Aussagen zur Einsiedler FasnachtNationalrat Gmür hat Ärger mit Pfadi-Kollegen
Als Präsident der Pfadistiftung müsse Alois Gmür ein Vorbild sein und dürfe nicht Verstösse gegen Corona-Regeln gutheissen, empören sich Pfadfinder.
![Hemdsärmliger Politiker: Alois Gmür hat Hunderte von E-Mails erhalten. Er könne sie unmöglich alle beantworten, nur löschen.](https://cdn.unitycms.io/images/8TIPdQooKc3BzVngd_z_UY.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=q410cb2edLw)
Alois Gmür v/o Spund präsidiert seit 2017 die Pfadistiftung, welche die Bewegung finanziell und politisch unterstützt. Schlagzeilen machte der Mitte-Nationalrat in den letzten Tagen aber nicht als Pfadfinder, sondern mit seinen Aussagen zum Einsiedler «Sühudiumzug».
Er wohnte dem fasnächtlichen Treiben bei und sah, dass viele keine Masken trugen und die Corona-Abstände nicht einhielten. Verurteilen mag er dies freilich nicht. Die Fasnacht lasse sich in der Zentralschweiz nicht verbieten. «Das ist ein Virus, das die Menschen auch befällt. Da muss man hingehen, mit oder ohne Corona-Pandemie», sagte er «20 Minuten».
![«Da muss man hingehen, mit oder ohne Corona-Pandemie»: Alois Gmür im Interview.](https://cdn.unitycms.io/images/8iNWW8pqqrU8iz177MgfNH.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=a3ejkYFY3zA)
Nicht nur bei Mitte-Präsident Gerhard Pfister kam das schlecht an (lesen Sie hier dessen Kritik). Auch Pfadfinder-Kollegen empören sich. «Als Stiftungsratspräsident sollte Gmür ein Vorbild sein», findet Kurt Egli v/o Pluto. Die Pfadi sei für viele ebenfalls ein Virus, wie die Fasnacht. «Aber keinem der Leiter käme es in den Sinn, mit einer derart abstrusen Begründung Pfadiveranstaltungen stattfinden zu lassen», sagt der ehemalige Abteilungsleiter und heutige Silver Scout.
Er ist nicht der Einzige, der sich aufregt. Der Geschäftsführer der Pfadistiftung, Rolf Steiner v/o Plato, weiss von einem halben Dutzend Schreiben von Spendern und anderen Pfadfindern. Weitere Unmutsbekundungen habe Alois Gmür direkt erhalten. «Er ist glaub genug bestraft», versucht Steiner den Ball flach zu halten.
Tatsächlich habe er Hunderte von E-Mails erhalten, so Gmür. «Ein Drittel positiv, zwei Drittel negativ. Ich kann sie unmöglich alle beantworten, nur löschen.» Er betont jedoch, er habe nichts Illegales gemacht und wolle der Pfadi nicht schaden.
«Bin mir meiner Vorbildfunktion bewusst»
Empörten Pfadfindern lässt die Stiftung folgendes Statement des Präsidenten zukommen: «Ich habe das Einsiedler Fasnachtstreiben als Zuschauer vor meinem Haus beobachtet. Dabei hat mich das ‹Fasnachts-Virus› angesteckt und unvorsichtig gemacht. Ich bin mir meiner Vorbildfunktion bewusst und bedaure, dass mein Verhalten der Pfadistiftung schaden könnte.»
In Interviews zeigt sich der Einsiedler Bierbrauer, dessen Umsatz wegen Corona um 75 Prozent eingebrochen ist, weniger bedauernd. Er stehe nach wie vor zu seinen Aussagen, so Gmür gegenüber CH Media: «Narren und Kinder sagen die Wahrheit, sagt man. 1000 Leute waren dabei. Die scheren sich kein bisschen mehr um die Verbote.» Gerhard Pfister möge nun «den Oberlehrer machen». Aber: «Die Fasnacht wurde immer schon benützt, um aufmüpfig zu sein und der Obrigkeit zu trotzen.»
«Das ist nicht das, was die Pfadi empfehlen würde», sagt Daniela Diener v/o Capri, Sprecherin der Pfadibewegung. Gmür habe seine Aussagen als Privatperson gemacht, nicht als Stiftungsratspräsident. Im Übrigen tue er auch viel Gutes für die Pfadi, indem er sich im Bundeshaus für die Bewegung einsetze.
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