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Dorsey, Bezos und Co.
Müde Kämpfer im Silicon Valley

Im Silicon Valley treten die prägenden Gründer ab. 
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2011 moderierte der damalige US-Präsident Barack Obama ein Twitter-Townhall-Treffen mit Jack Dorsey. Die Regierung setzte grosse Hoffnungen auf High-Firmen wie Twitter und sah in Dorsey einen Garanten einer demokratischen, egalitären Gesellschaft. Zehn Jahre später erscheinen solche Träume als hoffnungslos naiv. Aus den gehätschelten sozialen Medien sind globale Techkolosse geworden, die ihre Macht fast unbeschränkt ausweiten konnten.

Doch nun ist der grosse Generationenwechsel im Silicon Valley in Gang gekommen. Jack Dorsey ist aus Twitter ausgestiegen, Elon Musk und Jeff Bezos wenden mehr Zeit denn je für ihre Leidenschaft, die Eroberung des Weltalls, auf. Auch Alibaba, Google, Instagram, Microsoft, Netflix, Apple und Salesforce werden nicht mehr oder nicht allein von ihren Gründern geführt.

Der Einzige, der sich an seine Macht krallt, ist der jüngste der Techbarone: Mark Zuckerberg. Er führt Facebook, Instagram und Whatsapp und hat seine Position mit der Holdinggesellschaft Meta noch mehr gefestigt. Der Verwaltungsrat ist ihm untertan und lässt ihn gewähren. Doch hartnäckig halten sich Gerüchte, wonach Sheryl Sandberg ihre Rolle als Nummer zwei des Konzerns aufgeben könnte. Überraschen würde dies niemanden.

Manager ersetzen Visionäre

Techfirmen werden an der Börse mit einer Prämie gehandelt, wenn sie von visionären Gründern geführt werden. Bain Capital fand heraus, dass die von den Gründern geführten Firmen über 15 Jahre dreifach höhere Gewinne erwirtschafteten als die 500 grössten US-Firmen im Schnitt.

Der Ex-Twitter-Chef Jack Dorsey ist heute Krypto-Influencer. 

Eine weitere Studie der Krannert School of Management stellte fest, dass Unternehmensgründer mehr Mut als Manager-CEOs hatten, neue, innovative Ideen umzusetzen und das Unternehmen in eine neue Richtung zu lenken. Ein gutes Beispiel ist Apple, wo Steve Jobs den Sprung vom Computerhersteller zum IT-Service-Konzern mit dem iPhone als Anker wagte. Oder Amazon: Jeff Bezos baute den Online-Buchladen zum führenden Anbieter von privaten Cloud-Dienstleistungen aus.

Doch auch Pioniere und ihre Unternehmen werden älter. Techgiganten wie Apple, Facebook und Google haben die wuchtige Wachstumsphase hinter sich. Sie sind so mächtig und profitabel geworden, dass sie nicht mehr die Aufsicht eines visionären Gründers brauchen. Es genügt ein kompetenter Manager, der die Geldmaschine am Laufen hält und katastrophale Fehler vermeidet. Selbst Elon Musk, der sieben Tage in der Woche arbeitet, musste kürzlich eingestehen, dass ihm der Job eine Bürde geworden ist. Politisch motivierte Attacken, ungelöste Probleme mit der Kontrolle von Hassbotschaften, Desinformationen und politischer Agitation haben Spuren hinterlassen.

Die Gründergeneration ist müde geworden.

Statt sich mit Politikern abzumühen, die ihre Hearings zur Selbstinszenierung brauchen, ist es spannender, sich neuen Ideen zuzuwenden. Klar, Bezos, Musk und Dorsey sind unglaublich reich geworden, aber sie sind nicht mehr cool. Die «cool kids» von heute arbeiten nicht mehr für Facebook, Google oder Twitter, sie wollen mit Kryptowährungen und Neobanken selber reich werden.

