Unter ErzfeindenLibanon lehnt Hilfe aus Israel ab
Mehrere israelische Spitäler wollten Verletzte aus Beirut aufnehmen. Die libanesische Regierung lehnte ab – und bittet den Rest der Welt um Hilfe.
Die Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut hat Schockwellen rund um den Globus geschickt, aus vielen Ländern kommen nun Hilfsangebote. Das geht nicht nur über alle Grenzen hinweg, sondern auch über Fronten: Selbst der Erzfeind Israel bot seine Unterstützung an. Dabei sind die beiden Länder seit Jahrzehnten in kriegerische Auseinandersetzungen verstrickt.
«Wir teilen den Schmerz des libanesischen Volkes und strecken die Hand aus zur Hilfe in dieser schwierigen Zeit.»
Gerade in jüngster Zeit waren die Spannungen zwischen Israel und der libanesischen Hizbollah-Miliz wieder gross. So gross, dass Regierungsvertreter in Jerusalem unmittelbar nach der Explosion, als man noch nichts über deren Ursache wusste, sofort versicherten, dass Israel damit nichts zu tun habe. Zur Notlage im Nachbarland twitterte ein Sprecher der israelischen Armee auf Arabisch: «Das ist die Zeit, in der der Konflikt aussen vor bleibt.»
Israels Präsident wendet sich auf Arabisch an die Nachbarn
Ebenfalls auf Arabisch versichert Israels Präsident Reuven Rivlin: «Wir teilen den Schmerz des libanesischen Volkes und strecken die Hand aus zur Hilfe in dieser schwierigen Zeit.» Angeboten wurde diese Hilfe unter Feinden über verschiedene diplomatische Kanäle, darunter die UNO und Frankreich. Premierminister Benjamin Netanyahu wies seinen Sicherheitsberater an, in dieser Sache mit dem in Jerusalem nicht immer wohlgelittenen UNO-Nahostgesandten Nickolay Mladenov Kontakt aufzunehmen.
Ganz konkrete Hilfsangebote zur Behandlung von Verletzten kamen von mehreren israelischen Spitälern. Der Direktor des Ziv-Hospitals in der Nähe der libanesischen Grenze verwies in einer arabischen Facebook-Nachricht darauf, dass auch schon in der Vergangenheit in seiner Klinik Patienten aus dem Südlibanon und Opfer des syrischen Bürgerkriegs behandelt worden seien. Eine besondere Note der Solidarität sendete der Tel Aviver Bürgermeister Ron Huldai mit der Ankündigung, das Gebäude der Stadtverwaltung in den Farben der libanesischen Flagge erstrahlen zu lassen. «Humanität hat Vorrang vor jedem Konflikt», schrieb er dazu.
Die iranischen Paten der Hizbollah dürfen helfen
In Beirut allerdings reagierte man ablehnend auf die israelischen Offerten. «Wir nehmen keine Hilfe von einem feindlichen Staat an», hiess es aus der Regierung. Willkommener und weitaus unkomplizierter ist es natürlich, die aus vielen arabischen Nachbarländern und aus dem Iran von den Paten der schiitischen Hizbollah angebotene Unterstützung anzunehmen. Aus dem Westen sagten neben den USA auch Deutschland, Frankreich und die Schweiz sofort Hilfe zu.
Die Schweiz steht bereit
Die Schweiz und der Libanon stünden sich nahe, schrieb Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga auf Twitter. Sie sei bestürzt über die Bilder aus Beirut. Sie sprach der libanesischen Bevölkerung, den Verletzten und den Angehörigen der Opfer ihr «tief empfundenes Mitgefühl» aus. Auch Aussenminister Ignazio Cassis sprach der Bevölkerung des Libanon sein Beileid aus. Er schrieb auf Twitter, die Schweiz sei bereit zu helfen.
Hauptumschlagplatz für die internationale Hilfe dürfte der Beiruter Flughafen werden. Der Seehafen wird wohl wegen der Zerstörungen durch die Explosion bis auf weiteres ausfallen.
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