Modetrends 2023Der Herbst bringt gestrickte Hotpants und nackte Schultern
Der Sommer neigt sich dem Ende zu, und es ist Zeit, Flipflops und Leinenkleider Adieu zu sagen. Jetzt kommen Micropants, XXL-Schals – und eine überraschende Trendfarbe.
Micropants
Hat hier jemand seine Hosen vergessen? Das dürfte der erste Gedanke sein, wenn man die Micropants sieht, die Modehäuser wie Vivienne Westwood und Miu Miu an ihren Herbst-/Winter-Fashionshows zeigten. Die ultraknappen Höschen (oder ist das bereits Unterwäsche?) mögen in den kälteren Jahreszeiten zwar kontraintuitiv wirken – aber zum Glück gibt es ja Strumpfhosen, die man darunter anziehen kann. Die Kombination erzeugt jedenfalls die Illusion von meterlangen Beinen.
Das weiss auch Model Kendall Jenner, die auch abseits vom Laufsteg gern nur in Unterwäsche und Strumpfhosen herumläuft. Und Schauspielerin Emma Corrin zeigte sich kürzlich auf dem roten Teppich in Venedig in olivgrünen Strick-Micropants.
Für diesen unkonventionellen Trend braucht es sicherlich eine gehörige Portion Mut – doch was wäre Mode, wenn man sich nicht ab und zu aus der eigenen Komfortzone bewegen müsste?
Power-Dressing
Die Pandemie hat in Form von schlabbrigen Trainerhosen und übergrossen Hoodies mehr Komfort in die Mode gebracht. Jetzt ist es aber wieder Zeit für mehr Seriosität – denn der unlängst noch als spiessig verpönte Business-Look aus den 80er-Jahren feiert sein Comeback.
So zeigten gleich mehrere Modehäuser schnittige Blazer mit kräftigen Schulterpolstern und Bleistiftröcke. Dezent soll der Power-Suit dabei keineswegs sein: Modehäuser wie Saint Laurent und Louis Vuitton präsentierten übertrieben weite Schnitte und Sanduhr-Silhouetten. Besonders im Trend sind diesen Herbst Nadelstreifen – die Längsstreifen sind nicht nur schmeichelhaft, sondern verleihen jedem Outfit eine Prise androgyne Coolness.
Schleifen
Nach dem Hype um Barbie verschwindet die Farbe Rosa zwar allmählich aus der Mode – der verspielte Kitsch bleibt uns jedoch noch eine Weile erhalten. So greifen derzeit auffällig viele Designer auf Schleifen zurück, um ihre Kleider mit einem charmanten, femininen Detail zu versehen.
Olivier Rousteing verpasste seinen Designs für Balmain Schluppen in den unterschiedlichsten Varianten und Grössen. Und Valentino verpackte ein Model gleich ganz zu einem Geschenk, indem es sein Hemdkleid mit roten Zierschleifen übersäte.
XXL-Schals
Wenn es draussen kalt und nass wird, kommt dieser Trend wie gerufen: Einfach einen riesigen Schal – es kann auch gleich eine Decke sein – um den Hals und die Schultern werfen, und fertig ist der kuschelig-wohlige Look. Je grösser und dramatischer der Schal, desto besser.
Und falls es zu fest windet: Befestigen Sie den schweren Schal wie bei Saint Laurent mit einer goldenen Brosche oder auffälligen Stecknadeln – das lässt den Look auch gleich viel eleganter und überlegter erscheinen. Ein weiterer Tipp: Halten Sie sich an eine Farbpalette. Bei den Fashionshows von Burberry und Gabriella Hearst trugen die Models Schals, die das Thema des restlichen Outfits gekonnt farblich aufgriffen. Damit wird der XXL-Schal Teil des Looks – und wirkt nicht deplatziert.
Karo-Muster
Vor einem Jahr starb die Grande Dame des Punk, Designerin Vivienne Westwood. Dass ihre Kreationen aber weiterleben, zeigt die Renaissance des Karomusters. Ganz im Sinne der rebellischen Britin wirken die Karos diese Saison keineswegs brav oder verstaubt – und werden auch nicht automatisch mit grün-roten Kilts aus den schottischen Highlands assoziiert.
Denn der Klassiker kommt jetzt in lässigen Oversized-Looks oder mit abgewetzten Details daher. Besonders angesagt sind grossformatige Karos in allen erdenklichen Farben: Sei es ein kräftiges Senfgelb wie bei Burberry oder ein herbes Rostbraun wie bei Stella McCartney. Die zwei Labels hüllen ihre Models gleich in monochromatische Outfits. Denn auch hier gilt: Je mehr Karos auf einmal, desto besser – aber bitte Ton in Ton.
