Nach Tod von SchwangerenMassenproteste gegen Abtreibungsgesetz in Polen
Der Tod einer schwangeren Frau in Polen hat zehntausende Demonstranten auf die Strassen gebracht. Die 30-Jährige sei gestorben, weil die Ärzte trotz schwerer Komplikationen mit einer Abtreibung gezögert hätten.
Nach dem Tod einer Schwangeren haben zehntausende Menschen in ganz Polen gegen das rigide Abtreibungsrecht in ihrem Land protestiert. Auf Protestzügen skandierten sie am Samstag unter anderem in der Hauptstadt Warschau «Nicht eine Einzige mehr» und hielten Fotos der 30-jährigen Izabela hoch, die in einem Krankenhaus gestorben war. Sie ist nach Angaben von Frauenrechtsgruppen das erste Opfer des seit einem Jahr geltenden nahezu vollständigen Abtreibungsverbotes.
Izabela war in einem Krankenhaus in Pszczyna im Süden des Landes gestorben, sie war in der 22. Woche schwanger und mit schweren Komplikationen eingeliefert worden. «Die Ärzte haben den Tod des Fötus abgewartet. Der Fötus ist tot, die Patientin ist tot, septischer Schock», erklärte die Anwältin der Familie, Jolanta Budzowska.
Das Schicksal von Izabela hat die regelmässigen Proteste gegen das seit einem Jahr geltende nahezu vollständige Abtreibungsverbot verstärkt. «Ich bin hier, damit keine einzige Frau mehr in Gefahr ist», sagte bei der Demonstration in Warschau die etwa 40-jährige Ewa Pietrzyk der Nachrichtenagentur AFP. «Das aktuelle Recht tötet Frauen.» Auch in rund 70 anderen Städten gab es am Samstag Proteste gegen das Abtreibungsrecht.
Izabelas Familie beklagte, die behandelnden Ärzte hätten eine «abwartende Haltung» eingenommen, was sie auf die gesetzlichen Vorschriften zurückführte, welche einen legalen Schwangerschaftsabbruch nahezu unmöglich machen.
Die nationalkonservative Regierung hatte hingegen erklärt, Izabelas Tod habe nichts mit dem neuen Gesetz zu tun. Zwei Ärzte in dem Krankenhaus in Pszczyna waren nach dem Vorfall suspendiert worden. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.
Polens Oberstes Gericht hatte mit Unterstützung der Regierung im Oktober vergangenen Jahres auch die Abtreibung schwer fehlgebildeter Föten für verfassungswidrig erklärt und damit das ohnehin schon sehr restriktive Abtreibungsrechtweiter verschärft. Seitdem gab es immer wieder Massenproteste gegen das Urteil, diese verstärkten sich zum Jahrestag des Urteils und durch den Tod von Izabela.
In Polen gibt es jährlich weniger als 2000 legal vorgenommene Schwangerschaftsabbrüche. Frauenrechtsorganisationen schätzen jedoch, dass pro Jahr etwa 200’000 Polinnen illegal abtreiben oder dafür ins Ausland gehen.
AFP/aru
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