Feuerhölle in Los AngelesWinde lassen etwas nach, Musk schickt Cybertrucks ins Katastrophengebiet
Die Feuerwehr muss einen weiteren Brand bekämpfen, der am Montag ausgebrochen ist. Der Wetterdienst hat derweil eine seltene Warnung vertagt.
Für die Einsatzkräfte bei den Waldbränden in Los Angeles scheint sich eine kurze Erholung abzuzeichnen. Die Winde nahmen am Dienstag zwar kurz zu, erreichten aber nicht die vorhergesagten Orkanstärken, die im Laufe des Tages erwartet wurden. Dennoch sei die Gefahr noch nicht vorüber. «Wir sind noch nicht über den Berg», teilte der Nationale Wetterdienst in Los Angeles in einem Beitrag in den sozialen Medien mit. «Die Winde haben heute unterdurchschnittlich gewirkt, aber eine weitere Verstärkung könnte heute Abend oder morgen stattfinden.»
Zuvor hatte der Nationale Wetterdienst eine seltene Warnung ausgesprochen, wonach die Winde in Verbindung mit sehr trockenen Bedingungen zu einer «besonders gefährlichen Situation» führen könnten. Diese Warnung vertagte der Wetterdienst nun. Nach wie vor könnten die Santa-Ana-Winde die Glut der Brände jedoch kilometerweit tragen und neue Feuer in der Region entfachen.
Zahl der Todesopfer steigt auf 25
In den Waldbrandgebieten in Kalifornien ist ein weiteres Feuer ausgebrochen. Der Brand habe am Montagabend bei Oxnard nordwestlich von Los Angeles in einem ausgetrockneten Flussbett begonnen, teilte die Feuerwehr mit. Eine landwirtschaftliche Nutzfläche habe Feuer gefangen.
Zusätzliche Tanklastwagen und Dutzende weitere Feuerwehrleute kamen in Los Angeles an, um beim Kampf gegen die Brände zu helfen. Die Sorge ist gross, dass der Wind die bisher erzielten Erfolge der Einsatzkräfte wieder zunichtemachen und die Feuer weiter antreiben könnte. Die Feuerwehr konnte bisher ein Drittel des Eaton-Feuers bei Pasadena unter Kontrolle bringen, beim Brand in Pacific Palisades an der Küste war es am Montag etwa ein Siebtel.
In der Nacht auf Mittwoch ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 25 angestiegen. Behördenangaben zufolge könnten die Zahlen noch ansteigen. Mehr als 160 Quadratkilometer Fläche mit mehr als 12’000 Gebäuden wurde durch Brände im Grossraum Los Angeles zerstört.
Internet aus dem All
Tech-Milliardär Elon Musk will an den von Bränden betroffenen Gebieten von Los Angeles kostenloses Internet über das Satellitensystem Starlink anbieten. Dafür sollen Starlink-Empfangsanlagen mit offenem WLAN dort platziert werden, wo sie am meisten benötigt würden, schrieb Musk auf seiner Online-Plattform X.
Zur Stromversorgung sollen «Cybertruck»-Elektro-Pickups des von Musk geführten Autobauers Tesla dienen. Auslieferungen neuer «Cybertruck»-Fahrzeuge in Kalifornien würden sich um mehrere Tage verzögern, da Tesla neue Wagen dafür einsetzen werde, kündigte Musk an. Er ist auch Chef der Weltraumfirma SpaceX, die Starlink betreibt.
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Musk, der zu einem engen Vertrauen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump wurde, kritisiert zugleich seit Tagen die Verantwortlichen in Kalifornien. Ihm wiederum wird in sozialen Medien vorgeworfen, seine Cybertruck-Aktion sei reine PR.
Starlink hat ein System aus Tausenden Internet-Satelliten in niedriger Umlaufbahn. Das System wird seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 auch von ukrainischen Streitkräften genutzt. In den USA wurde Starlink jüngst bei Überschwemmungen eingesetzt.
Polizei meldet 40 Festnahmen
Im Zusammenhang mit den Bränden sind laut Polizeiangaben rund 40 Menschen festgenommen worden. Die Vorwürfe reichten von Plünderungen über den illegalen Betrieb von Drohnen, die Löschflugzeuge behindern könnten, bis hin zu Verstössen gegen das Ausgehverbot, sagte der Sheriff des Bezirks, Robert Luna.
