ProbefahrtMazda strebt nach Höherem
Mit dem CX-60 wollen die Japaner ins Premium-Segment aufsteigen. Der grosse SUV ist ausserdem das erste Modell der Marke mit Plug-in-Hybridantrieb.
Mazda hat sich dem Elektrifizierungsdruck lange widersetzt. Zwar haben die Japaner vor zwei Jahren mit dem MX-30 ihr erstes E-Auto lanciert, allerdings war das von Anfang an mit einem Reichweitenverlängerer in Form eines Rotationskolbenmotors geplant, der dieses Jahr endlich eingeführt wird. Doch nun ist der Widerstand des kleinen Herstellers ganz gebrochen. Still und leise wurde der Mazda2 Hybrid zu den Händlern gestellt – ein Toyota Yaris Hybrid mit Mazda-Logos, den man zähneknirschend übernehmen musste, weil Mazda keinen eigenen Vollhybridantrieb hat. Als nächster Schritt folgt nun mit dem CX-60 der erste Plug-in-Hybrid der Marke. Bald darauf werden weitere elektrifizierte Fahrzeuge folgen: «Wir werden bis 2025 fünf Vollhybride, fünf Plug-in-Hybride und drei rein elektrische Modelle lancieren», kündigt der für die Kommunikation in Europa zuständige Vizepräsident Matthias Sileghem an. Und zwischen 2025 und 2030 soll Mazda endlich über eine dezidierte Elektro-Plattform verfügen, auf der dann Stromer in unterschiedlicher Grösse aufbauen werden.
Dass Mazda aber weiterhin auch auf den Verbrennungsmotor setzt, macht der Hersteller aus Hiroshima bei jeder Gelegenheit klar. «Wir glauben nicht, dass der Übergang in die Elektromobilität wie ein Schalter funktioniert, den man einfach umlegen kann», ist sich Sileghem sicher. «Es wird noch lange Zeit mehrere Antriebsformen parallel geben.» In die gleiche Kerbe schlägt Matthias Walker, Chef von Mazda Schweiz: «Wir brauchen mehrere Werkzeuge in unserer Kiste, um jederzeit ein situationsgerechtes Angebot zu haben.» Deutlich macht das auch die neue Plattform, auf welcher der CX-60 basiert: Sie ist für Verbrennungsmotoren, Hybridsysteme und Elektroantrieb einsetzbar. Zudem hat Mazda zwei komplett neue Reihensechszylinder-Motoren entwickelt, die auf dieser Plattform zum Einsatz kommen – einen 3-Liter-Benziner und einen 3,3-Liter-Diesel. Auch das ist ein klares Statement.
Gesteigerte Qualität
Noch etwas anderes macht diese neue Plattform klar: Mazda strebt nun nach Höherem. Die Technik-Architektur ist für Heckantrieb ausgelegt mit der Option auf Allradantrieb – das bieten sonst nur Hersteller aus dem Premiumsegment, weil diese Konstruktionsweise deutlich aufwendiger und somit teurer in der Produktion ist, dafür aber Vorteile beim Fahrgefühl sowie beim Verringern von Geräuschen und Vibrationen bringt. Dass Mazda mit dem CX-60 und den weiteren Modellen auf dieser Plattform (vgl. Box) in diese Riege vorstossen will, betont der Hersteller bei der Fahrveranstaltung. «Ich tue mich zwar schwer mit dem Begriff Premium», sagt Jo Stenuit, der das Design von Mazda Europe verantwortet. «Aber mit dem CX-60 steigt unser Qualitätslevel deutlich.»
Sichtbar wird das vor allem in der Ausstattungslinie Takumi, der teuersten der vier angebotenen Varianten. Das Interieur ist mit einem weissen, von Kimonos inspirierten Stoff ausgeschlagen und mit aufwendigen Ziernähten verbunden, während helles Ahornholz und Chrom-Dekorelemente für ein edles Ambiente sorgen. Auch technisch will Mazda zur Hochpreisfraktion aufschliessen, etwa mit einem neuen Gesichtserkennungssystem, das den Fahrer mit einer Kamera erfasst, ihn fortan wiedererkennt und so sämtliche Einstellungen von Sitz, Lenkrad, Aussenspiegel und Infotainmentsystem beim Einsteigen jeweils automatisch einrichtet. Der Clou: Bei der ersten Registrierung muss man nur einmal die Körpergrösse hinterlegen und das System fährt Sitz und Spiegel in eine ideale Position, die nur noch marginal angepasst und abgespeichert werden muss.
Viele Premieren
Der Fokus beim neuen CX-60 liegt aber klar auf dem Antrieb. Der 4,74 Meter lange und 1,89 Meter breite SUV ist das erste Modell der Japaner mit Plug-in-Hybridantrieb. Die Eigenentwicklung kombiniert einen 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit einem ins Automatikgetriebe integrierten Elektromotor zu einem mechanischen Allradantrieb. Zusammen leisten die Motoren 241 kW/327 PS und generieren ein Drehmoment von 500 Nm – damit ist es der stärkste Antrieb, den Mazda je in ein Serienmodell verbaut hat. Dank einer 17,8-kWh-Batterie soll der CX-60 im reinen Elektromodus bis 63 Kilometer schaffen.
Dass der CX-60 mit diversen technischen Premieren für Mazda startet, war während der Fahrt zu spüren. Besonders die ausgeprägten Wippbewegungen der Karosserie passen nicht zum sportlichen Fahrgefühl der Marke – allerdings stand für die erste Ausfahrt nur ein Vorserienmodell zur Verfügung. «Davon wird in der Serienversion nichts mehr zu spüren sein», versichert Entwickler Joachim Kunz. Um mit Konkurrenten wie Audi Q5, BMW X3, Mercedes GLC oder Volvo XC60 mithalten zu können, wird das auch nötig sein. «Das Auto soll sich anfühlen wie eine Verlängerung des Körpers», umschreibt Kunz die Vorgabe, und er verweist damit auf den Leitspruch «Jinba Ittai», der die Verbindung von Ross und Reiter umschreibt. Trotz aller technischen Premieren soll auch der CX-60 dieses Mazda-Credo voll erfüllen.
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