AboInterview mit Studienleiter «Mädchen mit Migrationshintergrund sind die Verletzlichsten von allen»
Kriminologe Denis Ribeaud über Gründe, warum sich die sexuelle Gewalt gegenüber Mädchen im bildungsfernen Milieu verdreifacht hat.
Waren Sie vom Ergebnis Ihrer Studie überrascht, dass Sek-B-Schülerinnen so viel häufiger als Gymi-Schülerinnen Opfer von sexueller Gewalt werden?
Ich habe selten eine Zunahme gesehen, die so einheitlich war, und zwar bei allen Schultypen: Bei der niederschwelligen Form der Belästigung in der Schule, bei der Belästigung im Netz, bei der Gewalt in Paarbeziehungen und selbst bei der schweren Form der sexuellen Nötigung und Vergewaltigung – überall ist ein Anstieg zu verzeichnen. Dass er gerade bei schweren Formen bei den Sek-B-Schülerinnen so deutlich ausfällt, hat mich aber tatsächlich überrascht. Auch wenn es früher schon Unterschiede gab, weil in der Sek B «schwierige» Jugendliche aus belasteten Verhältnissen übervertreten sind, so hat sich der Unterschied zu anderen Schultypen nochmals massiv verschärft.