Schutz vor CoronaGenfer Regierung entscheidet morgen über Maskenpflicht
Der Beschluss kann Signalwirkung haben für die ganze Schweiz. Vor allem Genfs Gesundheitsdirektor Mauro Poggia (MCG) warnt vor einem Wiederaufflammen der Pandemie.
Genf soll der erste Kanton sein, der in seinen Trams und Bussen eine Maskenpflicht einführt. Das ist das Ziel des Genfer Gesundheitsdirektors Mauro Poggia (MCG). An der Regierungssitzung von Mittwoch werde er den Antrag stellen, betonte Poggia am Dienstagmorgen. Der Antrag sei fertig formuliert, nun werde er nochmals mit Vertretern der Corona-Task-Force zusammenkommen. Bringt er sein Anliegen in der Regierung durch, dürfte der Staatsrat die Maskenpflicht in Form einer Notverordnung erlassen.
Doch Poggia kann sich nicht sicher sein. Am letzten Mittwoch hatten Genfer Regierungsräte nach ihrer Regierungssitzung versichert, die Einführung einer Maskenpflicht im Öffentlichen Verkehr (ÖV) stehe nicht zur Diskussion. Eine Mehrheit der Regierungsräte sprach sich offenbar dafür aus, dass die Einführung einer Maskenpflicht allenfalls eine Massnahme für September ist, vorausgesetzt, den Kanton Genf erfasst am Ende der Ferien und am Wiederbeginn der Schule eine zweite Infektionswelle. «Die Diskussion wird dann wieder geführt, wenn die epidemiologische Lage dies erfordert», sagte Regierungspräsident Antonio Hodgers (Grüne) letzte Woche. Das Zeichen dafür muss vom Kantonsarzt kommen, der die Lage beobachtet. Auch Bundesrat Alain Berset erteilte am Montag nach einem Treffen mit kantonalen Gesundheitsdirektoren einem Maskenobligatorium eine Absage.
Gesundheitsdirektor Poggia überzeugt das nicht. Er argumentiert, niemand könne vor einem Wiederaufflammen der Corona-Pandemie sicher sein. Das zeigten die neuesten Fälle aus Zürich. Die Deutschschweiz sei bislang wenig betroffen gewesen, müsse jetzt aber wegen eingeschleppter Fälle rasch reagieren, so der Genfer.
Am Dienstag wurde bekannt, dass zwei Lehrer in der Waadtländer Stadt Yverdon-les-Bains positiv auf das Coronavirus getestet worden sind. Das betroffene Schulhaus Léon-Michaud wurde kurzerhand geschlossen und 40 Lehrerinnen und Lehrer kurz vor Beginn der Sommerferien in die Quarantäne geschickt. Im Ferienbeginn ortet Poggia für seinen Kanton eine erhebliche Gefahr. Er sagt: Gerade die Genferinnen und Genfer seien viel unterwegs, während der Ferien sowieso. Er selbst war am Wochenende in Italien. Die Leute hätten überall Masken getragen, so Poggia.
Es sei keine unmenschliche Forderung, das auch in der Schweiz zu tun und seine persönliche Freiheit zugunsten der öffentlichen Gesundheit einzuschränken. Im Maskentragen sehe er eine Präventionsmassnahme, um einen Wiederanstieg der Infektionsrate zu verhindern. Poggia erinnert daran, dass sich auch die Bevölkerung eine Maskenpflicht in den ÖV wünsche, und verweist auf die Umfrage des Vergleichsportals Comparis. Gemäss der Comparis-Umfrage sprachen sich 73,8 Prozent der Befragten für eine Maskenpflicht aus.
«Unser Lager ist voll. Wir können Masken für 50 Rappen verkaufen.»
Sollte Genf eine Maskenpflicht einführen, wird sich die Regierung darüber unterhalten müssen, ob sie die Produkte vergünstigt abgibt. Auch darauf ist Poggia vorbereitet. «Unsere Lager sind voll», sagt er. Ihm schwebt vor, Masken zum Einkaufspreis von 50 Rappen abzugeben. Wer zu wenig Geld hat, um solche zu kaufen, soll sie gratis bekommen.
Hat es eine Signalwirkung in die gesamte Schweiz, wenn der Kanton Genf am Mittwoch ein Maskenobligatorium für den ÖV beschliesst? «Da müssen sie die anderen Kantone fragen», sagt Poggia. Er sei sich jedenfalls sicher, dass es für seinen Kanton die richtige Massnahme sei.
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