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Anklage wegen Korruptionsverdacht
Liess er Polizisten bestechen? – «James Bond der Finanzwelt» muss in Zürich vor Gericht

Rene Bruelhart, president de la l'Autorite d''nformation financiere (AIF) du Vatican pose ce jeudi 30 aout 2018 a Zurich. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
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In Kürze:
  • René Brülhart verkaufte geheime Informationen an private Auftraggeber.
  • Er beschaffte beispielsweise Informationen über die Reisebewegungen eines russischen Oligarchen.
  • Für die Informationsbeschaffung soll er direkt oder über die Privatdetektivin Christina Wilkening Geld an Beamte gezahlt haben.
  • Wilkening und ein Zürcher Polizist wurden bereits rechtskräftig verurteilt.

Es sind Vorgänge wie in einem Spionagethriller. Der heute 52-jährige Schweizer René Brülhart tritt öffentlich als profilierter Bekämpfer von Finanzkriminalität auf. Er bekleidet wichtige Funktionen, hat bis 2012 die Financial Intelligence Unit in Liechtenstein geleitet. Später präsidiert er die Finanzaufsicht im Vatikan. In den Medien bekommt der Vorzeigemann der Geldwäschereibekämpfung den Übernamen «James Bond der Finanzwelt».

Doch abseits vom Scheinwerferlicht betreibt Brülhart noch ein anderes Business: Informationsbeschaffung gegen Geld. Dieses Geschäft bringt ihn nun vor Gericht. Nach mehrjährigen Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Zürich Anklage gegen Brülhart erhoben wegen mehrfacher Bestechung fremder Amtsträger und Anstiftung zur Amtsgeheimnisverletzung.

Er stehe im Verdacht, «zwischen 2014 und 2016 direkt und via eine Mittelsfrau Informationen bezogen zu haben, welche aus nicht öffentlich zugänglichen Datenbeständen stammten und dem Amtsgeheimnis unterstanden», teilte die Staatsanwaltschaft heute Freitag mit.

Staatsanwaltschaft: «Brülhart sammelte Informationen über Konkurrenten»

Diese Redaktion machte die Vorwürfe gegen Brülhart bereits vor zwei Jahren publik. Im Kern geht es darum, dass er für zahlungswillige Kunden nachrichtendienstliche Tätigkeiten anbot. Er beschaffte beispielsweise Informationen über die Reisebewegungen eines russischen Oligarchen oder über die Steuererklärung eines Unternehmers in Österreich.

Dazu arbeitete Brülhart mit der deutschen Privatdetektivin Christina Wilkening zusammen. Sie wurde in Deutschland zu knapp drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie Polizisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz bestochen hatte, um an Informationen zu kommen. In der Schweiz wurde Wilkenings Kontaktmann bei der Zürcher Kantonspolizei ebenfalls bereits rechtskräftig verurteilt. In einer Befragung sagte Wilkening einmal, Brülhart sei «mein Auftraggeber in vielen Fällen» gewesen.

In ihrer Medienmitteilung schreibt die Zürcher Staatsanwaltschaft nun, Brülhart habe mehrfach von Zürich aus Aufträge zur Informationsbeschaffung erteilt «und die Zahlungen an die Beamten und auch an die Mittelsfrau veranlasst». Selber sei er von Privatpersonen engagiert worden, die «beispielsweise Informationen über Konkurrenten oder andere Gegenspieler sammelten».

Brülhart bestreitet Vorwürfe

Brülhart ist laut der Staatsanwaltschaft nicht geständig. Sein Anwalt schreibt auf Anfrage: «Die von der Staatsanwaltschaft erhobenen Vorwürfe sind haltlos. Wir werden im weiteren Verlauf des Verfahrens darlegen, dass sich mein Mandant nichts hat zuschulden kommen lassen und vollumfänglich freizusprechen ist.» Der Fall kommt wohl 2025 an das Bezirksgericht Zürich. Es gilt die Unschuldsvermutung.

In Österreich sind nach wie vor Strafverfahren gegen Wilkening und einen ehemaligen Beamten des Nachrichtendienstes hängig. Im Verfahren beim Bezirksgericht St. Pölten sollte Brülhart diesen Sommer als Zeuge aussagen. Er liess sich jedoch entschuldigen.

Von seinem Posten als Präsident der Finanzaufsicht im Vatikan trat Brülhart bereits 2019 zurück, nachdem ein grosser Skandal rund um die Veruntreuung von Millionen des Heiligen Stuhls bekannt geworden war. Im Prozess um diesen Fall war Brülhart eine Randfigur. Ende 2023 wurde er in erster Instanz zu einer Geldstrafe von 1750 Euro verurteilt, weil er verdächtige Vorgänge nicht zur Anzeige gebracht hatte.