Strategie, die sich nach einigen Justierungen als sehr effektiv herausstellen sollte: Mit einem tragbaren, zwölf Kilogramm schweren Laser brannten sie die ölige Russschicht von den Wänden und reinigten die darunterliegenden Malereien. Indem der Laser nicht mit einem Lichtpunkt, sondern einer drei bis vier Millimeter breiten Lichtlinie arbeitete, konnte der schwarze Belag schichtweise abgetragen werden. An der Stelle, auf die die Laserstrahlen treffen, zerfallen die Russpartikel in eine kleine Rauchwolke.
Möglich wird diese Methode durch den Farbunterschied zwischen dunkler Schmutzschicht und hellem Untergrund: Auf dem schwarzen Belag wird das Licht absorbiert, die entstandene Energie löst die Russschicht, ohne jedoch die Farbe zu zerstören. Die darunterliegende, weisse Fläche reflektiert hingegen das Licht und bleibt dadurch unbeschädigt. Millimeter für Millimeter haben Verbeek und ihre Kollegen so die zwei Jahrhunderte lang verdeckten Wandgemälde freigelegt.
Restauration dauerte zwei Jahrzehnte
Am Sonntag wurde die historische Ruhestätte nach 20-jähriger Restaurierung wiedereröffnet und ist seitdem für Touristen zugänglich.
An den Wänden von Grabkammer TT 49 wird das Leben des ägyptischen Beamten Neferhotep nacherzählt. Besonders macht die Ruhestätte, dass sie zudem auch die vollständigste Darstellung des grossen Amun-Tempels in Karnak zeigt, die Forschern aus dieser Zeit bekannt ist. Als erster «Schreiber» der staatstragenden Gottheit Amun – eine besondere Rolle unter ägyptischen Offiziellen – verwaltete Neferhotep den Tempel bis ungefähr 1320 vor Christus.
Das Grab in der Nekropole al-Khokha, unweit des Tals der Könige gelegen, war bereits Ende des 18. Jahrhunderts entdeckt worden. 1826 kam dann der schottische Ägyptologe Robert Hay nach Theben (der heutigen Stadt Luxor) und gelangte durch ein Loch in die unterirdische Kammer. Auf dem Boden lagen Mumien verstreut, hauptsächlich beeindruckten ihn aber die prächtigen Wandmalereien. Hay hielt seine Entdeckung mit einem Bleistift fest. Es sollte sich als historischer Glücksfall für die Restauratoren herausstellen, die dadurch wussten, wie es in der Grabkammer einst ausgesehen hatte.
Mumien wurden kurz nach der Entdeckung zerstört
Denn als der französische Ägyptologe Jean-François Champollion – zur damaligen Zeit der führende Spezialist für die Entzifferung von Hieroglyphen – zwei Jahre später die historische Ruhestätte besuchte, waren alle Mumien verbrannt und die Wände russgeschwärzt. Erst eingehende Analysen sollten zeigen, was sich in der Grabkammer ereignet hatte: Einheimische hatten sie in der Zwischenzeit wohl als Wohnort genutzt und die Mumien, die sich im Inneren befanden, in Brand gesteckt. Der Qualm, der bei der Verbrennung der Körper entstand, verteilte sich durch einen Kamin in der gesamten Kammer – und führte dazu, dass die Malereien unter einer fettigen Russschicht verschwanden.
Das Grab des Neferhotep in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, war eine zähe Angelegenheit für die Restauratoren. Doch mit ihrer Arbeit haben sie auch ein höheres Ziel erfüllt: «Es geht darum, dem Kunstwerk seine Würde zurückzugeben, denn auch nur so wird es in Zukunft entsprechend behandelt», sagte Verbeeks Kollegin Susanne Brinkmann in einem Interview mit der Gerda-Henkel-Stiftung, die das Projekt finanziell unterstützt hat. «Eine verrusste Wandmalerei, Bilder und Texte, die man nicht lesen kann, sind nicht nur für die Wissenschaft verloren, sie werden auch weniger geschützt.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.