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Schweizer Beachvolleyball
Plötzlicher Rücktritt mit 24 – kommt es jetzt zum grossen Umbruch?

Switzerland's Nina Brunner, left, and Tanja Hueberli hold up their bronze medals in women's beach volleyball at the 2024 Summer Olympics, Saturday, Aug. 10, 2024, in Paris, France. (AP Photo/Louise Delmotte).Nina Brunner,Tanja Hueberli
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Es herrscht Feststimmung auf dem Bundesplatz. An der Schweizer Meisterschaft geben sich die Beachvolleyballerinnen ein letztes Stelldichein, mit den Titeln von Florian Breer/Marco Krattiger bei den Männern und Tanja Hüberli/Nina Brunner bei den Frauen endet eine lange Saison – und vielleicht noch mehr als das.

Den Stein ins Rollen brachte vergangene Woche Esmée Böbner mit ihrer Rücktrittsankündigung. Die Meldung ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Böbner ist erst 24, sie hätte die besten Jahre als Beachvolleyballerin noch vor sich. Und sie ist in dieser Saison an der Seite von Zoé Vergé-Dépré so richtig durchgestartet: Platz 3 am Elite-16-Turnier in Brasília, Sieg am Challenger-Turnier in Guadalajara, Vorstoss in den Olympia-Viertelfinal und zuletzt EM-Bronze.

Doch nicht nur wegen des überraschenden Rückzugs der Luzernerin stehen die Zeichen im Schweizer Beachvolleyball auf Wandel. Da ist auch die Trennung der Olympia-Bronzemedaillen-Gewinnerinnen von 2021, Joana Mäder und Anouk Vergé-Dépré. Und da ist ebenso der Abgang des langjährigen Nationaltrainers Christoph Dieckmann, des Förderers von Nina Brunner und Tanja Hüberli, die in Paris Bronze holten.

Die wichtigste Frage: Was machen Brunner und Hüberli?

An sich ist ein Wechsel nach Olympia nichts Besonderes. Beachvolleyball richtet sich stark auf die Spiele aus, geplant wird in vierjährigen Zyklen. Nach Tokio hatte Swiss Volley den Vorteil, dass Vergé-Dépré/Mäder und Brunner/Hüberli weitermachten. Die beiden Teams gehören seit Jahren zur erweiterten Weltspitze, was für ein so kleines Land ein Glücksfall ist. Hinzu kam der Aufstieg von Böbner/Vergé-Dépré. Über das World Ranking hätten sich alle drei Teams für Olympia qualifiziert, weil nur zwei pro Nation zugelassen sind, mussten Vergé-Dépré/Mäder über die Klinge springen.

ARCHIV - ZUR MELDUNG, DASS DIE BEACHVOLLEYBALLERIN ESMEE BOEBNER IHRE LAUFBAHN NACH DEN SCHWEIZERMEISTERSCHAFTEN IN BERN BEENDEN WIRD, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Esmee Boebner, right, and Zoe Verge-Depre of Switzerland competes during the games against Mariafe Artacho del Solar and Taliqua Clancy, left, of Australia during the women's beach volleyball quarterfinals match at the 2024 Paris Summer Olympics in Paris, France, Tuesday, August 6, 2024. (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Nun aber könnte ein grösserer Einschnitt erfolgen. Mäder wird sicher bis Ende Jahr pausieren, Anouk Vergé-Dépré will weiterspielen. Zudem ist unklar, ob Brunner und Hüberli weitermachen. Die beiden sind 32 respektive 28 Jahre alt, die Frage, ob sie nochmals einen ganzen Olympia-Zyklus mit all den Strapazen auf sich nehmen, ist berechtigt. «Wir haben alles auf Paris ausgerichtet. Es sind nach wie vor viele Emotionen da, wir brauchen noch etwas Zeit, um uns festzulegen», sagt Brunner. Sicher keine Option ist ein Neustart mit frischen Partnerinnen. Seit neun Jahren spielen sie schon zusammen, 2024 sind sie mit zwei Turniersiegen auf der Pro Tour und Olympia-Bronze definitiv in der Weltspitze angekommen. Hüberli sagt: «Wir sind jetzt wirklich gut und profitieren davon, was wir aufgebaut haben. Zudem sind wir gut befreundet. Wenn wir beide weiterspielen, dann gibt es keinen Grund, uns zu trennen.»

Es könnte zum Schwestern-Duo kommen

Die Frage nach der passenden Partnerin müssen sich nun Zoé und Anouk Vergé-Dépré stellen. An sich liegt die Lösung auf der Hand: Die Schwestern schliessen sich zusammen. Schliesslich haben sie bereits zusammen gespielt, zudem verstehen sie sich hervorragend. Konkret dazu äussern wollen sie sich nicht, zumal Letztere gerade mit einer Lungenentzündung flachliegt. Gespräche aber hätten sie schon geführt, sagt Zoé Vergé-Dépré. «Ich kann mir das vorstellen. Aber wir wissen beide, was es braucht, um als Team zu funktionieren, und wo die Gefahren sein könnten.» Sie will nun zuerst etwas Abstand von den turbulenten letzten Monaten gewinnen und dabei auch andere Optionen prüfen.

«Wir haben in den acht Jahren so viel Zeit zusammen verbracht. Ich kenne Esmée so gut wie kaum jemand anderes», sagt die 26-Jährige. Entsprechend emotional war das Gespräch einen Tag nach dem Olympia-Out. Und doch kam für Vergé-Dépré der Entscheid Böbners nicht ganz unerwartet, sie spürte deren Lust auf eine Veränderung. «Wenn ich spiele, muss mir das Spass machen. Doch ich habe in letzter Zeit gemerkt: All das, worauf man als Spitzensportlerin verzichten muss, hat Überhand genommen. Das hat mein inneres Feuer geschmälert», sagt Böbner. Sie freut sich nun mit dem Studium im Gesundheitsbereich auf eine neue Herausforderung.

Die Frage geht an Sebastian Beck, Leiter Leistungssport Beachvolleyball beim Verband: Sind Sie vom Rücktritt Böbners überrascht worden? «Aus sportlicher Sicht ja. Weil wir uns erhofft haben, dass sie mindestens zwei Olympia-Zyklen machen würde, ihre spielerischen Fähigkeiten noch nicht ausgereizt sind. Aber wenn man den Menschen hinter der Sportlerin betrachtet und weiss, wie er funktioniert, dann nicht.» In diesen Tagen führt Beck viele Gespräche mit Spielerinnen und Trainern. Zu möglichen Konstellationen mag er sich nicht äussern. Bis Anfang Oktober möchte Beck jedoch Klarheit darüber haben, in welche Richtung es geht.