Nach Debakel gegen Aufsteiger«Zirkusnummer»: Zuberbühler, Sforza und Xhaka wettern über FC Basel
Der FCB verliert zu Hause 0:3 gegen Stade Lausanne-Ouchy. Für Pascal Zuberbühler ist klar, wer wegmuss: der Trainer, der auch Sportchef ist – Heiko Vogel.
Die Spieler schleichen vom Rasen, sie werden vom eigenen Publikum ausgepfiffen, ausgebuht, verhöhnt. Goalie Marwin Hitz bemüht sich noch, mit Fans aus der Muttenzerkurve ins Gespräch zu kommen, bevor er sich in die Kabine verabschiedet. Der Versuch dauert nur ein paar Sekunden. Die Videoaufnahmen lassen erahnen, dass Hitz verbal auf übelste Weise angegangen wird.
Die Zahlen zur Wut sehen so aus: 0:3 gegen Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy verloren. Nur fünf Punkte aus acht Spielen. Schlechter und trotzdem punktgleich mit Basel stehen in der Super League lediglich GC und Lausanne-Sport da.
Während die Zuschauer im St.-Jakob-Park aufgebracht wie schon lange nicht mehr sind, ist beim Pay-TV-Sender Blue Experte Pascal Zuberbühler im ersten Moment noch «schockiert». Kurz darauf wird sich der frühere Goalie des FCB und der Schweizer Nationalmannschaft in Rage reden.
Im Mittelpunkt von Zuberbühlers Kritik: Heiko Vogel. Gerade war der Deutsche noch Sportdirektor beim FCB. Jetzt ist er auch Trainer. Oder besser: Er ist erneut Trainer.
Heiko Vogel ist Sportchef, als er zusammen mit Clubpräsident David Degen im Februar dieses Jahres Alex Frei entlässt und sich selbst als Trainer einsetzt. Heiko Vogel ist wieder Sportchef, als sich die Ereignisse bei Timo Schultz in der vergangenen Woche wiederholen. Schultz wird am Freitag entlassen, Vogel bleibt «bis auf weiteres» Trainer, wie die FCB-Führung sagt.
Am Sonntag gegen Stade Lausanne-Ouchy steht Vogel deshalb zuerst besonders unter Beobachtung. Und dann besonders in der Kritik, weil der FCB zum dritten Mal in dieser Saison gegen einen Aufsteiger verliert und mittlerweile sechsmal in Folge nicht gewonnen hat.
Im Stadion wird Vogel noch lauter ausgepfiffen als die Spieler. Nach dem Match meldet sich ziemlich schnell Granit Xhaka, früher FCB-Profi, heute Captain des Nationalteams. Er schreibt auf Instagram:
Und im Studio von Blue im zürcherischen Volketswil sitzt eben Zuberbühler gemeinsam mit Ciriaco Sforza und legt los: «Es ist tragisch, was abgeht», sagt er zuerst. Und schiebt dann nach: «Der Auftritt war eine Katastrophe.»
Sforza, auch er früherer Nationalspieler und vor drei Jahren selbst während kurzer Zeit FCB-Trainer, findet, dass sich Vogel gerade «ganz eigenartig verhält». Er sieht «intern grössere Probleme» und ist der Ansicht, dass nicht Schultz dafür verantwortlich gemacht werden kann. «Das Problem sind andere», glaubt er, «da stimmen menschliche Dinge nicht mehr.»
Menschliche Dinge? Bis nach Volketswil könne er riechen, sagt Zuberbühler, dass in Basel etwas nicht in Ordnung sei. Und Zuberbühler macht auch klar, wer für ihn Hauptschuldiger ist für die desaströse Situation von Club und Mannschaft: «Ich gehe sehr hart ins Gericht mit Heiko Vogel.»
Mit Vogel weitermachen? «Ich sage klar: Keine Chance!»
Zuberbühler sagt es nicht so direkt. Gleichwohl dringt durch, was er denkt: Er hält wenig vom Menschen Heiko Vogel. Er hält wenig davon, wie der Sportdirektor mit seinen Trainern umgegangen ist. Und er lässt keinen Zweifel daran, dass er sich so schnell wie möglich von Vogel trennen würde, wäre er beim FCB in entsprechender Funktion: «Ich frage mich: Willst du in dieser Situation mit Heiko Vogel weiterfahren? Ich sage klar: No way! Keine Chance!»
Ob als Trainer oder als Sportdirektor – der FCB werde mit Vogel «keine Chance mehr haben», glaubt Zuberbühler. «Du kannst Heiko Vogel nicht mehr als Trainer an der Seitenlinie stehen lassen, das geht nicht. Als Sportchef kannst du ihn auch nicht mehr zurückbringen, das ist eine riesige Zirkusnummer. Das darfst du nicht mehr. Und ich bin mir sicher: David Degen weiss das auch.»
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