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Mamablog: So sprechen wir in der Familie
«Meine Nase schmilzt!»

Schmilzt hier wirklich die Nase? Nein, im Familekt unserer Autorin bedeutet die Wendung etwas ganz anderes.
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Draussen wird es kühler, der Herbst ist da. Zeit, um abends wieder gemütlich mit dem Kater auf dem Sofa zu schmonken oder sich ausgiebig dem Lackieren der Fusszähne hinzugeben.

Was Sie da gerade gelesen haben, klingt vielleicht etwas ungewohnt für Sie. Verzeihen Sie, doch das hat einen guten Grund: Es handelt sich hierbei nämlich um unseren Familekt.

Fami…was?

Familekt. Wie Dia-lekt, nur mit Familie vornedran. Kein Scherz, dies ist tatsächlich ein Phänomen, das die Sprachwissenschaft schon länger interessiert. Neuerdings umso mehr, da während der Pandemie mehr Familien mehr Zeit miteinander verbrachten. Wenn also auch Sie völlig frei erfundene Wörter, Wortdreher, Redewendungen und Insider-Witze in Ihrer Familie haben, dann haben Sie sehr wahrscheinlich auch einen Familekt.

Das private Lexikon fängt gemeinsame Momente, Erlebnisse und Lebensabschnitte ein, spiegelt unsere gemeinsame Geschichte. Laut der US-Sprachwissenschaftlerin Kathryn Hymes ist der Familekt Ausdruck von
Zusammengehörigkeit und Geborgenheit: «Familekt trägt dazu bei, dass wir uns als Familie verbunden fühlen. Er fördert Intimität und schafft Identität», schreibt sie im
«Atlantic».

Ein kleiner Auszug aus unserem Familien-Slang

   

«Meine Nase schmilzt!»: Diese wohl niedlichste Umschreibung für laufende Schnoddernasen kreierte unser jüngstes Familienmitglied. Ob es die Saison wohl zu viel Glacé gab?

   

Wespenhocker: Die Erinnerung an den ersten Wespenstich kann eine bleibende sein. Bei uns hat sie die Gestalt eines Gartenstuhls angenommen, auf dem unsere älteste Tochter einst beim Glacé-Essen von einer Wespe gestochen wurde. Okay, die Kinder essen definitiv zu viel Glacé.

    

Vorsicht, bissige Füsse: Unser familieninternes Wort für Fussnägel lautet Fusszähne. Eine Kinder-Kreation, entstanden im Zuge elterlicher Fusspflege.

   

Schkabetti für Spaghetti und Schkabat für Spagat stammen natürlich aus Kindermunde und wurden sofort übernommen.

  

Nicht selten wird Familekt sogar an die nächste Generation weitergegeben. So heissen Fussgängerzonen inoffiziell Fussgegnerzonen und Einbahnstrassen Einbeinstrassen. War schon immer so. Relikte meiner eigenen Kindheit.

   

Das Wort pfuzgern entspringt einer befreundeten Familie und ist gar nicht so anstössig, wie es klingt. Es meint den Vorgang, Pupsgeräusche mit dem Mund auf Babybäuchen zu machen. Im Englischen gibt es dafür den Ausdruck «to blow a raspberry». Im Deutschen kannte ich da bisher nichts. Jetzt schon.

  

Ob man diese Katze «schmonken» sollte?

Unseren Kater zu schmonken bedeutet, mit ihm abends auf dem Sofa zu kuscheln. «Schmonk ihn nicht» bedeutet: Lass ihn, er will jetzt nicht.

  

Eine Erbse aus Tschakamatschoo schmeckt einem Dreijährigen einfach besser als eine stinknormale. Tschakamatschoo ist das ferne Zauberland, aus dem beispielsweise auch Broccoli kommt. Auch von dort stammen nicht identifizierbare Gegenstände wie abgebrochene Teile von Spielsachen oder Haushaltsgegenständen. Generell wirkt die magische Herkunft gegen die Profanität des irdischen Alltags, indem sie Lebensmitteln und Gegenständen mysteriöse Energie einflösst.

   

Bejour: Vor ein paar Jahren mischte unsere Tochter mit Begeisterung ein «Getränk» aus Kaffeesatz, Essig und anderen Köstlichkeiten, füllte es in Flaschen ab und versuchte, sich damit auf dem Markt zu etablieren. Leider kamen nicht genügend mutige Kundinnen am Verkaufsstand vorbei. Seither heisst bei uns jede herumstehende, verdächtig aussehende Flüssigkeit so.

   

Einen Onkel Oli* machen beschreibt einen Verdachtsmoment gegen ein Familienmitglied, das bestimmte Gewohnheiten aufweist: Eine Butterspur im Konfi-Glas hinterlassen oder umgekehrt. Eine leere Verpackung zurück in den Schrank stellen. Etwas tun im Wissen, dass es schiefgehen wird (z.B. eine offene Schale Kichererbsen-Eintopf in die Mikrowelle stellen, wohl wissend, dass die Dinger darin explodieren). (*Namen anderer Familienmitglieder beliebig einsetzbar).

Haben Sie auch eine familieninterne Geheimsprache? Dann teilen Sie sie mit uns in der Kommentarspalte.