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Massnahmen gegen Diktatur
Lukaschenko-Firma prahlte mit Schweizer Eigentümern

So soll das Finanzzentrum von Minsk dereinst aussehen. Gebaut wird es von einem Unternehmen, gegen das Sanktionen verhängt worden sind.
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Die amerikanischen Sanktionsbehörden nennen sie die «Brieftaschen» von Diktator Alexander Lukaschenko: Gemeint sind Personen und Firmen, die sowohl den Präsidenten Weissrusslands persönlich als auch sein Regime finanzieren. Im Gegenzug erhalten sie allerlei Erleichterungen wie Steuergeschenke und werden bei Staatsaufträgen bevorzugt behandelt.

Diese Personen und Firmen stehen auf den Sanktionslisten der USA und der EU. Weil die Schweiz sich in der Regel den EU-Sanktionen anpasst, rangieren die Namen auch auf den entsprechenden Listen des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco, die am Mittwoch aktualisiert worden sind.

Üppig beschenkt

Aus Schweizer Sicht von besonderem Interesse ist Dana Astra mit Sitz in Minsk. Das Unternehmen ist in der Bauwirtschaft tätig und wird von einer in Zypern registrierten Dana Holdings Ltd. kontrolliert. Laut Erkenntnissen der Amerikaner ist das Unternehmen auf Anordnung von Lukaschenko überaus üppig mit Staatsgrundstücken in Minsk beschenkt worden. Darunter soll sich Land im Wert von 800 Millionen Dollar für ein Grossprojekt befinden.

Das Unternehmen revanchierte sich, indem es seinen Angestellten einen bezahlten Ferientag gewährte, damit sie an einer grossen Kundgebung für Lukaschenko teilnehmen konnten, nachdem dieser am 9. August 2020 die Wahl auf höchst umstrittene Weise gewonnen hatte.

Kontrolliert wird die Dana Holdings von der serbischen Familie Karic, die eng mit Lukaschenko verbandelt ist. Lukaschenkos Schwiegertochter Liliya Lukaschenko erhielt auf diesem Weg in einem Einkaufszentrum von Minsk grosszügige Räumlichkeiten für ihre Kunstgalerie. Zuvor soll sie bei Dana Holdings/Dana Astra eine hochrangige Position eingenommen haben. Auch gegen sie laufen nun Sanktionen.

Liliya Lukaschenko, die Schwiegertochter des Präsidenten, bekleidete hochrangige Positionen in Firmen, die das Regime mitfinanzieren. 

Nebojsa Karic, Präsident von Dana Holdings, der die serbische und zypriotische Staatsbürgerschaft besitzt, lobte in einem Beitrag im britischen Fachmedium «World Finance» im Januar 2019 seine Unternehmensgruppe in den höchsten Tönen. Mit seinen «Megaprojekten» werde das Wachstum in Osteuropa angekurbelt. Dazu gehöre das Minsk World Financial Centre in der Stadtmitte. Es handle sich um das grösste Entwicklungsprojekt in ganz Europa.

Der Präsident persönlich bewilligte Bauprojekte

Mit speziellen Anreizsystemen sollen Kapital und Finanzdienstleistungen angelockt werden. Auf diese Weise, so schrieb Karic weiter, werde Weissrussland zum attraktivsten Land für Investitionen in Europa werden.

Nicht minder dick wurde in einem Bericht über Dana Astra auf einer Finanzplattform namens Cbonds aufgetragen. Die Plattform ist vorwiegend in Osteuropa tätig. Das Unternehmen sei ganz weit oben im Bausektor angesiedelt. Die Bauprojekte tragen Namen wie Rachmaninov und Vivaldi. Auch hier wird auf das Megaprojekt Minsk World verwiesen, das von Präsident Lukaschenko persönlich bewilligt worden sei.

Wie erfolgreich die Unternehmen gewirtschaftet haben, kann man im Bericht des US-Finanzministeriums nachlesen. Die Firmen hätten satte Gewinne «weit über dem Branchenniveau» kassiert. Die Qualität der Bauten sei jedoch oft weit unter dem gelegen, was in den Hochglanzprospekten vorgegaukelt worden sei.

Und was hat das mit der Schweiz zu tun? Im Cbonds-Bericht an die Adresse von Investoren heisst es, Dana Astra sei Teil des Schweizer Unternehmens Dana Holdings, das auf Investitionen und Konstruktionen im Immobilienbereich spezialisiert sei. Von einer zypriotischen Firma ist nirgends die Rede.

Das Unternehmen legte schon 2016 in einer Firmenpräsentation viel Wert auf ihren Schweiz-Bezug.

Schon in einer Firmenpräsentation von Dana Astra/Dana Holdings im Jahr 2016 legte die Firma viel Wert auf den Schweiz-Bezug. Das Unternehmen mit über 30’000 Angestellten sei multinational aufgestellt mit Büros in «Neuchatel», London und Moskau hiess es da.

Ein rascher Blick auf Zefix, den zentralen Firmenindex der Schweiz, zeigt: In Zug – und nur hier – existiert tatsächlich eine Dana Holdings GmbH. Nur: Die offensichtliche Briefkastenfirma mit einem Stammkapital von 20’000 Franken ist in Liquidation, nachdem die Gesellschafterversammlung am 11. Februar die Auflösung beschlossen hat. Abgewickelt wird die Liquidation von einer Treuhänderin in Sarnen OW. Was der Grund für die Auflösung war, ist unbekannt. Die Treuhänderin war für Anfragen nicht erreichbar.

Laut Handelsregisterauszug gehörte das Stammkapital seit Oktober 2014 der Dana Holdings Limited mit Sitz in Zypern, die erst im Jahr zuvor ins Firmenregister in Nikosia eingetragen worden war.

Die USA und Grossbritannien haben Sanktionen gegen den zypriotischen Ableger verhängt. Die EU hat Dana Astra auf die Liste genommen, nicht jedoch den Ableger im EU-Land Zypern. Da die Schweiz bei den Sanktionen nur der EU folgt, taucht die Dana Holdings nicht als Sanktionsobjekt auf.