Feuriges Rot
Wenn es darum geht, die neue Trendfarbe der Saison zu eruieren, lohnt sich stets ein Blick auf die Kollektion von Valentino. Das italienische Modehaus prophezeite bereits ein Jahr vor dem Filmstart von «Barbie», dass der Sommer von der Farbe Pink bestimmt sein würde.
Für die Herbst-/Winterkollektion zeigte Chefdesigner Pierpaolo Piccioli dann eine Kollektion, die von der Farbe Rot geprägt war. Nicht etwa von einem erdigen Weinrot oder Ochsenblutrot, wie man es in den kalten Jahreszeiten öfter antrifft – sondern ein kräftiges, feuriges und betörendes Signalrot. Auch Labels wie Stella McCartney und Ferragamo haben bereits nachgezogen – und zeigten komplett rote Looks aus Statement-Mänteln und eleganten Anzügen.
Wem ein signalfarbener Ganzkörperlook zu viel des Guten ist, probiert es mit einem roten Accessoire. Besonders im Trend sind diesen Herbst rote Schuhe, die jedem schlichten Outfit einen willkommenen Farbtupfer verleihen. So liess Prada bei seiner Fashionshow ein Model in einem schwarzen Mantel und roten Pumps über den Laufsteg laufen.
Dieses Jahr greifen wir vor allem zu scharlachroten Mary Janes, Ballerinas und Slingback-Heels – idealerweise aus Lackleder.
Peplum-Silhouette
Zuerst kehrten die 90er-Jahre in die Modewelt zurück, dann die Nullerjahre. Nur logisch also, dass wir jetzt in den 2010er-Jahren angelangt sind. Das zeigt die Rückkehr eines verschrienen Kleidungsstücks aus dieser Zeit, die ohnehin nicht gerade als modischer Höhepunkt gilt. Die Rede ist vom Peplum-Top, im deutschsprachigen Raum auch Schösschen genannt. Es handelt sich um ein Oberteil, das am Oberkörper eher eng anliegt und ab der Taille ausgestellt ist.
Designer wie Brandon Maxwell und Tove haben das Peplum-Top jetzt zum Glück modern interpretiert, indem sie das Oberteil aus hochwertigen Stoffen statt aus billigem Jersey-Stoff konstruiert haben. Zudem kombinieren sie zur skulpturalen Sanduhr-Silhouette nicht mehr unvorteilhafte Skinny Jeans, wie das in den 2010er-Jahren noch der Fall war.
Zusammen mit passenden Stoffhosen – am besten in gedeckten Farben wie Schwarz, Grau und Beige – hat das Peplum-Top ein erwachsenes Upgrade erhalten, das sich durchaus sehen lassen kann.
Schulter zeigen
Diesen Herbst heisst es: Zeigt her eure (kalten) Schultern! Während Alexander McQueen ein asymmetrisches Lederkleid mit einer interessanten Drapierung präsentierte, liess das französische Modehaus Balmain bei einem Peplum-Top gleich beide Schultern frei, um die Schlüsselbeine freizulegen.
Ganz herbsttauglich erscheint uns dieser Trend zwar nicht, aber sind wir ehrlich, sich in den kalten Monaten immer nur unter dicken Pullis zu verstecken, wird irgendwann auch langweilig.
Und auch Männer zeigen diesen Herbst mehr Haut. So kleideten Designer wie Dolce & Gabbana, Fendi und Courrèges ihre männlichen Models in asymmetrische Tops – ein Schnitt, der bisher eher der Frauenmode vorbehalten war. Es war aber auch längst an der Zeit, die eher dürftige Auswahl an Männer-Oberteilen auszuweiten.
Back to Basics
Diesen Herbst muss es aber nicht immer durchgestylt sein. Einige Designer setzten an ihren Fashionshows vor allem auf schlichte, aber gehobene Basics. Das Stichwort dabei war «Wearability», also «Tragbarkeit» – denn was kann man mit einem hochwertigen T-Shirt, einem schicken Trenchcoat und perfekt geschnittenen Jeans schon falsch machen?
Das finden auch Luxusmarken wie Miu Miu und Gucci und zeigten auf dem Laufsteg klassische und völlig unaufgeregte Normalo-Looks aus Hemden, beigen Blazern und Hoodies. Das ist eine willkommene Abwechslung zum ewigen Trend-Zyklus – und überdies auch nachhaltig: Denn diese Basics hat wohl jeder schon im Kleiderschrank liegen.
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