Echtheitszertifikat für FotosDiese Kamera sagt Fake News den Kampf an
Neue Technik soll verhindern, dass gefälschte Bilder in Umlauf geraten. Die Leica M11-P ist nun die erste Kamera, die auch die Hardware dazu hat. Wir haben sie ausprobiert.
Wir besprechen hier ja regelmässig neue Leica-Kameras und bestaunen Bildqualität, Bedienung, Design – und die hohen Preise (Lesen Sie hier unseren Test zur Leica M11 Monochrom).
Doch bei der neuen M11-P (eine leicht verbesserte M11 ohne roten Leica-Punkt, 9390 Franken) sind diese Faktoren zwar auch wieder wie gewohnt, aber spannender ist eine andere Neuerung: Es ist die erste Kamera, die die nötige Hardware mitbringt und die Standards der Content Authenticity Initiative erfüllt.
Dieser Verband aus Fotoagenturen, Softwarekonzernen und Kameraherstellern hat es sich zum Ziel gesetzt, Fake-Fotos den Kampf anzusagen. Mit dabei sind Adobe, Microsoft, die «New York Times», Reuters, die BBC, Nikon, Canon, Getty und eben auch Leica (hier alle Mitglieder).
Metadaten – aber sicher
Die Idee dahinter ist so sinnvoll wie vielversprechend: Wenn eine Fotografin oder ein Fotograf ein Foto schiesst, werden in dem Bild nachträglich wichtige Informationen hinterlegt: Wer es geschossen hat, wann und mit welchem Gerät.
Das klingt nach den bereits bekannten Metadaten, die bei jedem Foto angefügt werden. Doch in dem Fall werden diese Informationen im Bild verschlüsselt abgelegt. Denn Metadaten lassen sich nachträglich genauso leicht fälschen wie der Inhalt von Fotos.
Wie bei gewöhnlichen Metadaten auch sieht man im Bild freilich nichts von den in der Datei hinterlegten Informationen.
Gleich ausprobieren
Im ersten Versuch klappte das tadellos. Ein Testfoto liess sich auf der Website der Content Authenticity Initiative hochladen, und sogleich wurde beglaubigt angezeigt, wann und von wem es geschossen wurde.
Wurde das Foto nachträglich verändert oder auch nur die Helligkeit angepasst, gab es keine Infos. Längerfristig kommen hier die Hersteller der Bearbeitungssoftware ins Spiel. Denn auch wenn Fotos bearbeitet werden, soll das direkt im Bild festgehalten werden.
So sieht man dann, dass das Foto am Tag x mit einer Leica aufgenommen wurde und drei Tage später mit Photoshop etwas aufgehellt oder auf Schwarzweiss umgestellt worden ist.
Ein erster Schritt
Freilich wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen, wie sicher dieser neue Standard ist und ob er sich austricksen lässt. Für einen ersten Schritt ist es aber schon mal sehr löblich.
Richtig hilfreich wird es aber erst, wenn alle Kameras diese Möglichkeit haben und eben nicht nur Profikameras. Immer mehr News-Fotos werden mit Smartphones geschossen, und gerade dort wäre es besonders hilfreich, deren Echtheit schnell und einfach zu überprüfen.
Keinen Schutz bietet aber auch dieses neue System vor gestellten Fotos. Ist die fotografierte Szene inszeniert oder ein entscheidender Faktor gleich ausserhalb des Blickwinkels, hilft alle Technik der Welt nichts.
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