Nach Besetzung in ZürichKesselhaus am Zürcher Letten soll zum Hallenbad werden
Im einst besetzten EWZ-Gebäude in Wipkingen kann die Stadt eine Schulschwimmanlage einbauen. Diese solle aber auch der Bevölkerung offenstehen, fordert das Stadtparlament.
Mit 87 zu 25 Stimmen hat der Gemeinderat am Mittwochabend einen Kredit von 2,5 Millionen Franken bewilligt, damit die Stadt eine Schulschwimmanlage im ehemaligen Kesselhaus des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich auf dem Lettenareal projektieren kann.
Das über hundertjährige Gebäude an der Limmat, welches das EWZ derzeit noch als Lager nutzt, soll ab 2029 für rund 20 Jahre als Schulschwimmanlage dienen. Das Hallenbad soll «mit möglichst geringem Eingriff in das denkmalgeschützte Gebäude ein- und wieder rückgebaut werden können», heisst es in der Weisung des Stadtrats.
Baukosten werden auf 17 Millionen geschätzt
Das ehemalige EWZ-Kesselhaus ist laut dem Stadtrat in einem schlechten Zustand und muss instand gesetzt werden. Die Kosten für die Sanierung und den Einbau des Schwimmbads schätzt er – inklusive Reserven – auf rund 17 Millionen Franken. Mit dem Bau will er im Sommer 2027 beginnen.
Die Schwimmanlage soll in erster Linie den umliegenden Schulen zugutekommen. Die bestehenden Becken im Schulkreis Waidberg können laut dem Stadtrat den Bedarf nicht mehr decken. Einige Klassen müssten derzeit für den obligatorischen Schwimmunterricht in die Hallenbäder Bläsi und Oerlikon ausweichen.
Vom neuen Schwimmbad im Kesselhaus sollen aber nicht nur Schulkinder profitieren. Ausserhalb der schulischen Betriebszeiten will die Stadt die Badi auch dem freiwilligen Schulsport und den Vereinen zur Verfügung stellen.
Das genügte der SP nicht. Sie stimmte dem Projektierungskredit zwar zu, forderte aber per Postulat, dass das Hallenbad ausserhalb der Schulzeiten auch für die Bevölkerung geöffnet wird. Es sei bedauerlich, dass an dieser Lage nicht «etwas grösser und langfristiger» gedacht werde, heisst es im Postulat von Liv Mahrer und Tamara Bosshardt.
Die öffentliche oder vereinsmässige Nutzung von Schulschwimmanlagen ausserhalb der Schulzeiten werde in einigen Schwimmbädern der Stadt bereits erfolgreich praktiziert. Mit einer Öffnung auch für die Bevölkerung lohne sich der Einbau im Fall des EWZ-Kesselhauses gleich doppelt. Das Postulat wurde ohne Gegenstimme an den Stadtrat überwiesen.
Grüne und AL: Kultur und nicht kommerzielle Angebote
Grüne und AL lehnten den Projektierungskredit ab. Sie forderten einen alternativen Standort für die Schulschwimmanlage und wollten das Kesselhaus nach der Sanierung für Kultur und nicht kommerzielle Angebote nutzen. «Wir haben eine andere Vision für dieses historische Gebäude», sagte Urs Riklin (Grüne). An einem derart attraktiven Ort in der Stadt brauche es eine öffentliche Nutzung. Auch Sophie Blaser (AL) forderte eine kulturelle Nutzung. Doch der Rückweisungsantrag scheiterte klar.
Bauvorsteher André Odermatt (SP) betonte die Bedeutung der neuen Schulschwimmanlage an diesem Ort in Wipkingen. Kurz- und mittelfristig stehe kein alternativer Standort zur Verfügung.
Polizeiliche Räumung
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden ist das EWZ-Kesselhaus am Letten Ende Oktober 2022. Damals wurde das Gebäude von Aktivistinnen und Aktivisten besetzt. Sie wollten es in einen «Ort für unkommerzielle Kultur und politischen Austausch» verwandeln. Das EWZ reichte Strafanzeige ein, worauf das Gebäude polizeilich geräumt wurde.
Auch für den ans Kesselhaus anschliessenden Burrischopf hat die Stadt neue Pläne: eine Energiezentrale. Bis zum Baustart 2027 kann der Burrischopf zwischengenutzt werden. Der Quartierverein Wipkingen hat dazu Ideen gesucht, inzwischen wurde ein Betreiberverein gegründet.
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