«Mars und Cars»

Man könnte vermuten, dass Dorsey, Musk und Bezos in den Weltraum und die Kryptowelt flüchten, um sich der Verantwortung zu entziehen. Realistisch gesehen ist es schlichtweg Zeit, dass diese Pioniere eine rechtzeitige Übergabe der Führung eingeleitet haben. Der Generationenwechsel könnte auch die Beziehung zum Kongress entspannen. Wenn die Politiker die Gründer nicht mehr länger als Sündenböcke vorschieben können, wird sich zeigen, wie stark der Wille zur schärferen Regulierung der Techkonzerne wirklich ist.

Elon Musk wurde vom US-Magazin «Time» zur Person des Jahres gewählt. 

«Es gibt nicht viele Firmengründer, die ihr Unternehmen über ihr eigenes Ego stellen», meinte Dorsey zu seinem Rückzug von Twitter. Er hinterlässt ein angeschlagenes Unternehmen, was Mark Benioff nicht entgangen ist. Er wollte Twitter schon einmal aufkaufen und mit Salesforce verbinden, doch war der Preis zu hoch.

Heute ist Twitter um ein Mehrfaches billiger zu haben, was vermuten lässt, dass Benioff die Übernahmepläne nicht vergessen hat. Den Weg hat er auf jeden Fall bereits geebnet. Vor zwei Wochen ernannte er mit Bret Taylor einen Manager zu seinem Co-Chef bei Salesforce, der auch als Verwaltungsratschef bei Twitter tätig ist.

Was aber macht Dorsey? Er bezeichnet sich als «Krypto-Influencer», und seine Fans hoffen, dass er Bitcoin jenen Innovationsschub verschafft, den er Twitter verpasst hat. Die Konkurrenz durch Musk ist ihm gewiss. Der Tesla-Chef stieg früh schon ins Kryptogeschäft ein und bewegt mit seinen Tweets die Preise wie kein anderer.

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Doch die eigentliche Liebe ist die Weltraumfahrt. «Meine Karriere sind Mars und Cars», erklärte Musk dieser Tage in dieser Reihenfolge. Spacex machte er bereits zum erfolgreichsten kommerziellen Weltraum-Unternehmen, ohne Musk wäre die Nasa nicht mehr funktionsfähig. Seine Pläne gehen noch weiter. Er will aus der Menschheit eine «multiplanetare Spezies» machen und nebenbei aus dem CO2 in der Atmosphäre einen Raketentreibstoff gewinnen.

Wettrennen im All

Womit Jeff Bezos ins Spiel kommt. Im Sommer trat er die Führung von Amazon an Andy Jassy, Chef der Web-Services, ab, um sich seinem Hobby, der Weltraumfahrt, zu widmen. Blue Origin liegt zwar hinter Spacex zurück, erzielte aber dieses Jahr schon einen Umsatz von 100 Millionen Dollar. Bezos sollte weniger Zeit in der Hot Tub verbringen und seine Weltraumprojekte ernsthaft betreiben, hänselte Musk. Doch auch Bezos hat weitere Pläne. Er startete einen mit zehn Milliarden Dollar dotierten Earth Fund für Klimaprojekte, er kontrolliert mit der «Washington Post» das Politblatt der Hauptstadt.

Amazon-Gründer Jeff Bezos kaufte jüngst sein achtes Anwesen. 

Und Bezos geniesst das Leben. Er besitzt ein einflussreiches Blatt und führt in der Hauptstadt einen Salon, wo sich politische Drahtzieher und Einflüsterer treffen. Kürzlich kaufte Bezos sein achtes Anwesen, diesmal in Maui. Musk verkaufte seine sechs Residenzen und will den Ertrag in eine Mars-Kolonie investieren. Die Chance, selbst zum Mars zu fliegen, setzt er bei 70 Prozent an, «auch wenn das Risiko gross ist, dass einige dabei umkommen».