EM-Qualifikation: Aserbaidschan - SchweizEin deutlicher Schweizer Sieg – und die Jüngste überragt alle
Die Schweizer Fussballerinnen schlagen Aserbaidschan 4:0. Smilla Vallotto schiesst ein Tor selbst und bereitet die anderen drei vor.
Ana-Maria Crnogorcevic hat bereits 157 Länderspiele absolviert. Ramona Bachmann steht bei 145 und Lia Wälti bei 119. Auch Noelle Maritz hat die Hundertermarke längst überschritten, 116 Einsätze hat sie auf ihrem Konto.
Das macht zusammen: 537 Länderspiele. Da ist also ganz viel Erfahrung im Schweizer Nationalteam der Frauen. Nur: An diesem Dienstagnachmittag in Baku fehlt diese komplett. Crnogorcevic ist krank, Wälti, Bachmann und Maritz fehlen verletzt.
Und so geht es vor diesem EM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan also nicht bloss um drei Punkte, es geht auch um die Frage: Wer übernimmt Verantwortung, wenn die Stützen dieses Teams passen müssen? 90 Minuten später lautet die Antwort: Vor allem Smilla Vallotto, vor zweieinhalb Wochen 20 geworden.
Von den elf Spielerinnen, die Trainerin Pia Sundhage auf den Platz schickt, ist sie die jüngste. Ihr Talent ist schon oft aufgefallen, in dieser Partie aber überragt sie alle. Das beginnt schon damit, dass sie die erste Wahl bei Penaltys ist. Nach einem Hands läuft sie in der 9. Minute an und schiesst ihr erstes Länderspieltor. Die Glanzstücke kommen aber erst später.
In der 20. Minute findet Vallotto mit ihrem Eckball Luana Bühler, die Wälti als Captain vertritt und das 2:0 per Kopf erzielt. Nach der Pause legt Vallotto auf Alayah Pilgrim ab und findet kurz darauf auch noch Nadine Riesen. 4:0 gewinnt die Schweiz, an jedem Tor ist Vallotto entscheidend beteiligt. Dass Viola Calligaris nach Vallottos Auswechslung noch einen Penalty verschiesst, fällt nicht ins Gewicht.
Die untypische Nationalspielerin
Vallotto ist eine Spielerin mit spannender, weil untypischer Geschichte. Sie kam zwar als Tochter einer Norwegerin und eines Schweiz-Italieners in Genf zur Welt, spielte aber nie in der Schweiz. Als sie 4 war, zog die Familie, Vallotto hat noch drei Brüder, in die Heimat der Mutter und lebte fortan in Stavanger, im Süden des Landes.
Mit 16 wagte Vallotto den Schritt nach Oslo und schloss sich dem Verein Stabaek IF an, nebenbei besuchte sie eine Sportschule. Sie erhielt danach immer wieder, aber auch unregelmässig Aufgebote für norwegische U-Nationalteams. 2021 sah sie beim Schweizerischen Fussballverband mehr Möglichkeiten und entschied sich um. In der U-19 spielte sie erstmals für die Schweiz.
Im vergangenen Sommer hatte Vallotto auch Aussichten auf eine WM-Teilnahme, die damalige Nationaltrainerin Inka Grings bot sie für die Turniervorbereitung auf. Weil die Saison in Norwegen aber noch lief, verweigerte ihr Club Stabaek die Freigabe. Kurz darauf wechselte Vallotto nach Schweden, sie spielt nun beim aktuellen Tabellenersten Hammarby. Dort gehört sie zum Stammpersonal.
Im September kam Vallotto schliesslich doch noch zu ihrem Debüt für das Schweizer Nationalteam, mitten in einer unruhigen Phase, geprägt von internen Streitigkeiten um Trainerin Grings und hohen Niederlagen gegen Spanien. Vallotto fiel auf, zeigte gute Auftritte und Ansätze, fast ging sie ein wenig unter. Im Winter folgte der Abstieg aus der höchsten Liga der Nations League.
Nun ist die Zeitrechnung eine neue. Es geht auf die EM im eigenen Land zu, die Trainerin heisst seit Januar Pia Sundhage. Die Schwedin setzt auf Vallotto, auch am Freitag gegen die Türkei spielte die Mittelfeldspielerin von Beginn an, schon da kam sie auf ihren ersten Assist. Nun folgen gleich vier weitere Skorerpunkte.