Polizeichef Jim McDonnell sagte, drei Menschen seien unter dem Verdacht der Brandstiftung festgenommen worden. Eine Person habe mit einem Grillanzünder Brände gelegt und eine andere einen Mülleimer angezündet. Die dritte Person sei dabei erwischt worden, wie sie ein Gebüsch angezündet habe. Die kleinen Feuer seien alle schnell gelöscht worden.
Hollywoodstudios spenden Millionen für Helfer und Feuerwehr
Wegen der verheerenden Brände haben die grossen Hollywoodstudios Millionenbeiträge an Rettungskräfte und Hilfsorganisationen gespendet. Amazon, Universal und Netflix stellten am Montag nach eigenen Angaben jeweils umgerechnet rund 9,75 Millionen Euro bereit.
Disney hatte bereits am Freitag eine Spende in Höhe von umgerechnet rund 14,6 Millionen Euro angekündigt. Medienberichten zufolge hat Warner Brothers die gleiche Summe zugesagt. Ausserdem habe Sony rund 4,87 Millionen Euro gespendet, berichten «Variety» und «The Hollywood Reporter».
Die Gelder fliessen unter anderem an die kalifornische Feuerwehr und das Rote Kreuz. Amazon habe den Rettungskräften zusätzlich firmeneigene Drohnen sowie Sachspenden wie Nahrungsmittel, Kinderbetten und Hygieneartikel zur Verfügung gestellt, sagte das Unternehmen in einer Mitteilung. Einige der Firmen kündigten auch an, Mitarbeiter, die durch die Brände ihr Zuhause verloren haben, finanziell und logistisch unterstützen zu wollen.
Rauchbelastung: Los Angeles verteilt kostenlos Schutzmasken
Aufgrund erhöhter Mengen an Asche und Feinstaub in der Luft stellt die Stadt Los Angeles nun kostenlos Schutzmasken in öffentlichen Einrichtungen bereit. Durch die stärker gewordenen Winde sei die Feinstaub-Belastung erhöht und vor allem für gefährdete Gruppen ungesund, hiess es am Montag in einer Mitteilung. Die Masken stehen in Bibliotheken, Freizeitzentren und Altenheimen bereit und werden von Hilfsorganisationen verteilt.
Betroffenen wird geraten, ihre Wohnungen nicht zu verlassen, Fenster und Türen geschlossen zu halten, hohe körperliche Belastungen zu vermeiden und wenn mögliche Klimaanlagen oder Luftfilter zu benutzen. Der Bezirk hatte aufgrund enormer Mengen an gesundheitsgefährdendem Rauch und Feinstaub in der Luft am Freitag bereits den Gesundheitsnotstand ausgerufen.
«Wall Street Journal»: Kalifornien braucht politischen Klimawandel
Das Wall Street Journal, die zweite grösste Zeitung der USA, hat in ihrer Ausgabe vom Dienstag das Krisenmanagement des demokratischen Gouverneurs von Kalifornien, Gavin Newsom, stark kritisiert:
«Das Klima ändert sich, und menschliche Aktivitäten beeinflussen das Klima. In Kalifornien sind jedoch wechselnde Regen- und Schneefallmuster zu erwarten. Als Folge daraus treten Brände auf. Anstatt das Klima für Waldbrände verantwortlich zu machen, sollte es die Pflicht der staatlichen Beamten sein, sich auf diese Brände vorzubereiten und, wenn sie unvermeidlich auftreten, den Schaden zu begrenzen.»
Trotz ihrer festen Überzeugung, dass der Klimawandel katastrophale Folgen haben wird, würden die Demokraten in Kalifornien ständig zu wenig in Wasserspeicherung und Landmanagement investieren. Wenn es dann zu katastrophalen Bränden, Wasserknappheit oder Überschwemmungen komme, gäben die Demokraten dem Klimawandel die Schuld, als ob sie nichts dagegen tun könnten. Was der Bundesstaat wirklich brauche, sei einen politischen Klimawandel.
DPA/sme/step
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