3:3 gegen Island«Vogelwild», «naiv», «charakterlos»: Schweizerinnen verspielen den Sieg
Die Schweiz führt in Island mit 2:0 und 3:1, kriegt sogar noch ein Eigentor geschenkt. Dass es am Ende nur zu einem Remis reicht, macht die Spielerinnen wütend.

Es sind deutliche Worte, die Captain Lia Wälti nach dem Länderspiel gegen Island wählt. «Das ist unglaublich frustrierend», sagt sie im Interview mit SRF, «das Spiel war auf beiden Seiten vogelwild, aber uns fehlt in gewissen Situationen einfach der Charakter. Wir spielen zu naiv, und dafür sind wir heute brutal bestraft worden.»
Was Wälti so aufgebracht hat, ist ein denkwürdiges Spiel in der Nations League. Für die Schweizerinnen ging es in Reykjavik ja gegen den drohenden Abstieg aus der Gruppe A und um den ersten Sieg im EM-Jahr 2025. Das ist nicht geglückt – dabei war es doch der perfekte Auftakt.
Nach 17 Minuten führt die Schweiz mit 2:0. Géraldine Reuteler und Smilla Vallotto schiessen die beiden Tore, und es deutet nichts darauf hin, dass die Schweiz in diesem Spiel noch mal Probleme bekommt. So desorientiert treten die Gastgeberinnen auf. Selbst nach dem 2:1 kurz vor der Pause rechnet niemand mehr damit, dass die Partie noch umkämpft werden könnte.
Ein Eigentor aus knapp 40 Metern
Nach der Halbzeit ist es dann aber ein total anderes Bild: Zwar schiesst Island gleich in der 46. Minute ein Eigentor aus knapp 40 Metern. Aber dann kippt die Partie und ist kaum noch zu erkennen im Vergleich zur ersten Hälfte. Denn jetzt sind es die Isländerinnen, die überlegen sind. Und die Schweiz kriegt kaum noch einen Fuss vor den anderen.
Karolina Vilhjalmsdottir schiesst nach der Pause zwei Tore, insgesamt sind es drei von ihr in diesem Spiel. Es steht 3:3, und dann sieht Reuteler die Gelb-Rote Karte für eine vermeintliche Schwalbe. In diesem Moment spricht plötzlich nichts mehr für die Schweizerinnen.
Es ist vielleicht die einzige gute Nachricht für Pia Sundhage und ihr Team, dass sie immerhin das Unentschieden über die Zeit retten können. Aber am Ende fühlt sich dieses 3:3 wie eine weitere Niederlage an. Denn nicht nur Wälti ist nach dem Abpfiff genervt über die fehlende Abgeklärtheit der Schweiz.
In der Gruppe A2 stehen die Schweizerinnen mit zwei Punkten weiterhin auf dem letzten Platz, und ihnen droht der Abstieg aus der höchsten Gruppe der Nations League. Der Auftritt in Island wirft aber auch im Hinblick auf die immer näher rückende EM weitere Fragen auf.

Island

Schweiz
Ecke Schweiz
Die erste Ecke der Schweizerinnen – und gleich mal eine Kostprobe der beiden Neuen. Ballesté spielt einen weiten Ball in den Strafraum zu Fölmli. Island kann klären und die Ecke bringt keine weitere Gefahr.
Chance Island
Der erste Abschluss der Isländerinnen. Der Ball kommt zu Sigurdardottir, doch der Schuss der Verteidigerin geht weit über das Tor von Elvira Herzog.
Perfekter Start
Für das Team von Pia Sundhage ist das natürlich der perfekte Start in diese wichtige Partie. Mit der Führung im Rücken kann man sich nun etwas fallen lassen, abwarten, wie die Gegnerinnen reagieren, und mögliche Freiräume nutzen.
1:0 durch Reuteler
Erster Angriff, erster Abschluss, erstes Tor. Die Schweiz führt durch einen Treffer von Géraldine Reuteler mit 1:0. Dabei haben wir doch eben noch darüber diskutiert, wie die Schweizerinnen mal wieder einen Treffer erzielen können. Doch dann hat die Bundesliga-Spielerin Reuteler viel zu viel Platz und hat keine Probleme damit, den Ball in die entfernte Ecke zu schieben.
1
Los gehts, der «Final» gegen Island läuft – aber erst im zweiten Versuch. Da waren die Gastgeberinnen etwas zu schnell.
Die Teams betreten den Rasen
Die beiden Teams betreten den Kunstrasen und eins kann man schon jetzt festhalten: Die Kulisse ist deutlich bescheidener als am Freitag in St. Gallen, da waren mehr als 10’000 Zuschauende im Stadion. Heute ist es eher die Variante «regionaler Sportplatz um die Ecke».
So spielt Island
Die Gastgeberinnen treten mit so vielen Buchstaben an, dass sie fast nicht auf das grüne Spielfeld der Uefa passen. Was man aber ohne Probleme erkennen kann: Im Gegensatz zu den Schweizerinnen setzt Islands Nationaltrainer Þorsteinn Halldorsson auf eine Vierer- und nicht auf eine Fünferkette.

