Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Mamablog
Diversität macht stark!

Young female soccer goalie high fiving parents on sidelines after soccer game
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Mich beschäftigt gerade, wie wichtig die Eigenständigkeit der einzelnen Person für ein grosses Ganzes ist. Diversität ist zwingend notwendig, und zwar überall. In der Schule, im Sportverein, in der Nachbarschaft, in der Politik, am Arbeitsplatz und in der Familie. Nur wer Andersdenkenden begegnet und gezwungen ist, sich selbst zu überdenken oder für sich einzustehen, kann wachsen und somit zur Bereicherung für andere werden.

Eigenständigkeit und Empathie in einer vernetzten Welt

Es ist quasi unsere gesellschaftliche Pflicht, zu fördern, was uns von anderen unterscheidet (solange es niemandem schadet). Selbstwert wird durch Eigenannahme gesteigert. Wer sich selbst liebt, ist empathischer. Und wer empathisch ist, kann andere besser stehen lassen. In einer Welt, in der wir einander stehen lassen, trauen wir uns eher, unsere Meinung zu sagen, und es kratzt uns weniger, wenn diese Meinung keinen Applaus kriegt. Mit dem Blick nach aussen, ständig ausschauhaltend nach Gleichgesinnten und Anerkennung, passiert das Gegenteil.

Die sozialen Medien geben uns das Gefühl, weit herumzukommen und Horizonterweiterung à discrétion zu erleben. Dabei tun die Algorithmen nichts anderes, als sicherzustellen, dass wir in unserer Bubble bleiben. Ein paar Tage erhöhter Instagram-Konsum und ich sehe nur noch beige Kleidung, Gemüsegärten, beeindruckende Kunstprojekte, feministisches Engagement, Sabbaticals, beeindruckende Küsten, Surfbretter, Kaltwasserschwimmen, Schulalternativen, fröhliches Homeschooling, Holz, Wolle, Natur, Blumen und unzählige Badeanzüge, die irgendwie alle aus demselben Stoff sind. Meine Begeisterung für diese Dinge ist durchaus berechtigt. Gesund ist es jedoch, bewusst andere Perspektiven zuzulassen und zu wissen, dass die ganze Welt nicht gleich tickt. Selbst wenn dies nur bestätigt, dass ich meiner Meinung treu bleibe, schadet es nicht.

In der Bubble kommt schnell das Gefühl auf, alle würden Gleiches tun, lassen, mögen, sich leisten können, verabscheuen und erstrebenswert finden, und da fängt der Stress an. Abermillionen Menschen kennen jedoch ein anderes Leben und andere Werte. Bestimmt gibt es sogar Lebensentwürfe, die uns auch entsprechen würden, mit denen wir nur nie in Berührung kommen.

Vom digitalen Stress zur echten Verbundenheit

Grosse Menschenmengen machen uns zunehmend Mühe. Alle schimpfen über Reizüberflutung – in der Migros, in der Kita, am Dorffest, in der S-Bahn. Aber die vielen Stunden im grenzenlosen Internet stecken wir locker weg? Ich glaube nicht. Eher rauben sie uns Energie, die wir für das echte soziale Leben bräuchten. Zahlreiche Vereine kämpfen ums Überleben, weil mensch sich nicht mehr für Fixtermine und Freiwilligenarbeit verpflichten will. Vor allem nicht in einer zusammengewürfelten Gruppe. Verbindlichkeit ist zum Stresswort geworden. Ich glaube aber, dass sie ein unterschätztes Geheimnis ist. Sich zu entscheiden, gibt mehr Freiraum und innere Ruhe, als sich alles offen zu halten. Ja, es hat Konsequenzen. Aber was nicht?

Wir sind ein fünfköpfiger Haushalt und insgesamt in mehr als zehn Vereinen und Institutionen involviert. An manchen Tagen möchte ich alles kündigen. Da sind auch Menschen, mit denen wir sonst nie was zu tun hätten. Nicht selten sind genau sie der Grund, warum ich über etwas Neues nachdenke. Wir müssen uns nicht mit allen Eltern aus der Schule anfreunden, ebenso wenig wie mit den Menschen im Sport- oder Gesangsverein. Aber wir sollten nicht unterschätzen, wie sehr sie unser persönliches Wachstum in Gang halten. Wer keinem Verein beitreten will, kann wieder einmal an der Kasse anstehen, statt den Self-Check-out zu nutzen. Oder sich beim nächsten Badibesuch in ein Gespräch verwickeln lassen. Oder ab und zu in der S-Bahn die Earpods weglassen. Wir finden auch zu uns, indem wir anfangen, Vielfalt zu mögen, statt sie zu verabscheuen.