Anschlag in AfghanistanMehr als 40 Tote bei Explosionen in Moschee in Kandahar
Während des traditionellen Freitaggebets gab es mehrere Explosionen in einer schiitischen Moschee. Zum Terrorakt hat sich der Islamische Staat bekannt.
Die Gruppierung Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K) hat den Selbstmordanschlag auf eine Moschee in der afghanischen Stadt Kandahar mit mindestens 41 Toten für sich reklamiert. Der regionale Ableger der Dschihadistenmiliz IS erklärte am Freitag in einer Mitteilung auf seinen Telegram-Kanälen, dass zwei Selbstmordattentäter getrennte Anschläge auf verschiedene Teile der Moschee verübt hätten. Die Explosionen ereigneten sich während des traditionellen Freitagsgebets in der schiitischen Moschee.
Der erste Selbstmordattentäter habe seinen Sprengstoffgürtel in einem Flur der Moschee gezündet, hiess es in der Erklärung. Der zweite Angreifer habe eine Explosion «im Zentrum der Moschee» ausgelöst.
Auch Augenzeugen berichteten, dass die Tat von mehreren Selbstmordattentätern verübt wurde. Zwei Angreifer hätten am Haupteingang der Moschee das Feuer eröffnet, sagte der Wachmann Sayed Rohullah. Einer von ihnen habe sich nach einem Feuergefecht mit den Sicherheitskräften in die Luft gesprengt. Zwei weitere Selbstmordattentäter zündeten ihre Sprengsätze nach Angaben mehrerer Augenzeugen ausserhalb des Hauptgebäudes der Moschee. Rund 70 Menschen wurden verletzt.
Rund 15 Krankenwagen waren vor Ort, die Sicherheitskräfte der radikalislamischen Taliban riegelten die Gegend ab. Laut Angaben eines Sprechers des von den Taliban kontrollierten Innenministeriums sind Spezialkräfte vor Ort und haben die Ermittlungen aufgenommen. Ein Arzt in Kandahar berichtete: «Es gibt zu viele Tote und Verletzte, die in unser Krankenhaus gebracht werden.» Er rechnete mit weiteren Opfern und rief die Menschen zum Blutspenden auf.
Gemäss Putin halten sich 2000 IS-Kämpfer im Norden auf
Vor einer Woche erst waren bei einem Selbstmordanschlag auf eine schiitische Moschee im nordafghanischen Kundus dutzende Menschen getötet worden. Diesen Anschlag hatte die Gruppierung Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K), ein regionaler Ableger der Jihadistenmiliz IS, für sich reklamiert.
Wie der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag sagte, halten sich derzeit seinen Geheimdiensten zufolge mindestens 2000 IS-Kämpfer im Norden des Landes auf.
Der 2014 gegründete IS-K ist mit den Taliban verfeindet. In Afghanistan werden immer wieder tödliche Anschläge verübt. Am Donnerstag war ein Polizeichef der radikalislamischen Taliban bei einem Anschlag mit einer Autobombe in der Provinz Kunar getötet worden.
Schiiten sind in der Minderheit
Die Schiiten sind in Afghanistan in der Minderheit. Viele gehören der Volksgruppe der Hasara an, die in der Vergangenheit oft auch von den sunnitischen Taliban selbst verfolgt wurden. Die Taliban hatten nach ihrer Machtübernahme jedoch versprochen, Minderheiten zu schützen.
Am Dienstag will Russland mit Vertretern der USA, Chinas und Pakistans über die Lage in Afghanistan beraten. Einen Tag später sind Gespräche russischer Vertreter mit den radikalislamischen Taliban darüber geplant, wie eine humanitäre Krise in Afghanistan abgewendet werden kann.
Die Taliban waren im August rund 20 Jahre nach dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan wieder an die Macht gekommen. Die Islamisten bemühen sich seitdem um die internationale Anerkennung ihrer Regierung sowie um humanitäre Hilfen, um eine Hungerkatastrophe in dem von ausländischen Entwicklungsgeldern abhängigen Land zu verhindern.
AFP/anf/fal
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