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Skiferien der Luxusklasse
Hier kommen die Stars zum Skifahren hin

Hotel L'Apogée
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In Kürze:
  • Courchevel ist die Destination für Luxus-Skiferien in den französischen Alpen.
  • Prominente wie Leonardo DiCaprio haben sich hier schon vergnügt.
  • Während die Skipässe noch einigermassen erschwinglich sind, wird für alles drumherum – Wohnen, Essen, Wellness – exorbitant viel verlangt.

Zugegeben, ist ja schon ganz geil hier. Oben im Zimmer des L’Apogée hats vergoldete Wasserhähne an der Badewanne, Kuschelwuschel-Pantoffeln am Bett, einen Teller voll Obst, darunter kernlose Trauben und Winter-Erdbeeren. Wäre man Einrichtungsenthusiast, könnte man sich wohl an den mit den Teppichböden harmonierenden Lampen erfreuen. Alles sehr stimmig hier, nicht mal die Mülleimer sehen wie Mülleimer aus. Ärgerlich nur, wenn ein fleissiges Hotelbienchen es gar zu gut meint und die Unterhosen unters Kopfkissen räumt, weshalb sie nach dem Duschen nicht mehr aufzufinden sind.

Unten an der heimeligen Bar dann ein Gin Tonic oder Pornstar Martini, bevor es ins Restaurant geht, wo sich der Hummer zwischen Austern einsortiert. Eine Zwei-Mann-Band spielt so routiniert wie fein jene Lieder von Künstlern, die hier womöglich selbst mal residierten – oder war das nicht gerade Robbie Williams’ «Let Me Entertain You?»

Die angestellten Franzosen sprechen fliessend Englisch, und sogar die Gondel, die direkt am Hotel vorbeischwebt, trägt Gucci, zumindest als Schriftzug.

Goldenes Nest auf 1850 Meter über Meer

Courchevel in den französischen Alpen: Das ist ein Begriff für Skifahren auf hohem und höchstem Niveau, aber doch irgendwie auch ein Exzess, für manche auch die dorfgewordene Dekadenz, zumindest in dem allerhöchsten Ortsteil auf 1850 Metern. Der wird häufig noch genau so genannt, Courchevel 1850, obwohl die Höhenspezifikation im Ortsnamen seit der Saison 2011/2012 eigentlich offiziell verschwunden ist.

Genau genommen setzt sich Courchevel aus sechs einzelnen Nestern (ja, man darf in dieser Höhenlage dieses Wort verwenden, ohne es abschätzig zu meinen) zusammen, beginnend auf 1100 Metern. Diese Nester – mit insgesamt nur etwa 2000 Einwohnern, aber 36’000 Touristenbetten – tragen Namen wie Courchevel Le Praz (auf 1300 m), Courchevel Village (1550 m) oder Courchevel Moriond (1650).

Hermès findet man leichter als die Bäckerei

Wer sich ganz nach oben arbeiten will zu Crème de la Crème auf 1850 Meter, fährt auf einer kurvenreichen Strasse durch die anderen Gemeinde-Ableger hindurch. So manchem wird unterwegs im Auto dabei schlecht, aber Exklusivität hat eben ihren Preis.

Apropos Preise. So richtig massentauglich, weil erschwinglich – wie Fussball, Joggen oder auch Yoga – ist das Skifahren ja schon lang nicht mehr. Zumindest, wenn man es mit allem Brimborium betreiben will, sprich: mit Verpflegung, mit Topausrüstung, mit Massage, wenn man von der Piste kommt. Courchevel allerdings ist der Ort gewordene Beweis, dass egal, wie teuer all das Obengenannte wird, es trotzdem immer noch erstaunlich viele gibt, die sich das leisten möchten.

Hotel L'Apogée
Hotel L'Apogée

Entlang der Hauptstrasse wird das besonders deutlich; da reihen sich die Louis-Vuitton-, Hermès-, Dolce & Gabbana-Shops aneinander. Wer hier so was Verrücktes wie eine Bäckerei sucht, muss schon Richtung Ortsränder laufen. Auch Après-Ski ist nicht das Ding von Courchevel, der hiesige Prunk ist ein leiser.

Dafür gibt es laut Auskunft des örtlichen Tourismusverbands fünf «Michelin»-Sterne-Restaurants, dazu 18 Hotelbetriebe mit fünf Sternen (in Kitzbühel sind es zum Beispiel derer vier), fünf davon gehören in die sogenannte Palace-Kategorie. In ganz Frankreich fanden sich davon Anfang des Jahres 31.

Promis müssen sein

Das L’Apogée, zu Deutsch: Höhepunkt, ist eines davon. David und Victoria Beckham sollen hier schon geurlaubt haben, wobei das keiner bestätigen oder dementieren will, nicht das Tourismusbüro, nicht die Hotel-Pressefrau und nicht der Vice President Operations der betreibenden Hotelgruppe Oetker Collection. Der sagt nur: «Die Gäste sollen sich hier wirklich zu Hause fühlen.» Laut Medienberichten jedenfalls als gesichert scheint, dass im Ort unter anderem auch Leonardo DiCaprio, Elton John sowie Prinz William und seine Frau Kate gastierten. Wikipedia ist ausserdem zu entnehmen, dass Michael Schumacher hier 2006 ein Ferienhaus erwarb.

