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Mamablog: Tipps für den Städtetrip
Mit Kindern eine Grossstadt entdecken? Unbedingt!

Sightseeing, Shopping und Crêpes essen: Beim Städtetrip in Paris marschiert der Nachwuchs, ohne zu murren.
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Alles begann mit einem Déjà-vu, als mir mitten in Zürichs Abgasen der Duft einer Magnolie in die Nase schoss. Genau das hatte ich schon einmal erlebt – vor 25 Jahren in Paris. Ach, Paris ...  Und als sich dann noch der Geruch von frischem Baguette zur Magnolie gesellte, stand ich bereits am SBB-Schalter, um eine Überraschungsreise nach Paris für meine Familie zu buchen. Ohne gross darüber nachzudenken, ob es eine gute Idee ist, mit quirligen Kindern eine Millionenstadt zu entdecken, haben wir es einfach gewagt. Und wissen Sie was? Nun, es kam nicht gut. Sondern viel besser. Deshalb möchte ich zusammen mit meiner Begeisterung einige bescheidene Eindrücke und Tipps mit Ihnen teilen.

Anreise

Natürlich kann man nach Paris fliegen. Aber ehrlich gesagt, wüsste ich nicht, weshalb. Der TGV bringt einen in nur vier Stunden bequem in die Metropole und zeigt dabei auf der Strecke, wie endlos einsam Frankreichs Landschaft sein kann. Diese Weite sollte man unbedingt tief einatmen. Denn Paris bietet fast alles – ausser Einsamkeit.

Übernachtung

Paris ist bekanntermassen die am dichtesten bevölkerte Stadt Europas, was sich – wenn Sie nicht gerade im Ritz absteigen – auch an den engen Hotelzimmern bemerkbar macht. Eine Ferienwohnung hätte da sicher mehr Platz geboten. Da aber auch Eltern ab und zu verwöhnt werden möchten, buchte ich ein kleines Hotel im Montmartre. Ein Viertel, das ich als Basislager wärmstens empfehlen kann. Mit seiner fast schon dörflichen Atmosphäre bietet es eine gemächliche und dennoch lebendige Atmosphäre und liegt doch zentral.

Museen und Sightseeing

Alle haben gesagt: Vergiss den Louvre. Doch meinen Sohn interessierte das keinen Deut. Er wollte unbedingt die Mona Lisa sehen. Also standen wir drei Stunden lang an (gut organisierte Menschen besorgen die Tickets im Voraus), um ihm dann drinnen – sprachlos vor Ehrfurcht – für seine Hartnäckigkeit zu danken. Denn was wir dort sahen, war überwältigend, und ich meine damit nicht nur die gute, alte Mona. Auch das Centre Pompidou war grossartig. Es bietet feinste moderne Kunst und atemberaubende Aussicht auf Paris. Hätten wir das gewusst, hätten wir uns vielleicht das dreistündige Anstehen am Eiffelturm erspart. Denn dummerweise habe ich zu Hause eine Spur zu lässig auf die Frage meiner Nachbarin gelacht, ob wir schon Tickets für den Eiffelturm hätten: «Ach, wir entscheiden das spontan!»

Gegensätze

Schweizer Kinder erleben in Paris etwas sehr Fremdes: Pompöser Reichtum trifft auf bitterste Armut. All die Obdachlosen auf den Trottoirs werfen ein sehr grosses Fragezeichen neben all dem Prunk um sie herum auf. Dieses Spannungsfeld führte zu spannenden Diskussionen mit den Kindern, die es gewohnt sind, dass Armut weniger offensichtlich und fein säuberlich vom Reichtum getrennt ist.

Shopping

Konsum schallt einem überall um die Ohren. Und um sich einmal wie Prinz und Prinzessin zu fühlen, lohnt sich ein Besuch in einem Shoppingpalast wie den Galeries Lafayette. Doch unsere Schnappatmung verriet, dass wir wohl eher bürgerlicher Herkunft waren. Dafür berührten unsere einfachen Gemüter die samstäglichen Flohmärkte umso mehr. Saint-Ouen ist mit seiner Fläche von 12’000 Quadratmetern der weltweit grösste Flohmarkt und in einem Tag unmöglich zu schaffen. Einfach ein, zwei besondere Stücke kaufen und in einem Bistro die skurrilen Eindrücke dieser Welt geniessen.

Verkehrsmittel

Klar, die Metro bringt einen schnell von A nach B und ein Abo lohnt sich deshalb allemal. Doch ich mochte die beengende Stimmung im Untergrund nicht. Lieber laufen und dabei geniessen, was ein Städtetrip doch ausmacht: sich von den Entdeckungen auf dem Weg führen und berühren lassen. Und weil das ein echtes Abenteuer ist, liefen die Kinder erstaunlicherweise stundenlang, ohne zu murren. Und klönte doch mal ein kleiner Mund, stopften wir einfach eine der köstlichen Crêpes in ihn rein und weiter gings.

Friedhöfe

Ich gebe es zu: Ich habe ein Faible für Friedhöfe. Denn wenn man sich auf ihre Geschichten einlässt, bringen sie einem das Herz einer Stadt sehr nah. Normalerweise verdreht meine Familie kollektiv die Augen über mein morbides Hobby, aber vom Cimetière de Montmartre wollten sie plötzlich gar nicht mehr weg. Wunderbar verwunschene und verfallene Gräberpaläste entführten uns in eine längst vergessene Zeit.

Erholung

Als wir uns eines frühen Abends im Jardin du Luxembourg von den vielen Eindrücken erholten, wurde das zum abendlichen Ritual. Diese Art von Parks gibt es bei uns leider nicht. Die Kinder schickten gemietete Schiffe über den Teich und wir besuchten jeweils das Karussell, deren fröhliche Betreiber zu unseren temporären Freunden wurden. Auffallend war: Während bei uns an solchen Orten viel Alkohol, Bildschirme, Zigaretten und andere Konsumgüter zu sehen sind, war dies im Jardin du Luxembourg kaum der Fall.

L’Esprit

Und damit kommen wir zum eigentlichen Zauber von Paris. Neben all den hektischen Menschen begegneten wir täglich auch Leuten, die auf eine verspielte, leichte und doch so persönliche Art auf uns reagierten, wie ich es zu Hause selten erlebe. Dies liess mich daran erinnern, dass es das viel zitierte Savoir-vivre wirklich gibt – und ich verliebte mich restlos in diese Stadt.

Wieder zu Hause

«Wo sind all die Menschen?», fragten wir uns, als wir im kargen Zürich HB ausstiegen. Und als wir aus dem Fenster des Trams schauten, glaubten wir uns auf einer einsamen Alm. Erst als uns Google bestätigte, dass in Zürich kein Meteorit eingeschlagen und alles vernichtet hatte, wurden wir uns des Kulturschocks bewusst. Denn Paris ist anders. Dicht, anstrengend, herausfordernd. Und doch immer wieder so zauberhaft.

Also, riechen Sie an einer Magnolie – und buchen Sie. Wenn nicht Paris, dann eine andere Metropole. Denn das Entdecken einer solchen Stadt mit Kindern macht richtig, richtig Spass.