Kampf gegen KorruptionEx-Regierungschef von Mauritius mit Koffer voller Bargeld erwischt
Im November verlor er die Wahl. Jetzt fand man im Haus von Pravind Kumar Jugnauth grosse Mengen Fremdwährungen und Luxusuhren.

Nur wenige Mauritier hatten erwartet, dass die staatliche Kommission für Finanzkriminalität (FCC) so schnell reagieren würde: 100 Tage nach seiner vernichtenden Wahlniederlage ist der ehemalige Regierungschef Pravind Kumar Jugnauth wegen Geldwäschevorwürfen festgenommen worden. Sein Nachfolger Navin Ramgoolam hatte versprochen, der Korruption im südostafrikanischen Inselstaat ein Ende zu setzen.
In der Nacht zum Sonntag habe die FCC einen Haftbefehl gegen den 63-Jährigen ausgestellt, sagte Jugnauths Anwalt Raouf Gulbul. Nach Angaben der FCC wurden bei einer Durchsuchung von Jugnauths Haus und anderen Gebäuden 2,4 Millionen Dollar Bargeld in Landes- und Fremdwährungen und sieben Luxusuhren beschlagnahmt worden, darunter fünf hochwertige Uhren von Cartier. Jugnauth bestreite die Anschuldigungen, so Gulbul.
Auch Jugnauths Frau Kobita geriet ins Visier der Ermittler. Gegen sie wird aber keine Anklage erhoben, dennoch wurde sie stundenlang verhört und am Samstag freigelassen, während ihr 63-jähriger Ehemann die Nacht in einem Untersuchungsgefängnis verbrachte. Am späten Sonntagabend sprach ihm ein Richter eine Kaution von 32’000 Dollar (29’000 Franken) zu.
Jugnauth war zusammen mit drei anderen festgenommen worden – zwei Geschäftsleute und ein stellvertretender Bürgermeister. Sie befinden sich noch immer in Haft, bis über ihre Anträge auf Kaution entschieden ist.
Jubel und Kundgebungen in der Hauptstadt
Einige Menschen feierten den Vorfall auf den Strassen der Hauptstadt Port Louis und zündeten Feuerwerkskörper, während eine Handvoll von Jugnauths Anhänger am Montag vor dem Gerichtsgebäude auftauchten, um ihre Solidarität mit ihm zu zeigen.

Jugnauths politisches Bündnis Alliance Lepep hatte bei Parlamentswahlen im November eine haushohe Niederlage gegen die Oppositionskoalition Alliance du Changement erlitten. Die neue Regierung von Premierminister Navin Ramgoolam wirft Jugnauth vor, während seiner Amtszeit 2017 bis 2024 Wirtschaftsstatistiken verfälscht zu haben. Das Haushaltsdefizit sei wesentlich höher als von Jugnauths Regierung angegeben. In Jugnauths Amtszeit fiel auch der historische Deal mit dem britischen Premierminister Keir Starmer über die Zukunft der Chagos-Inseln. Das Abkommen legte den langjährigen Streit um die Souveränität der Inseln bei. Ramgoolam warf seinem Vorgänger jedoch vor, einen schlechten Deal ausgehandelt zu haben und nahm die Gespräche wieder auf.
Mauritius gilt als eine der stabilsten Demokratien Afrikas. Die Wahl wurde jedoch durch einen Abhörskandal überschattet, bei dem durchgesickerte Mitschnitte von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens im Internet veröffentlicht wurden. Die Regierung reagierte darauf mit einem Verbot der sozialen Medien bis nach den Wahlen. Dies führte allerdings zu einem Aufschrei, und die Entscheidung wurde innerhalb von 24 Stunden wieder zurückgenommen.

Abgesehen vom Tourismus machen Finanzdienstleistungen den Grossteil der Wirtschaft des vor der Küste Ostafrikas liegenden Landes im Indischen Ozean mit rund 1,26 Millionen Einwohnern aus.
DPA/nag
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