Dabei machen viele Prestige-Unterkünfte in Courchevel wie das L’Apogée eher auf Chalet-Trutzburg. Das allein unterscheidet sie schon von den Märchenschloss-Verschnitten alter Grand-Hotel-Prägung wie etwa dem Palace in Gstaad oder dem Badrutt’s Palace in St. Moritz. Das L’Apogée hat auch kürzlich erst den zehnten Geburtstag feiern dürfen.

Hotel L'Apogée

Mit der grossen Tourismus-Vergangenheit und den schönen Aufstiegsstorys anderer Skiorte der Hautevolee kann Courchevel ganz allgemein nicht mithalten. Lech in Vorarlberg etwa war eine über Jahrhunderte bewährte Walsersiedlung, bevor es zum Skiresort umfunktioniert wurde. Die Wurzeln von Kitzbühel reichen so weit zurück, dass es sogar schon mal zu Bayern gehören durfte. In St. Moritz, das vor 160 Jahren den Wintertourismus erfunden haben will, gastierten schon die Römer und später Nietzsche und Wagner. Selbst in Aspen drüben in der Neuen Welt wurde lange Silber aus dem Berg geholt, bevor sich der Schnee zu Kohle machen liess.

Courchevel hingegen ein natürlich gewachsenes Berg-, Bergbau- oder gar Bergbauerndorf zu nennen, wäre zu viel des Ritterschlags. Vielmehr wurde hier das geniale Geschäftsmodell Skifahren vom Reissbrett auf die Spitze getrieben. Und wer gerade so tut, als wäre ein möglicher Niedergang des Skifahrens der Tod einer uralten Bewegungskultur, sieht die Adoleszenz dieses Sports in Frankreich besonders deutlich: Wie viele andere Skiorte des Landes – ob La Plagne, Les Menuires oder Val Thorens – wurde Courchevel erst nach dem Zweiten Weltkrieg allein zum Zweck dieses trendigen und gewinnträchtigen Winterhobbys in den Hang gesetzt.

Grösstes Skigebiet der Welt

Hotels wie dem L’Apogée bleiben gerade mal rund 100 Tage zwischen Mitte Dezember und April, um die Investitionen einzuspielen; im Sommer haben die meisten Betriebe geschlossen. Das kann man aus heutiger Perspektive ökologisch fragwürdig finden, doch immerhin hatten die Planer mit ihren hoch gelegenen Standorten in Sachen Klimawandel Glück. Courchevel dürfte durch die Höhenlage so schnell noch nicht von der Erwärmung betroffen sein.

Andererseits hat es an diesem Vormittag selbst auf 1850 Metern schon Plusgrade. Im Hotel-Skiraum, der zugleich als Sportboutique dient, stehen Muffins, Obst und eine Kaffeemaschine bereit. Am Hinterausgang sind auf der kurzen Zubringerpiste schon die Ski nach Zimmernummer bereitgelegt. Von hier geht es direkt hinein ins – natürlich – grösste zusammenhängende Skigebiet der Welt: die 600 Pistenkilometer der Trois Vallées. Wer hier nicht auf seine Kosten kommt, ist selbst schuld.

Hotel L'Apogée

Mittendrin im Gebiet liegt der berühmte Flugplatz von Courchevel. Mit bis zu 18,66 Prozent Steigung ist die Landebahn eine der anspruchsvollsten der Welt. Aber nirgendwo ist der Jetset auch schneller von der Flug- auf der Skipiste. Nach der Rückkehr schenkt dann einer der Angestellten den Westalpen-Likör Génépi aus, Regionalität geht eben immer, während ein kalifornischer Gast erzählt, dass irgendwo an der griechischen Küste eine Jacht mit 20 Service-Angestellten auf ihn wartet.

Tomatenspaghetti für 50 Franken

Das Ganze hat natürlich seinen Preis. Schon vor zehn Jahren wies die Studie Tripindex Ski Courchevel als teuerste Ski-Destination in Europa aus. Demnach waren für einen durchschnittlichen Skitag mit Übernachtung gut rund 470 Franken fällig. Im L’Apogée kostet das Zimmer pro Nacht auf jeden Fall vierstellig. Und dann sind da noch die erstaunlichen Nebenkosten, und damit ist weniger eine mögliche Haarentfernung an den Beinen für rund 12o Franken oder eine Massage für 200 Franken die Stunde gemeint.

Im italienischen Pop-up-Restaurant, dem Gennaro’s, gibt es Spaghetti mit Tomatensauce für 50 Franken, wobei die Tomaten immerhin vom Vesuv stammen. Fraglich ist auch, ob die Tortellini mit Trüffel oder die Pizza mit Kaviar wirklich 100 Franken wert sind, auch wenn sich das Fachmagazin «Falstaff» noch so mit Lob überschlägt. Die Mitreisende meint jedenfalls, dass der Hummer im anderen Restaurant des Hotels leicht angekokelt schmeckte. Und bei einem Sandwich für 50 Franken auf der Zimmerservice-Karte kommt kurz der Verdacht auf: Da fehlt doch ein Komma!

Da ist der Tagesskipass für knapp 80 Franken für 600 Pistenkilometer doch ein echtes Schnäppchen.

Bergbahnen Verdons und Jardin Alpin, Ortszentrum Couchevel,, Departement Savoie, Frankreich *** Verdons cable cars and Jardin Alpin, Couchevel village center,, Savoie department, France

Hinweis der Redaktion: Die Recherchereise für diesen Beitrag wurde zum Teil unterstützt von Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und Tourismus-Agenturen.