So wird der Corona-WinterLimitierte Anzahl Tagespässe, online Reservation für die Pistenbeiz
Mit den Weihnachtsferien an der Wärme wirds wohl nichts. Bleiben also die Ferien in den Bergen. Worauf müssen sich Wintersportfreunde einstellen?
Die Pandemie stellt den Wintersport und die Bergdestinationen vor ganz neue Herausforderungen. In Frankreich, Deutschland, Österreich und Teilen Italiens sind die Skiorte bis Ende November im Lockdown. Das ist in der Schweiz nicht – oder noch nicht – der Fall. Am letzten Wochenende haben die ersten Destinationen ihren Betrieb aufgenommen. Und trotzdem: Corona stellt den Wintersport auch hierzulande vor eine Reihe grosser Fragen.
Wie sicher sind die Schweizer Skiorte?
Ohne Maske läuft auch in den Bergen nichts mehr. «Bei allen Bergbahnanlagen, inklusive Sesselbahnen, Skilifte, Anfängerteppiche und deren Warte- und Zugangsbereiche sowohl draussen wie drinnen müssen Gäste ab 12 Jahren und die Mitarbeitenden einen Mund-Nasen-Schutz tragen», erklärt Martin Vincenz, Chef von Graubünden Tourismus. Die Branche orientiert sich schweizweit am Schutzkonzept von Seilbahnen Schweiz, das vor kurzem nach Überprüfung durch das Bundesamt für Gesundheit lanciert worden ist. Die meisten Destinationen bieten ihren Gästen Halsschläuche zum Kauf an. (Lesen Sie hier, was Sie über Halsschläuche wissen müssen.)
Wird der Zugang zu den Pisten limitiert?
Die Bergbahnen Gstaad diskutieren derzeit eine Kontingentierung der Tageskarten. Wie das umgesetzt werden kann, soll nächste Woche klar werden. Schon weiter ist Laax: Tageskarten werden nur noch online oder per App verkauft. So kann die Gästezahl gesteuert werden. Ähnliche Überlegungen werden auch andernorts gemacht, allerdings will man sich nicht explizit dazu äussern. Urs Egli, Marketingchef der Titlis Bergbahnen sagt: «Im Moment ist eine Beschränkung bei Wochen- und Saisonpässen nicht geplant.» Aber man diskutiere täglich über neue denkbare Massnahmen. Auch in Arosa-Lenzerheide will man momentan noch von einer Einschränkung absehen.
Wird der Zutritt zu den Bergbahnen und Gondeln limitiert?
Viele Bergbahnen sind Teil des öffentlichen Verkehrs, und da gibt es keine Kapazitätsbegrenzung. Trotzdem drücken die Verantwortlichen auf die Bremse. Im Sportgebiet Arosa-Lenzerheide sollen Gondeln wenn möglich nur zu 50 bis 60 Prozent gefüllt werden, erklärt Stefan Reichmuth, Marketingchef von Arosa Bergbahnen. Um das zu erreichen, soll der Fahrplan verdichtet werden. Auch sollen Sessellifte und Skilifte am Morgen früher starten, um Druck von den Gondeln wegzunehmen. Saas-Fee wird die Kapazität in seinen Gondeln um ein Viertel verringern. In Andermatt-Sedrun können Gäste neu einen Platz in der Pendelbahn Andermatt-Gurschen reservieren. Auch damit soll die Nachfrage besser gesteuert werden. Am Gütsch-Express erhalten Inhaber von Jahreskarten einen bevorzugten und damit schnelleren Zugang.
Welche Einschränkungen gibt es in Restaurants und Bergbeizen?
Grundsätzlich gelten die behördlichen Vorschriften und das Branchenschutzkonzept von Gastrosuisse. Also Maskenpflicht bis zum Tisch, Einhaltung des Mindestabstands, maximale Anzahl Gäste von vier Personen pro Tisch. Die Pandemie führt jedoch auch hier zu digitalen Lösungen. Der Gast soll Tisch und Mahlzeit online reservieren und auch abrechnen können.
