Showdown am 4. OktoberLondon ermöglicht den Marathon der Superlative
Kenenisa Bekele fordert Weltrekordhalter Eliud Kipchoge heraus – es ist auf einem Kurz-Rundkurs im St. James Park die bestmögliche Affiche.
40. Austragung, fast eine halbe Million Läufer, die sich um einen Startplatz beworben hatten, wohl wieder 80 Millionen gesammelte Franken für wohltätige Organisationen, die zwei schnellsten Männer je im Duell und die Weltrekordhalterin auch am Start: Der London Marathon hätte Ende April eine grosse Sache werden können. Doch dann kam Corona und damit die vorläufige Verschiebung auf den 4. Oktober. Am Donnerstag nun, nach monatelangem Abwägen und Verhandeln, hat Direktor Hugh Brasher bekannt gegeben: Der London Marathon wird eine grosse Sache. Einfach anders.
Abgesperrter St. James Park
Er ist reduziert auf das Maximum: Es wird ein Rennen nur für die Elite, die ihre 42,195 km auf einem geschlossenen 2-km-Kurs im St. James Park abspult und deren Zeiten für die Olympiaqualifikation zählen. Die Freizeitläufer sind eingeladen, ihr Rennen virtuell zu Hause oder irgendwo zu laufen. Vor allem aber: Das Duell der beiden Grossen, Weltrekordhalter Eliud Kipchoge (KEN) gegen Kenenisa Bekele (ETH), wird es trotz Verschiebung geben. Bekele verpasste die Rekordmarke des Kenianers 2019 in Berlin um winzige zwei Sekunden – es ist die bestmögliche Affiche. Gegenüber dem «Guardian» schloss Brasher nicht einmal die Verbesserung des Weltrekords aus, «die Strecke ist schneller als die übliche».
Offenbar hatte man verschiedene Szenarien geprüft, um die Massenveranstaltung zu retten – im Zentrum immer Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten. Man beabsichtigte, eine neue Technologie einzusetzen, die via Bluetooth das Social Distancing sogar während des Laufs kontrollierte. Wer hält sich mehr als 15 Minuten 1,5 Meter oder näher beim nächsten Läufer auf? «Die grösste Herausforderung waren aber nicht die Teilnehmer, sondern die Zuschauer», sagt Brasher. Und deshalb findet der Event nun ohne Publikum statt, BBC Sport überträgt acht Stunden.
Tadesse Abrahams Bedenken
Tadesse Abraham, der Schweizer Rekordhalter, sagt, er werde sich nicht um einen Startplatz bemühen, er habe die Olympiaqualifikationszeit erfüllt und werde sie 2021 noch bestätigen. «Ich frage mich ohnehin, wie viele der Eliteläufer Anfang Oktober bereit sind, ein solches Rennen zu absolvieren.» Die meisten hätten in den vergangenen Monaten nicht ideal trainieren können, allein statt in den gewohnten Gruppen, und: «Die Frage ist auch, ob man von überall nach London und wieder zurück fliegen kann und wer das überhaupt möchte», gibt er zu bedenken.
Er selber weilt seit einem Monat im Höhentraining in St. Moritz, wird am Samstag aber am Meeting in Regensdorf über 5000 m starten. «Ich habe die Schwerpunkte im Training ein wenig verschoben, das Volumen von rund 180 Kilometern in der Woche ist geblieben, ich laufe aber auch zwei-, dreimal wöchentlich auf der Bahn, um mich auf den kürzeren Distanzen zu verbessern», sagt er. Wie andere auch hofft er noch immer auf die Durchführung der Halbmarathon-WM Mitte Oktober in Polen. Sie wäre das zweite Herbst-Highlight für die Leichtathletik.
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