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Kioske mit Joker-Tipps überhäuft
Loterie Romande schlägt Alarm: Organisierte Spieler versuchen, den Jackpot zu knacken

Person markiert das Joker-Feld auf einem Loterie-Romande-Spielschein mit einem blauen Stift.
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In Kürze:
  • Gut organisierte Spieler haben ein Tippspiel der Loterie Romande ins Visier genommen und versuchen, den Jackpot von 2,6 Millionen zu knacken.
  • Junge Männer mit bündelweise Bargeld wollten an Genfer Kiosken mit zwei Millionen Franken auf alle möglichen Kombinationen setzen.
  • Am Montagabend setzte die Loterie Romande das Spiel vorübergehend aus und leitete in Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde für Glücksspiele Ermittlungen ein.

Manche Genfer Kioskbetreiberinnen können es noch immer nicht fassen: Mehrere von ihnen berichteten der «Tribune de Genève», wie letztes Wochenende mit Geldbündeln und Mobiltelefonen ausgerüstete Kunden bei ihnen aufkreuzten, um reihenweise auf ein bestimmtes Spiel der Loterie Romande zu tippen, den Joker. Die gewünschten Zahlenkombinationen hatten sie auf ihren Handys bereit. Es handelt sich dabei um ein Zusatzspiel von Swiss Lotto. Die nächste Ziehung findet am Mittwochabend statt.

Der geschätzte Jackpot lag am Dienstagmorgen noch bei 2,6 Millionen Franken. Doch seit Montagabend und fast den gesamten Dienstag über konnte das Tippspiel in der ganzen Westschweiz weder an Kiosken noch online gespielt werden.

Auf der Website der Loterie Romande hiess es am Dienstagnachmittag, das Spiel sei aufgrund von «Wartungsarbeiten vorübergehend nicht verfügbar», was auf ein ernsthaftes Problem hindeutet.

Die Loterie Romande teilte auf Anfrage mit, die vorübergehende Sperrung sei auf die Einleitung einer Untersuchung in Zusammenarbeit mit der Interkantonalen Geldspielaufsicht (Gespa) zurückzuführen. Ein seltener Vorfall, der dem offensichtlich sehr gut organisierten Vorgehen geschuldet sei: «Sobald wir sehr ungewöhnliche Einsätze bei einem Spiel sehen, sind wir verpflichtet, das der zuständigen Behörde zu melden», erklärte Jean-Luc Moner-Banet, Generaldirektor der Loterie Romande, «die Ermittlungen laufen.»

Eine systematische Herangehensweise

Die Taktik der Spieler bestand darin, alle möglichen sechsstelligen Kombinationen zu spielen, um den Jackpot mit Sicherheit zu knacken. Sie starteten ihre Aktion am vergangenen Wochenende und händigten Genfer Kioskbetreiberinnen Handys aus, damit diese die gewünschten Kombinationen nacheinander spielten.

«Sie waren jung, selbstbewusst und sahen aus wie Mathecracks», erzählt ein Tabakhändler, «sie hatten Umschläge voller Scheine dabei, bestimmt mehrere Tausend Franken, und behaupteten, sie hätten die nötigen Mittel, um alle möglichen Kombinationen zu spielen. Das sind eine Million Einsätze im Wert von 2 Millionen Franken. Ich dachte, ich seh nicht richtig.»

Ein anderer kontaktierter Betreiber erzählt von Personen, die Englisch gesprochen hätten: «Sie spielten allein am Sonntag Joker für 15’000 Franken. Bei diesem Spiel kommen an einem Tag normalerweise nicht mehr als 20 oder 30 Franken zusammen.» Ein weiterer Kioskbetreiber berichtet von Einsätzen in Höhe von 80’000 Franken über zwei Tage. Gemäss den Informationen von «24 Heures» waren allein in Genf Dutzende Kioske Schauplatz solcher systematischen Tippeinsätze.

Ein Kioskbetreiber wurde stutzig und benachrichtigte die Loterie Romande bereits am Wochenende, um zu fragen, ob er diese mehrfachen Zahlungen akzeptieren solle. «Zuerst hiess es Ja, aber vermutlich begann die Loterie Romande bei so vielen eingehenden Wetten dann selber einzusehen, dass ihr ein grosses Problem drohte», erzählt er.

Loterie Romande bestätigt laufende Ermittlungen

Die Loterie Romande bestätigt, dass ihr Überwachungssystem ab Montag in der gesamten Region Genf wegen ungewöhnlicher Einsätze Alarm geschlagen habe. Aus diesem Grund wurde beschlossen, das Spiel in der Westschweiz vorübergehend zu blockieren, bevor es am Dienstagnachmittag wieder verfügbar war, allerdings nur in Kombination mit Swiss Lotto, was 5 Franken mehr kostet. Die Loterie Romande teilte mit, sie werde die Ziehung am Mittwoch durchführen.

Der Joker-Jackpot liegt derzeit bei 2,6 Millionen Franken, steigt aber mit jedem Einsatz. Zum Jackpot kommen die Zusatzgewinne hinzu, das heisst alle Kombinationen mit 5 Gewinnzahlen, 4 Gewinnzahlen usw. «Selbst nach Steuerabzug scheinen die organisierten Spieler grosse Chancen zu haben, einen satten Gewinn einzuheimsen», kommentiert ein Kioskbetreiber. Ein anderer, der mit ihnen über diese mehrfachen Einsätze gesprochen hat, sagt: «Die Spieler schienen völlig überzeugt zu sein, dass ihr Vorgehen legal sei.»

Es ist Aufgabe der Aufsichtsbehörde, den Gehalt dieser systematischen Tippeinsätze zu analysieren, wobei Versuche zur Geldwäsche stets mitbedacht werden. Solange die Ergebnisse der Untersuchungen zur Loterie Romande nicht vorlägen, könne sich die Gespa nicht zu diesem Fall äussern.

Es bleibt abzuwarten, ob der Jackpot am Mittwochabend einen oder sogar mehrere glückliche Gewinner hervorbringen wird.

Aus dem Französischen übersetzt von Marina Galli