So spielt die Schweiz
Die Antwort liefert Sundhage mit ihrer Aufstellung direkt hinterher. Und dort sehen wir im Vergleich zum Spiel gegen Frankreich gleich fünf neue Namen in der Startelf: Laia Ballesté, Iman Beney, Ana-Maria Crnogorcevic, Géraldine Reuteler und Svenja Fölmli.
Speziell ist dies besonders für zwei Spielerinnen: In der Verteidigung gibt Ballesté nämlich ihr Länderspiel-Debüt. Die 26-jährige Schweiz-Spanierin spielt bei Espanyol Barcelona und war ähnlich überraschend ins Aufgebot der Schweizerinnen gerutscht wie Stefan Gartenmann zuletzt bei den Männern.
Besonders ist die Partie aber sicher auch für Fölmli. Nach zwei Kreuzbandrissen in drei Jahren ist die Stürmerin des SC Freiburg nun wieder mit dabei und könnte das Tor-Problem der Schweiz beheben.

Spielen Crnogorcevic und Bachmann?
Beim 0:2 gegen Frankreich verzichtete Nationaltrainerin Sundhage auf die Routiniers Ana-Maria Crnogorcevic und Ramona Bachmann in der Startelf. Verständlich, da die Anreise aus den USA beschwerlich ist und die Saison dort gerade erst begonnen hat.
Man darf also gespannt sein, ob Sundhage den beiden Spielerinnen von Beginn an eine Chance gibt. Immerhin braucht die Schweiz dringend Tore – und zuletzt war es ein Problem, zu guten Chancen zu kommen. Vielleicht sind Bachmann und Crnogorcevic gegen Island ja die Lösung.

Klingende Namen bei Island
Wir können uns heute auf klingende Namen bei den Isländerinnen freuen. Alexandra Johannsdottir, Sædis Heidarsdottir oder Emilia Asgeirsdottir. Doch der bekannteste Name ist sicher Glodis Viggosdottir. Die 29-Jährige vom FC Bayern München steht aktuell bei 134 Länderspielen und ist die Rekord-Nationalspielerin Islands.
Und eine kleine Bemerkung noch am Rande: Für den Live-Ticker wird heute Abend die Kopieren-Einfügen-Option ganz entscheiden werden!

Blick auf die Tabelle
Bevor es losgeht, schauen wir auf die Tabelle der Gruppe A2 und sehen dort, dass die Schweiz ganz unten steht. Drei Spiele, kein Sieg, nur ein geschossenes Tor – das ist nicht das, was man sich von der Nations League erhofft hatte.
Bei einer weiteren Niederlage ist der Abstieg kaum noch abzuwenden. «Halb so wild», könnte man meinen, immerhin ist die EM in diesem Jahr das grosse Ziel. Aber der Gang in Gruppe G hätte natürlich Konsequenzen im Hinblick auf die Zukunft.
Der Weg an die WM 2027 wäre für die Schweizerinnen umso schwieriger. Und nicht nur darum sagt Captain Lia Wälti vor dem Spiel gegen Island: «Wir wollen oben bleiben – und dafür braucht es einen Sieg».

Herzlich Willkommen…
… zum Länderspiel der Schweizerinnen gegen Island. Und das ist ja nicht irgendein Spiel, sondern in der Nations League geht es für das Team von Nationaltrainerin Pia Sundhage heute bereits gegen den Abstieg aus der Liga A. Die Schweizerinnen warten noch immer auf ihren ersten Sieg in einem Turnier, das gleichzeitig als Vorbereitung für die EM in diesem Sommer dient.
Man darf also gespannt sein, ob das Team eine Reaktion auf die Niederlage gegen Frankreich zeigen kann, ob man die offensiven Probleme in den Griff kriegt – und ob man den ersten Sieg in der Nations League feiern kann.
Fehler gefunden?Jetzt melden.