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Nach US-Attacke
Die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts ist so gross wie nie

epa11121741 US President Joe Biden (R) watches as a US Army carry team moves a flag-draped transfer case containing the remains of US Army Sergeant Jerome Rivers, during a dignified transfer of fallen US service members, at Dover Air Force Base in Dover, Delaware, USA, 02 February 2024. US Army Sergeant Jerome Rivers. US Army Sergeant Breonna Moffett, and US Army Sergeant Kennedy Sanders died in a drone strike on 28 January at a military base in Jordan; forty other US troops were also injured in the attack. The enemy drone, which the White House has blamed on an Iran-backed militia, may have been mistaken for a US drone and left unimpeded, according to a preliminary report.  EPA/MICHAEL REYNOLDS
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Seit die USA am Freitagabend mehrere Ziele in Syrien und im Irak mit Raketen angegriffen haben, ist die Gefahr einer Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten grösser denn je. US-Präsident Biden hatte die Angriffe autorisiert, er reagierte damit auf einen Drohnenangriff auf eine US-Basis in Jordanien vom vergangenen Sonntag, bei dem drei amerikanische Militärangehörige getötet und mehr als 40 verletzt worden waren.

Laut Angaben des US-Militärs seien 85 Ziele mit mehr als 125 Raketen attackiert worden, allerdings, das betonte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weissen Haus, John Kirby, habe man die Ziele sehr bewusst ausgewählt, um zivile Opfer zu vermeiden. Es sei darum gegangen, militante Gruppen in der Region zu treffen, die in den vergangenen Monaten mehr als 160 Angriffe auf US-Basen im Nahen Osten verübt hätten. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete später, dass mindestens 18 Mitglieder proiranischer Milizen bei den Luftangriffen getötet worden seien. Lokale Medien berichteten auch über tote Zivilisten.

Bis zum vergangenen Sonntag waren die Attacken der islamischen Milizen weitgehend folgenlos geblieben, die USA reagierten daher zunächst nicht militärisch – auch deshalb, weil sie eine Eskalation in der Region vermeiden wollen. Das war nach Ansicht der US-Regierung infolge der tödlichen Attacke in Jordanien jedoch nicht mehr möglich.

Biden sagte am Freitag: «Am vergangenen Sonntag sind drei amerikanische Soldaten in Jordanien bei einem Drohnenangriff von Milizen getötet worden, die von den iranischen Revolutionären Garden unterstützt werden.» Er fügte an: «Unsere Antwort hat heute begonnen.» Diesen letzten Satz darf man wohl so verstehen, dass die USA weitere Angriffe planen. John Kirby sagte, dass es «sehr wahrscheinlich» sei, dass die USA sich nicht auf diese eine Attacke beschränken würden, sondern weitere Ziele angreifen werden. In Washington hiess es zudem, dass neue Attacken in den kommenden Tagen, Wochen und sogar Monaten erfolgen könnten.

Der Irak reagierte auf den Vergeltungsschlag. Die Angriffe verletzten die Souveränität des Irak, sagte ein Sprecher des Oberbefehlshabers der irakischen Streitkräfte. Die US-Angriffe stellten eine Bedrohung dar, «die den Irak und die Region in unvorhersehbare Konsequenzen hineinziehen wird, und ihre Folgen werden für die Sicherheit und Stabilität im Irak und in der Region schrecklich sein», sagte der Sprecher.

Bemerkenswert ist, dass die Vereinigten Staaten die Angriffe nicht von einem ihrer Stützpunkte in der Region ausführten, sondern B-1B-Bomber von einer Militärbasis in Texas schickten. Die Flugzeuge mussten rund 10’000 Kilometer zurücklegen und seien teils in der Luft aufgetankt worden, hiess es. Das sei, so das Pentagon, auch als Zeichen der militärischen Stärke gedacht. Dieses Vorgehen dürfte jedoch auch der Tatsache geschuldet sein, dass die amerikanischen Verbündeten im Nahen Osten es derzeit bevorzugen, dass die USA solche Attacken nicht von Stützpunkten auf ihrem jeweiligen Staatsgebiet ausführen, damit sie nicht als Verbündete Israels bezeichnet werden können.

«Wenn Sie einem Amerikaner Schaden zufügen, werden wir antworten»

«Die Vereinigten Staaten wollen keinen Konflikt im Nahen Osten oder irgendwo sonst auf der Welt», wiederholte Biden am Freitag nach den Vergeltungsschlägen einmal mehr. Vor allem wollen die USA keinen offenen Konflikt mit dem Iran, wie das Pentagon seit Wochen betont. Biden ergänzte: «Aber alle, die uns schaden wollen, sollen dies wissen: Wenn Sie einem Amerikaner Schaden zufügen, werden wir antworten.»

Explosionen im Irak – US-Streitkräfte flogen Angriffe auf 85 Stellungen.

Die Konflikte in der Region spitzten sich am 7. Oktober des vergangenen Jahres entscheidend zu, als Mitglieder der palästinensischen Terror-Organisation Hamas einen brutalen Überfall auf Israel verübten und 1200 Israelis auf teils bestialische Weise ermordeten. Während des noch andauernden Gegenschlags Israels sind seither laut palästinensischen Angaben in Gaza 26’000 Menschen ums Leben gekommen.

Die USA versuchen seit geraumer Zeit, einen Waffenstillstand in Gaza auszuhandeln. Das liegt auch daran, dass Biden innenpolitisch zunehmend unter Druck gerät: Eine nennenswerte Zahl von Mitgliedern seiner Partei kritisiert ihn offen wegen seiner bedingungslosen Unterstützung Israels. Er vernachlässige das Leid der palästinensischen Zivilisten, lautet der Vorwurf. Zuletzt war CIA-Chef Bill Burns damit beauftragt, mit den vermittelnden Ägyptern und Katarern sowie Vertretern Israels zu sprechen. Ziel ist es, dass die 130 israelischen Geiseln freikommen, die sich immer noch in der Gewalt der Hamas befinden. Im Gegenzug sollen während einer längeren Feuerpause Hilfslieferungen nach Gaza gebracht werden können.

Der Iran hat am Freitag ebenfalls verlauten lassen, dass man kein Interesse an einem Krieg mit den USA habe. Mit einer erwartbaren Einschränkung: Sollte man angegriffen werden, sei man für eine Antwort vorbereitet. Die weiteren Attacken der USA dürften so geplant werden, dass sie einerseits ein Zeichen an Milizen wie Kataib Hisbollah im Irak und die Huthi in Jemen senden, zugleich aber den Iran nicht in eine Situation bringen, in der das Regime den Eindruck hat, unmittelbar militärisch reagieren zu müssen. Auf diesem Grat wird Biden wandeln wollen.

Während die Bomber aus Texas am Freitag in der Luft waren, nahm Joe Biden, wohl wissend, dass der Gegenschlag bereits lief, an einer Trauerfeier für die drei getöteten amerikanischen Soldaten im Bundesstaat Delaware teil. William Rivers (†46), Kennedy Sanders (†24), und Breonna Moffett (†23) wurden posthum befördert.