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Aufregung im Schweizer Skisport
Zermatt verbannt Odermatt und Co. vom Gletscher

Marco Odermatt of Switzerland inspects the slope before the men's downhill training race on the new ski course "Gran Becca" at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup, between Zermatt in Switzerland and Cervinia in Italy, Wednesday, November 8, 2023. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
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Manchmal liegt gar nicht viel zwischen Spektakel und Debakel. Ersteres hätte ab Herbst 2022 in Zermatt jährlich und in Form von einzigartigen alpinen Speedrennen über die Landesgrenzen hinaus stattfinden sollen, Letzteres ist nun aber eingetroffen. Eine Medienmitteilung veranschaulicht das.

Verschickt wurde sie am Dienstagnachmittag von den Zermatter Bergbahnen. Betreff: Die Überdenkung der Sommerski-Strategie. Die Bergbahnen schreiben, dass sie sich künftig auf ihre nationalen und internationalen Gäste fokussieren möchten. Das ist die eine Botschaft.

Die andere hat dann Sprengkraft, vor allem für den Schweizer Skiverband Swiss-Ski. In der Mitteilung steht: «Weiter konzentrieren sich die Zermatt-Bergbahnen darauf, eine Anzahl Gletschertrainingspisten ab Sommer 2024 ausschliesslich dem Ski-Nachwuchs der Skiclubs, der Regionalverbände und den Nationalen Leistungszentren zur Verfügung zu stellen.»

Ausschliesslich: Das ist das entscheidende Wort in diesem Absatz. Denn es bedeutet, dass «der Trainingsbetrieb für Elite-Athletinnen und -Athleten aller Schneesportarten» ausgesetzt wird, so die Bergbahnen weiter. Jeden Sommer konnten sie sich in Zermatt auf die Saison vorbereiten, das wird ihnen nun verwehrt. Sie dürfen, so steht es in der Medienmitteilung, die Sommerskipisten wie Gäste zum freien Skifahren nutzen. Das gilt nicht nur für die Schweizer und Schweizerinnen, sondern für Athleten und Athletinnen aller Nationen.

Das gilt fürs Erste für den kommenden Sommer. Für das Jahr 2025 werde die Situation neu beurteilt, «analog zu den Entscheidungen der FIS und der beiden nationalen Verbände Swiss-Ski und Fisi betreffend die Weltcuprennen in Zermatt/Cervinia».

Acht Rennen geplant – keines fand statt

Die Entscheide, die die Bergbahnen in ihrer Medienmitteilung erwähnen, erfolgten Ende März, sie wurden von Swiss-Ski, der FIS und dem italienischen Verband Fisi gefällt. In der Saison 2024/25 hat es für Zermatt keinen Platz im Rennkalender, trotz eines langfristigen Vertrags. «Auch wenn organisatorisch alles auf Grün wäre, sind rund um den Weltcup-Kalender derzeit so viele Grundsatzfragen offen, dass wir nach sorgfältigem Abwägen zum Entschluss gekommen sind, das Matterhorn Speed Opening zu sistieren», sagte Swiss-Ski-CEO Diego Züger.

Im November 2022 hätten die vier Abfahrten, zwei bei den Männern, zwei bei den Frauen, erstmals stattfinden sollen. Seither wurde kein einziges Rennen ausgetragen. Stets war das Wetter das Problem, insgesamt kam es zu acht Absagen. Kritik von Athleten und Athletinnen gab es schon, als die Rennen in Planung gewesen waren, danach wurde sie nur noch lauter. Am Ende sollen sich nur die wenigsten Athleten und Athletinnen für einen weiteren Versuch ausgesprochen haben.

Die Bergbahnen schreiben in ihrer Medienmitteilung, sie hätten der Ski-Elite innovative und einzigartige Abfahrtsrennen sowie Trainingsmöglichkeiten im Vorfeld der Rennen angeboten. «Dieses Angebot wurde von den Verbänden und Athletinnen und Athleten anders eingeschätzt.» Die jährlichen Investitionen zur Aufbereitung der Pisten würden ab sofort in den Ski-Nachwuchs investiert, so die Bergbahnen weiter. Und dazu dieser vielsagende Nebensatz: «Welcher die Trainingsbedingungen in Zermatt schätzt.»

Das sagt Swiss-Ski zum Entscheid

Der Entscheid, Marco Odermatt, Lara Gut-Behrami und Co. im Sommer nicht in Zermatt trainieren zu lassen, wirkt wie eine Retourkutsche der Bergbahnen. Diesen Eindruck hat offensichtlich auch Swiss-Ski. In einer Stellungnahme wird CEO Walter Reusser folgendermassen zitiert: «Wir bedauern den Entscheid der Zermatt Bergbahnen AG ausserordentlich. Zermatt ist für Swiss-Ski ein eminent wichtiger Partner und als Trainingsort immer wichtiger geworden.»

Swiss-Ski profitiere seit vielen Jahren davon, mit Zermatt und Saas-Fee die beiden besten Gletschergebiete für die Saisonvorbereitung in Europa im eigenen Land zu haben, so Reusser weiter. «Nun werden wir zumindest für dieses Jahr Alternativlösungen finden müssen.»

Auf Anfrage dieser Redaktion sagt Franz Julen, der OK-Chef der Zermatter Rennen: «Den Entscheid, den Elite-Athleten und -Athletinnen im bevorstehenden Sommer und Herbst keine Trainingspisten zur Verfügung zu stellen, werden wir für 2025 neu beurteilen.» Zermatt werde konstruktiv in die Gespräche mit den Verbänden gehen.

Das klingt versöhnlich. Aber doch: Es ist viel Geschirr zerbrochen worden zwischen Zermatt und Swiss-Ski. Und das, nachdem man eigentlich für ein grosses Highlight im Rennkalender sorgen wollte.