In Laax kann können Kunden in grösseren Selbstbedienungsrestaurants das Essen online bestellen und erhalten es an den Tisch serviert. In Andermatt-Sedrun ist die Zahl der Terrassenplätze auf dem Gütsch um 50 Prozent vergrössert worden, um die Innenräume zu entlasten. Die Bergbahnen Grüsch-Danusa im Prättigau GR werden zum Saisonstart Ende November das erste Ski-Drive-in in der Schweiz eröffnen: Die Skifahrer kurven zum Verkaufsschalter und bestellen ihr Fast-Food-Menü. Das Essen wird in Taschen ausgehändigt und draussen konsumiert.
Die Zürcher Firma Lunchgate, die Reservationssystem für Restaurants in der ganzen Schweiz anbietet, wittert in den Herausforderungen, denen sich die Wintersportorte wegen Corona stellen müssen, ein Geschäft und wirbt jetzt dafür in den Bergen: Dank Lunchgate sollen die Gäste sehen, in welchen Restaurants noch Plätze verfügbar sind, und ihre Reservation entsprechend platzieren.
Was kann der Gast selber tun, um Menschenansammlungen und Wartezeiten zu vermeiden?
Indem er seinen Aufenthalt im Voraus besser plant. Dazu gehört, die Tickets bereits Tage vor dem Ausflug im Internet zu kaufen und Tische in den Bergrestaurants zu reservieren. So sollen Warteschlangen vor den Schaltern der Bergbahnen und Gedränge vor den Restaurants vermieden werden. «Ich gehe davon aus, dass die Kunden bei uns in der kommenden Wintersaison 40 bis 50 Prozent der Tickets online bestellen», sagt Matthias In-Albon, Chef der Bergbahnen-Destination Gstaad. Scuol hat einen neuen Webshop eröffnet. Zugleich werden die Öffnungszeiten der Kassen am Freitag- und Samstagabend verlängert. Andere Gebiete wie Saas-Fee haben in den Talstationen Abholstellen eingerichtet, wo Skifahrer die vorbestellten Tickets in Empfang nehmen können. Ende November sollen ausserdem Webkameras einen Überblick geben, wo sich in den Anlagen Menschenschlangen bilden. Die Gäste können ab diesem Zeitpunkt die Bilder auf der Website von Saas-Fee abrufen und erst anstehen, wenn sich die Warteschlangen gelichtet haben.
Welche Alternativen gibt es zum Pistenrummel?
Wie die Biketour im Frühling und Sommer wird das Skitourenfahren boomen, ist Urs Egli von den Titlis-Bergbahnen überzeugt. Abseits der Massen ist das Social Distancing einfach zu bewerkstelligen. Diese Beobachtung bestätigen Bergführer, die auch Lawinenpräventionskurse anbieten. Ausrüstungsanbieter wie Bächli Bergsport verzeichnen eine starke Nachfrage nach Tourenskis und dazugehörigem Equipment. Schneeschuhwandern und Langlauf sind ebenfalls stark im Aufwind. Roger Huber von Intersport Zürich spricht von 15 Prozent mehr Absatz bei Tourenski, Schneeschuhen und Langlaufski.
Bekomme ich mein Geld zurück, wenn der Sportbetrieb wegen Corona eingestellt wird?
Verschiedene Destinationen haben einen Pandemieartikel in die Geschäftsbedingungen aufgenommen. So zum Beispiel Arosa-Lenzerheide: Bei einer behördlichen Schliessung bekommen die Gäste bei ungenutzten Tages- und Mehrtageskarten, die online gekauft wurden, ihr Geld zurück. Bei der Jahreskarte gibt es eine Gutschrift. Beim Kartenkauf lohnt es sich auf jeden Fall, vorgängig nach diesen Kulanzregeln zu fragen.
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