Zweimal Silber am letzten WM-TagDitaji Kambundji sprintet auf Rang 2, Kälin verblüfft alle – und Ehammer enttäuscht
Nach Gold von Schwester Mujinga läuft Ditaji Kambundji im Tausendstelkrimi über die 60 Meter Hürden zu Silber.

Das Ende der Hallen-Weltmeisterschaft in Nanjing hätte aus Schweizer Sicht kaum dramatischer verlaufen können: Ditaji Kambundji sprintete über die 60 Meter Hürden in einer Zeit von 7,73 auf Platz 2 und sicherte sich Silber. Der Europameisterin fehlte nur eine Hundertstelsekunde auf Gold, das sich Devynne Charlton von den Bahamas sicherte.
Doch auch die Abstände auf den hinteren Rängen waren äusserst knapp. Die Athletinnen auf den Plätzen 2 bis 5 kamen allesamt zeitgleich ins Ziel, die Auswertung im Tausendstelbereich gab endgültig Aufschluss. Bronze ging an die Jamaikanerin Ackera Nugent.
Für Ditaji Kambundji, die sich vor zwei Wochen in Apeldoorn zur Hallen-Europameisterin kürte, ist es die erste WM-Medaille überhaupt und das fünfte Edelmetall insgesamt an Grossanlässen. Sie sagte: «Es war ein hartes Rennen, und nur von der Weltrekordhalterin geschlagen zu werden, ist völlig okay. Ich habe alles rausgeholt, auch wenn es sicher nicht eine absolut perfekte Leistung war. Trotzdem bin ich megaglücklich und nehme extrem viel mit für die Freiluftsaison.»
Werro schrammt knapp an Bronze vorbei
Eine Medaille knapp verpasst hatte kurz davor Audrey Werro. Die erst 20-Jährige zeigte ein starkes Rennen über die 800 Meter, lief in 1:59,81 als erste Schweizerin überhaupt unter zwei Minuten, verpasste Bronze aber um gerade mal eine Hundertstelsekunde.
Eine grosse Enttäuschung musste Simon Ehammer verkraften. Der Zehnkämpfer zeigte im Weitsprung einen zu unsauberen Wettkampf und schaffte den Cut nach vier Sprüngen der besten acht Athleten nicht. Er schloss mit einer Weite von 7,99 Metern als Neunter ab und verpasste damit die Medaillen deutlich.
Kälin überzeugt und sorgt für Aufsehen
Der dritte und letzte Tag in Nanjing begann für die Schweizer Delegation in der Morgensession mit einer überragenden Leistung: Siebenkämpferin Annik Kälin holte im Weitsprung Silber. Dabei wurde die 24-jährige Bündnerin für ihr Risiko und ihren Willen belohnt. Vor dem sechsten und letzten Sprung lag sie noch auf dem Bronzeplatz, danach aber setzte sie nochmals einen drauf, sprang 17 Zentimeter weiter als bisher und landete bei 6,83 Metern.
Erst einmal landete Kälin später, vor zwei Wochen an der Hallen-EM in Apeldoorn, als sie ebenfalls Zweite wurde (6,90 Meter). Und sie bestätigte, dass sie als Mehrkämpferin auch zu den stärksten Weitsprung-Spezialistinnen zählt.
Kälin sagte nach ihrem Wettkampf: «Es war eine super Indoor-Saison, zuerst Silber an der EM und nun die Bestätigung an der WM. Besser hätte es für mich nicht laufen können. Es ist cool, Medaillen zu sammeln und gute, konstante Sprünge zu zeigen. Das macht Spass.»
Zu ihrem starken letzten Versuch, der ihr Silber bescherte, sagte sie: «Ich wusste, dass ich weit springen kann. Ich war in den letzten Wochen ein wenig angeschlagen, das absolute Selbstvertrauen hat also gefehlt. Dennoch dachte ich beim letzten Sprung, dass der nochmals weiter gehen kann und muss. Es ist schön, dass es nun so herausgekommen ist.»

Den Sieg sicherte sich die US-Amerikanerin Claire Bryant, die nochmals 13 Zentimeter weiter sprang als Kälin. Die Schweizerin sagte: «Ich glaube schon, dass ich diese Weite auch in den Beinen habe. Aber heute bin ich nicht optimal in den Wettkampf gestartet. Darum bin ich einfach froh, konnte ich mich steigern und Silber holen.»
Neue Bestmarke für die Schweizer Delegation
Mit viel Selbstvertrauen und zweimal Silber im Gepäck geht es für Kälin also zurück in die Schweiz, wo die Vorbereitung für die Outdoor-Saison beginnt. Eine Outdoor-Saison, die «megalang» sein wird und die mit der WM in Japan Mitte September gipfelt. «Wir müssen uns nun einen Plan für die kommenden Monate zurechtlegen. Mein Fokus liegt aber komplett auf Tokio», sagte Kälin. Auf die Nachfrage, ob sie an der WM nur im Siebenkampf starten wird, antwortete sie mit einem Schmunzeln: «Und im Weitsprung.»
Mit Kälins Silbersprung sowie Ditaji Kambundjis zweitem Rang schloss die Schweizer Delegation die Hallen-WM mit vier Medaillen ab. Zuvor hatten Mujinga Kambundji (Gold über 60 Meter) und Angelica Moser (Bronze im Stabhochsprung) zu überzeugen gewusst. Es ist die stärkste Hallen-WM in der Geschichte von Swiss Athletics. Vor drei Jahren holte man in Belgrad dreimal Edelmetall.
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