Lieferant für ModernaLonza produziert mehr Wirkstoffe für Schweizer Impfung
Der Schweizer Pharmazulieferer erhöht das Tempo in der Produktion. Der US-Hersteller, bei dem Bern vorbestellt hat, dürfte mehr als die geplanten 400 Millionen Dosen erhalten.
Der Pharmazulieferer Lonza will mehr Wirkstoffe für das Covid-Vakzin von Moderna herstellen. Dabei geht es um einen verbesserten Produktionsprozess. Es sei wie bei einem Auto, das langsam in Fahrt komme: «Nach einigen Monaten legen wir an Geschwindigkeit zu», sagte Lonza-Chef Pierre-Alain Ruffieux an einer Medienkonferenz. «Wir äussern uns jedoch nicht zu Details der Dosenzahl.» Lonzas Ziel war bislang, in Visp jährlich den Wirkstoff für 300 Millionen Impf-Dosen zu produzieren, hinzu kommen 100 Millionen Dosen in ihrem Werk in den USA. Bislang arbeitet in Visp nur eine Produktionslinie, die anderen beiden werden «bald» hochgefahren.
Auch ein Ausbau der Anlagen ist nicht ausgeschlossen. Auf die Frage danach antwortete Ruffieux: «Dazu gibt es im Moment nichts bekannt zu geben.» Im Moment lässt sich die Herstellung allein über die laufenden Prozesse steigern: «Wenn man mit der Produktion beginnt, findet man im Lauf der Zeit viele Wege, den Ertrag zu steigern», erklärte der im vergangenen November angetretene Lonza-Chef.
Auslieferung harzt
Die Schweiz hat bei Moderna mit 7,5 Millionen Dosen ihre grösste Vorbestellung getroffen. Die Impfstoff-Auslieferung harzt jedoch. Ein Grund dafür ist, dass das US-Unternehmen weltweit zu viele Liefervereinbarungen getroffen, also seine zu erwartende Produktion überverkauft hat.
«Wir kommentieren die Zahlen von Moderna nicht», machte Lonza-Chef Ruffieux klar. Lonza stelle nur einen kleinen Teil des Covid-Impfstoffs her. Vom Lonza-Werk in Visp wird der Wirkstoff zum Mischen und Abfüllen nach Spanien geliefert und dann zum Etikettieren nach Belgien. Von dort liefert Moderna ihn dann an die Staaten aus. An welche sie gehen, ist allein Sache von Moderna. Sie ist es, die die Verträge mit den Staaten abgeschlossen hat.
Noch diese Woche will Moderna Details zu den weiteren Auslieferungen an die einzelnen Länder geben, erklärt ein Sprecher. Schon jetzt versichert er, das Unternehmen gehe davon aus, seine Lieferversprechen für Europa im ersten Quartal und den weiteren Quartalen erfüllen zu können.
«Es braucht keinen Druck von einer Regierung oder einer Firma, allen Mitarbeitenden ist klar, wie nötig die Covid-Impfung ist.»
Um wie viel die Dosenzahl bei Lonza durch optimierte Herstellungsabläufe gesteigert werden könnte, will Ruffieux nicht sagen. Eine Zahl zu nennen, wäre derzeit nur Spekulation. «Bei uns gibt jeder das Beste.» Es brauche keinen Druck von einer Regierung oder einer Firma, allen Mitarbeitenden sei klar, wie nötig die Covid-Impfung sei, betont der neu angetretene Lonza-Chef.
Wettrennen um Impfkomponenten
Die US-Biotechfirma Moderna hatte für dieses Jahr in Aussicht gestellt, zwischen 600 Millionen und einer Milliarde Dosen des Covid-Impfstoffs zu produzieren. Diese Bandbreite ist auffallend hoch. Zugesichert war bislang nur, dass 400 Millionen von den Lonza-Werken kommen. Wie viel Moderna selbst in ihren Produktionslinien in den USA herstellen kann, ist offen. Der Moderna-Chef hatte Anfang Januar auf einer US-Investorenkonferenz erklärt: «Ich glaube, dass die Leute manchmal Kapazität mit Auslieferung verwechseln.» Es gebe für 2021 die Kapazität für eine Milliarde Dosen, so Stéphane Bancel. «Das Problem ist jedoch, dass es für uns sehr schwierig ist, präzis vorauszusagen, worauf es genau hinauslaufen wird.»
Entscheidend für die Herstellung ist auch die Beschaffung der Ausgangsstoffe. Zur Wirkstoff-Produktion sind Moderna und Lonza auf rund 400 Komponenten angewiesen. «Es ist ein Wettrennen», sagt Lonza-Chef Ruffieux über die Beschaffung. Die Materialien kommen aus aller Welt. Es gebe zwar keine Knappheit, aber es seien grosse Anstrengungen nötig.
Der Pharma-Zulieferer Lonza hat im vergangenen Jahr den Umsatz um 7,3 Prozent auf 4,51 Milliarden Franken steigern können, das Geschäft ist mit einer Betriebsmarge in Höhe von 31,2 Prozent so lukrativ wie eine Pharmafirma. Die klassische Chemiesparte LSI kommt dagegen nur auf eine Marge von gut 20 Prozent. Sie will der Konzern noch im laufenden Quartal verkaufen.
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