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Meinung

Mamablog
Supermama oder Selbstzweifel: Der stille Druck, immer alles schaffen zu müssen

Single mother carrying newborn baby and working at home. Woman using laptop while son playing in living room.
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Alle Augen sind auf mich gerichtet. Mein Herz pocht in der Brust, meine Hände zittern leicht. Die Präsentation habe ich unzählige Male geprobt, meine Notizen liegen bereit – aber jetzt, wo ich hier stehe, fühlt sich plötzlich alles so weit weg an. Ein kurzer Moment der Panik. Der Gedanke: Hätte ich gestern doch besser noch die Folien durchsehen sollen, anstatt mit den Kindern ins Hallenbad zu gehen?

Mein Atem geht flach, der Raum wirkt plötzlich viel enger. Überall um mich herum dunkle Anzüge. Die Stimmen in meinem Kopf werden lauter: «Habe ich an alles gedacht?» Ich versuche, mich zu sammeln, atme tief ein – doch die Unsicherheit bleibt. Dann fällt mein Blick auf meine linke Hand. Dort leuchtet ein kleines Einhorn-Tattoo – pastellfarben und ein bisschen schief. Meine Tochter hat es mir gestern voller Hingabe und Konzentration aufgedrückt; für einen kurzen Moment huscht ein Lächeln über mein Gesicht.

Innere Grenzen, äussere Erwartungen

Das Tattoo sagt nichts und doch alles. In diesem Moment ist es die Erinnerung an unzählige durchwachte Nächte, an T-Shirts mit angetrockneten Muttermilchflecken, an Augenringe, die sich nicht wegschminken lassen und an die Frage, ob ich wirklich genug bin. Für sie. Für meinen Job. Für mich selbst. Obwohl mein Mann und ich uns Erziehung und Haushalt teilen – ganz bewusst im Verhältnis 50:50, wie wir es uns vorgenommen haben –, bleiben diese Zweifel bestehen. Vielleicht, weil ich mich noch nicht ganz von der Vorstellung eines traditionellen Rollenbilds lösen konnte. Ein Bild, das mir die Gesellschaft, so modern sie sich gibt, immer wieder vor Augen führt: Die Mutter, die alles im Griff haben und für alles verantwortlich sein sollte. Die Mutter, die auf die Frage nach ihrem Arbeitspensum keine Antwort geben kann, ohne kritische Blicke zu ernten.

Ich weiss, dass diese Erwartungen längst überholt sind, aber ein Teil von mir hat sie wohl immer noch nicht ganz losgelassen. Es ist, als würde ich gegen unsichtbare Grenzen kämpfen, die nicht mehr existieren sollten, die sich aber doch immer wieder in meinen Kopf schleichen. Gleichzeitig sehe ich, dass unsere Kinder das Glück haben, sowohl eine engagierte Ima als auch einen engagierten Abba zu haben, die beide gleich viel zu ihrem Leben beitragen – nicht nur im Alltag, sondern auch in ihren Träumen und Projekten und all den kleinen Momenten, die unser Familienleben prägen.

Das Einhorn auf meiner Hand – es lächelt. Es ist die Quelle meines Selbstvertrauens und zugleich meiner Zweifel. Ein Anker, der mich daran erinnert, dass Mutterschaft eine paradoxe Kraft ist: Sie macht uns unglaublich stark und stellt uns zugleich unaufhörlich infrage. Sie bedeutet, nach schlaflosen Nächten, endlosen Sorgen und überwältigender Verantwortung trotzdem am Morgen aufzustehen und abzuliefern. Mutterschaft ist die Fähigkeit, über unsere Grenzen hinauszugehen, selbst wenn wir längst am Limit sind. Sie bedeutet, Lösungen zu finden, wo es scheinbar keine gibt, sich immer wieder aufzuraffen, selbst wenn die Erschöpfung übermächtig erscheint.

Doch sie ist auch unser grösster Kritiker, ständig verstärkt durch die leisen Urteile der Gesellschaft, die subtilen Blicke, die ungesagten Worte, die ständige Erwartung, dass wir alles schaffen und dabei stets lächeln. Wir Mütter leben in diesem Spannungsfeld: stark und verletzlich zugleich, getragen von der Liebe zu unseren Kindern und dem Druck, immer allem gerecht werden zu müssen.