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Tag zwei nach der Mega-Explosion
Macron besucht Beirut, wütende Menschen gegen Politelite

Besuch aus Europa im krisengeschüttelten Libanon: Frankreichs Präsident Macron zeigt sich in der Stadt Beirut.
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In die Verzweiflung der Menschen in Beirut mischt sich wachsende Wut auf die politische Elite. Sie brach sich am Donnerstag Bahn, als Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Ort der Katastrophe besuchte, begleitet von seinem libanesischen Amtskollegen Michael Aoun. «Ihr seid alle Mörder», schreit eine aufgebrachte Frau von ihrem Balkon. «Wo wart Ihr gestern?» Später brüllte die Menge: «Aoun, Du bist ein Terrorist.»

Macron sprach in Beirut von einer «historischen Verantwortung» der politischen Führung. Das libanesische Volk sei Opfer einer «politischen, moralischen, wirtschaftlichen und finanziellen Krise». Macron trifft im Libanon hochrangige Mitglieder politischen Spitze, um Grundlagen für einen Wiederaufbauvertrag zu schaffen. Die frühere Mandatsmacht Frankreich ist dem Land weiterhin eng verbunden.

Erster Bericht in fünf Tagen

Nach der gewaltigen Explosion in Beirut mit 130 Toten und Tausenden Verletzten (zum Ticker) geht die Suche nach Opfern sowie nach der Ursache weiter. Eine Untersuchungskommission der Regierung soll innerhalb von fünf Tagen einen ersten Bericht vorlegen.

In Beirut hatte eine heftige Detonation am Dienstag grosse Teile des Hafens zerstört und ganze Strassen im Zentrum in Scherben und Trümmer gelegt. Spekuliert wird, dass grosse Mengen an Ammoniumnitrat, die jahrelang im Hafen ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert wurden, explodierten.

Der Verdacht richtet sich dabei auf das unter moldauischer Flagge fahrende Frachtschiff «Rhosus», das 2013 grosse Mengen der gefährlichen Substanz in den Hafen gebracht haben soll.

Jetzt spricht der Besitzer des Frachtschiffs

Der frühere Besitzer der «Rhosus» wies jegliche Verantwortung zurück. Die libanesischen Behörden hätten der Besatzung 2013 die Weiterfahrt untersagt, die Ladung als gefährlich eingestuft und beschlagnahmt, sagte der russische Geschäftsmann Igor Gretschuschkin der Zeitung «Iswestija». Nach seiner Darstellung begründete der Libanon damals seine Entscheidung mit fehlenden Dokumenten. Zudem hätten die Behörden Bedenken beim Transport des Stoffes gehabt, sagte er. Er sei nach einer Strafzahlung bankrottgegangen und wisse nicht, wer anschliessend für die «Rhosus» verantwortlich gewesen sei.

Die Hilfe mehrerer Länder und internationaler Organisationen läuft weiter an. Die Weltgesundheitsorganisation brachte 20 Tonnen Hilfsgüter ins Land, um Hunderte Menschen mit Brand- und anderen Verletzungen zu versorgen. Die EU sagte Nothilfe in Höhe von mehr als 33 Millionen Euro zu, um etwa medizinische Ausrüstung zu finanzieren. Auch Israel, mit dem der Libanon keine diplomatischen Beziehungen pflegt, will bei der Versorgung von Opfern helfen.

100 Menschen werden noch vermisst

Rettungshelfer suchten weiter nach Überlebenden. Im Einsatz waren Armeesoldaten, Mitarbeiter des Roten Kreuzes und Freiwillige. Noch immer werden dem Roten Kreuz zufolge rund 100 Menschen vermisst. «Ich warte hier, ich bewege mich nicht weg», rief eine Frau in Nähe des abgesperrten Hafens. «Mein Bruder arbeitete im Hafen und ich habe von ihm nichts gehört, seitdem es die Explosion gab.»

/cpm