Damit gelingt der Schweiz der ideale Start in die Phase der EM-Qualifikation, sie hat in zwei Spielen sieben Tore erzielt und nur eines kassiert. Und obwohl sie als Gastgeberin für das Turnier im Sommer 2025 qualifiziert ist, haben die Spiele gegen Aserbaidschan, die Türkei und Ungarn sportlichen Wert. Gewinnt die Schweiz die Gruppe, steigt sie wieder in die höchste Liga der Nations League auf, was ihr eine gute Ausgangslage für die Qualifikation für die WM 2027 sichert.
Der Ticker zum Nachlesen
90+5’ Abpfiff
So, geklärt. Und das Spiel ist aus!
90+5’
Doch nicht. Noch ein Eckball.
90+4’
Mehr noch: Sie kommen sogar noch zu einem Konter. Andrade und Lehmann holen mit einem Doppelpass noch einen Eckball heraus. Wird wohl die letzte Aktion des Spiels.
90+3’
Für die Schweizerinnen geht das alles gefahrlos vorüber.
90+2’
Und noch einen.
90+1’
Drei Minuten gibt es noch obendrauf. Und die Schweizerinnen lassen noch einen weiteren Eckball zu.
88’
So, es laufen die letzten Minuten. 4:0 stehts, und wir sind gespannt, ob es hier noch zu einem weiteren Treffer kommt. Jedenfalls holt Aserbaidschan hier tatsächlich noch einen Eckball heraus.
Keine Gefahr für Herzog.
84’
Andrade will ihr Debüt krönen. Sie spielt ja heute erstmals für das Nationalteam und darum hat sie auch nicht immer das Auge für die Mitspielerin. Nun probiert sie es aus der Distanz, schiesst aber weit drüber.
80’
Es ist nicht gerade die unbedingte Vehemenz, aber die Schweizerinnen suchen das 5:0. Andrade erobert einen Ball und schickt Riesen auf den Weg, die jetzt auf links spielt. Riesen bringt den Ball dann auch in die Mitte zu Lehmann, aber die Stürmerin will es da etwas zu schön machen.
76’ Wechsel
Kurzer Unterbruch wegen einer verletzten Aserbaidschanerin. Sundhage nutzt das und wechselt Laura Felber ein. Stierli geht raus. Gute Partie von Stierli, die neu ja als Aussenverteidigerin ran muss. Hinten nicht gefordert, vorne mit einigen starken Pässen auf Lehmann, und den einen Penalty hat sie auch noch herausgeholt.
73’
Auch Andrade hat noch eine Chance. Goalie Sharifova faustet einen Ball weg, Andrade erbt, trifft ihn aber nicht gut. Es bleibt beim 4:0.
69’
Daneben!
Géraldine Reuteler hat uns in der Pause offenbart, dass sie als zweite Penaltyschützin vorgesehen war, Vallotto als erste. Beide sind draussen, also tritt Calligaris an, die ja gerade im Hoch ist. Aber: die Verteidigerin trifft das Tor nicht.
68’ Penalty
Penalty für die Schweiz! Ja, das war gar nicht schlecht gemacht von Stierli, sie jagt einem verlorenen Ball nach und wird dabei am Fuss getroffen. Klare Sache.
66’
Schlechte Prognose. Bienz und Xhemaili kommen für Vallotto und Reuteler.
Vallotto eindeutig die Frau des Spiels heute. Was SRF-Stettler zum schönen Wortspiel verleitet: «Ein Vallotto-Sechser.» Kann man machen.
65’
Nächster Schweizer Abschluss. Er kommt von Coumba Sow. Aber Goalie Sharifova hält. Und ich wage eine Prognose: Sow muss bald raus. Es stehen zwei Mittelfeldspielerinnen bereit.
63’
Lehmann! Wieder! Ihr Tempo ist heute ein grosser Trumpf für die Schweiz. Alleine kommt sie nach einem Abschlag von Herzog von links aufs aserbaidschanische Tor zu. Aber die Bernerin vergibt.
62’
Herzog hält einen Ball! Das klingt jetzt so, als würde ihr das nicht besonders oft gelingen. Heute hat das aber mit den Gegnerinnen zu tun. Jedenfalls ist die Torhüterin beim Freistoss hellwach.
60’
Hoppla. Die Schweizerinnen bringen sich in eine ungemütliche Lage. Herzog macht es mit einem zu kurzen Pass spannend, und am Ende unterbindet Reuteler den Angriff. Aber nicht mit einem Foul. Den Pfiff gibt es trotzdem. Und weil Reuteler sich darüber aufregt, gibt es auch noch Gelb.
57’
Latte! Vallottos Eckball wird erst geklärt und aus 20 Metern versucht es Reuteler mit einem Lob direkt. Ganz knapp am 5:0 vorbeigeschrammt.
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