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«Les barbares» von Julie Delpy
Wenn die falschen Flüchtlinge kommen

Drei Männer stehen vor einer Steinwand auf einer Strasse und schauen in verschiedene Richtungen.
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Die französische Butter hat viele Vorzüge. Nur schon, wie viele Sorten es da gibt. Mit Salz oder ohne, regionale Spezialitäten und industrielle Erzeugnisse. Endlos. Le beurre!

Der regionale Fernsehsender dreht gerade eine Reportage über Paimpont in der Bretagne, und der Butterkühlschrank ist quasi die Sehenswürdigkeit im Dorfladen.

Wäre da nicht dieser fremdländisch aussehende Mann, der im Hintergrund steht und von den Nüssen aus dem Dispenser nascht. Ja, sind wir hier auf dem Souk?

Eigentlich hatte die Gemeindeversammlung von Paimpont eingewilligt, Flüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. Doch die sind beliebt und schon verteilt, weshalb der Ort nun eine Familie aus Syrien bekommt. Und jetzt klaut der Vater einfach so von den Snacks!

Nun würde niemand offen sagen, dass es bessere und schlechtere Flüchtlinge gibt. Aber hélas, wozu hat die Ladenbesitzerin Anne (Sandrine Kiberlain) gelernt, wie man Borschtsch zubereitet?

Zwei Frauen sitzen aufmerksam in einem Publikum, umgeben von weiteren Personen.

Regisseurin Julie Delpy («Deux jours à Paris») spiesst in ihrer neuen Komödie «Les barbares» mit träfen Szenen die französische Selbstzufriedenheit auf.

Dass den Syrern für 1 symbolischen Euro ein Bauernhof zur Nutzung überlassen wird, verärgert besonders den Sanitärinstallateur Hervé. Er wertet es als Angriff auf die bretonische Identität, auch wenn er selbst aus dem Elsass stammt.

Und werden die einfachen Leute nicht schon genug drangsaliert? Es fehlt in Paimpont auch nicht an Rassisten und Leuten, die die Politik Macrons für ähnlich diktatorisch halten wie das Regime von Bashar al-Assad.

Julie Delpy spielt mit französischen Klischees

Dass der ehemalige Präsident Syriens vertrieben wurde, macht «Les barbares» nicht weniger zeitgemäss, schliesslich wird noch immer überall Solidarität geheuchelt.

Delpys Kunststück besteht darin, die menschliche Botschaft mit dem Spott über das Eigene zu verbinden. Wer hier die Barbaren sind, ist von Anfang an klar. Aber der leichte Humor lässt auch Platz für den Ernst von traumatischen Erfahrungen. Delpy liebt es, mit Klischees zu spielen, lässt aber auch Nuancen in der Darstellung zu; die Besetzung ist sowieso toll.

Die gefährlichste Bewegung in Paimpont scheinen auch gar nicht die Fremdenhasser zu sein. Sondern es sind die lokalen Bürokraten, die die Worthülsen aus Paris inzwischen so weit verinnerlicht haben, dass sie nur noch Stuss reden. Jedenfalls versteht der Dorfpolizist, der gern die Lieder von Johnny Hallyday singt, kein Wort: «Je ne parle pas le Macron.»

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«Les barbares», ab 27. 3. in den Kinos.