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Von Kopf bis Fuss: App zur Persönlichkeitsoptimierung
Mehr Selbstbewusstsein gefällig?

Ordentlicher oder extrovertierter? Apps scheinen uns in unserer Persönlichkeitsentwicklung unterstützen zu können.
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Wer kennt diese Gedanken nicht? «Wenn ich mich beim Essen nur etwas zügeln könnte.» Oder: «Ich wäre in Gesellschaft anderer gerne offener und nicht so schüchtern». Oder: «Einmal wichtige Dinge nicht auf den letzten Drücker erledigen, das wäre toll!»

Natürlich gibt es auch jene Zeitgenossen, die sich für so perfekt halten, dass sie keinen Grund sehen, ihre Persönlichkeit zu verändern. Wer aber nur ein bisschen selbstkritisch ist, sieht sicher Optimierungspotenzial. Dennoch bleibt es in der Realität leider oft beim Alten. Es scheint einfach zu schwierig, sich längerfristig zu zügeln, wenn es um den geliebten Genuss geht, emotional offener zu werden oder seinen Hang zur Prokrastination zu verbessern.

Doch man sollte die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben. Forscher aus der Schweiz und den USA haben herausgefunden, dass eine Smartphone-App ganz einfach dabei helfen kann, innerhalb von nur drei Monaten gewisse Persönlichkeitsstrukturen zu verändern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie mit 1523 Teilnehmenden, die kürzlich im wissenschaftlichen Fachmagazin «PNAS» publiziert wurde.

Begleitet von einem digitalen Coach

Für diesen Test verwendeten die sechs Forschenden der Universitäten Zürich und St. Gallen in der Schweiz sowie Brandeis und Illinois in den USA die Smartphone-App «PEACH» (PErsonality coACH). Diese wurde im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Projekts als Forschungsinstrument entwickelt, soll aber auch allgemein zugänglich gemacht werden.

«Die Anwendung bietet skalierbare Kommunikationsfunktionen mit Hilfe eines digitalen Agenten, der eine Unterhaltung mit einem Menschen imitiert», wird in einer Pressemitteilung der Universität Zürich erklärt. «Weiter umfasste PEACH das Führen eines Tagebuchs, eine Erinnerung an individuelle Umsetzungsabsichten, Videoclips zur Psychoedukation, Verhaltensaktivierungen, Selbstreflexion, Ressourcenaktivierung und ein individuelles Fortschrittsfeedback.»

«Wir können gezielt Erlebens- und Verhaltensmuster, die durch Routine gekennzeichnet sind, in die gewünschte Richtung verändern.»

Mathias Allemand, Professor an der Universität Zürich

Untersucht wurden im Rahmen der Studie die fünf grossen Persönlichkeitsmerkmale wie Aufgeschlossenheit (Offenheit), Gewissenhaftigkeit, Geselligkeit (Extraversion), Rücksichtnahme (Verträglichkeit) und emotionale Verletzlichkeit. Mehr als ein Viertel der Probanden wollten ihre emotionale Verletzlichkeit reduzieren, also emotional stabiler sein, ausgeglichener, weniger launisch und selbstsicherer. Fast gleich viele wollten gewissenhafter und ordentlicher und noch einmal ein Viertel wollte extrovertierter werden. Die App bot den Teilnehmenden, die alle über 18 Jahre und im Durchschnitt 25 Jahre alt waren, die Vermittlung von Wissen und die Aktivierung von Verhaltensweisen und Ressourcen sowie die Möglichkeit zur Selbstreflexion und Feedback zum Fortschritt. Dabei wurden sie von einem digitalen Coach begleitet.

Innerhalb von nur drei Monaten berichteten die Teilnehmenden über Erfolge beim Erreichen ihrer Ziele, die auch von Freunden oder Familienmitgliedern wahrgenommen wurden. Und: Die durch die App erarbeitete Persönlichkeitsänderung schien auch drei Monate nach Ende der Intervention anzuhalten, berichtet Mathias Allemand, Psychologie-Professor an der Uni Zürich und einer der Autoren der Studie. «Die Resultate überraschen und zeigen auf, dass wir unserer Persönlichkeit nicht einfach so ausgeliefert sind. Wir können gezielt Erlebens- und Verhaltensmuster, die durch Routine gekennzeichnet sind, in die gewünschte Richtung verändern.»

Hilfreiche digitale Begleiter 

Die Ergebnisse der Studie zeigen also, dass sich die Persönlichkeitsstrukturen schneller verändern lassen, als bisher angenommen wurde. «Zudem können die Veränderungsprozesse durch digitale Begleiter im Alltag in Gang gesetzt werden», wird die Erstautorin Mirjam Stieger von der amerikanischen Brandeis University in Massachusetts zitiert.

Die Ergebnisse der Studien seien nicht nur für die Forschung interessant, schreibt die Universität Zürich. Sie könnten sich auch in verschiedenen Lebensbereichen anwenden lassen, wobei solche Apps beispielsweise auch bei der Gesundheitsprävention eingesetzt werden könnten.