Riesenslalom WeltcupfinalUnwiderstehlicher Odermatt siegt und schreibt Ski-Geschichte
Der Schweizer gewinnt zum 13. Mal in dieser Saison und krönt seinen Winter der Extraklasse mit dem Punkterekord. Man fragt sich: Wie macht er das bloss?
2042 Punkte, 2042 Punkte, 2042 Punkte. Man muss es wiederholen, um zu glauben, was Marco Odermatt vollbracht hat. Die Rekordmarke Hermann Maiers aus dem Winter 1999/2000 hat der Nidwaldner tatsächlich übertroffen, wenngleich er zwei Rennen verletzungsbedingt verpasst hatte und gerade zu Saisonbeginn einige Wettbewerbe ersatzlos gestrichen worden waren. Mit dem Sieg im Riesenslalom am Weltcupfinal in Soldeu vollendete er sein Kunstwerk, ja sein Meisterwerk. Auf eine Art und Weise, die eindrücklicher nicht hätte sein können.
Noch einmal hat Odermatt seine Klasse demonstriert, streng genommen hat er die Gegnerschaft zu Statisten abgewatscht. In Grund und Boden gefahren. So, dass einigen der Kinnladen runtergefallen sein dürfte. 2,11 Sekunden betrug sein Vorsprung auf den Zweiten Henrik Kristoffersen, Marco Schwarz lag als Dritter schon 2,29 zurück. Und so überschlagen sich die Experten einmal mehr mit Lob, ORF-Fachkraft Hans Knauss etwa sagte: «Ein Wahnsinn, was der fabriziert. Im Kopf ist er allen einen grossen Schritt voraus.»
Maiers Lob
Odermatt verblüfft seit Monaten, und man fragt sich: Wie macht er das bloss? Ein vorerst letztes Mal hat er die Skiwelt vor ein unlösbares Rätsel gestellt. Nicht einmal eine ausgelassene Siegesfeier nach dem Super-G vom Donnerstag scheint seinem ultraschnellen Schwung abträglich gewesen zu sein – Gerüchte über eine feuchtfröhliche Party jedenfalls halten sich hartnäckig.
Zum 17. Mal in Serie beendete Odermatt einen Riesenslalom auf dem Podest, mit Sieg Nummer 14 in seiner Lieblingsdisziplin liegt er in der Allzeitrangliste schon auf Rang 7 – vor ihm steht ein gewisser Alberto Tomba. Womit wir bei den Ski-Legenden angekommen wären. Hermann Maier, der um eine Bestmarke ärmer ist, liess verlauten: «Um in einem Winter 2000 Punkte zu sammeln, muss man so ziemlich alles gewinnen! Dabei hat Marco gerade in der Abfahrt seinen Zenit noch nicht erreicht.»
Odermatt seinerseits sprach von einem «megageilen» Tag. «Ich dachte, die 2000 Punkte seien mir nicht so wichtig. Und doch war ich nervöser als sonst. Der Kopf wollte diesen Rekord, deshalb riskierte ich viel. Es war dunkel, ich spürte Gegenwind und dachte: Reicht das trotzdem? Und dann sah ich im Ziel den Vorsprung – es ist unfassbar schön.»
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Tumler glänzt mit Rang 5
Neben Überflieger Odermatt verblüffte Thomas Tumler mit Platz 5, er war im zweiten Durchgang gar noch schneller als Copain Odermatt. Ausgerechnet Tumler, der noch vor wenigen Wochen um den Verbleib in den Top 30 der Weltrangliste und damit um den Erhalt des Swiss-Ski-Kader-Status bangte, der Verlust wäre womöglich mit dem Karriereende einhergegangen. Loïc Meillard wurde 10., Gino Caviezel 14.
Die Riesenslalom-Saison endete also, wie sie begonnen hatte – mit einer Schweizer Jubel-Arie. Erinnerungen kommen auf an den Winter 1995/1996, als Michael von Grünigen und Urs Kälin sieben von neun Rennen gewannen und 14 Podestplätze herausfuhren. Nun waren es acht Erfolge und zwölf Top-3-Platzierungen. Und der Blick in die Zukunft ist verheissungsvoll: Josua Mettler, Livio Simonet und Marco Fischbacher beendeten die Disziplinenwertung im Europacup auf den Rängen 1 bis 3, dank den Talenten wird die Schweiz im kommenden Winter über drei zusätzliche Startplätze im Riesenslalom verfügen.
Odermatt wird ihnen als Leitfigur dienen. Auch wenn er in anderen Sphären schwebt. 22 Podestplätze in einer Saison? Rekord egalisiert. 13 Siege in einem Winter? Bestwert eingestellt. Und da sind noch die 941’200 Franken Preisgeld. Natürlich haushoher Rekord.
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