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Skistar vor der Saison
Die unschöne Trennung war ein Glücksfall: Nun denkt Gut-Behrami doch an Olympia 2026

Die Skifahrerin und Gesamtweltcup Siegerin der Saison 2023/24 Lara Gut-Behrami aufgenommen an ihrem 33. Geburtstag waehrend der Ski Alpin Saisonabschlussfeier mit der Bevoelkerung von Comano am 27. April 2024 im Tessin in Comano. (KEYSTONE/TI-PRESS/PABLO GIANINAZZI)
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In Kürze:
  • Lara Gut-Behrami erlitt jüngst in Chile einen Schlag auf das linke Knie.
  • Der Saisonauftakt in Sölden ist aber nicht in Gefahr.
  • Gut-Behrami liebäugelt nun sogar mit den Olympischen Spielen 2026.

Es ist ein Termin, der so nicht geplant war. Diese Woche holen die Athletinnen und Athleten von Swiss-Ski in Dübendorf ihre Kleidung für den anstehenden Winter ab. Lara Gut-Behrami wird nicht dabei sein. Weil die Gesamtweltcupsiegerin des letzten Winters damit auch die obligate Medienkonferenz verpasst, gibt sie bereits am Montag via Videoschaltung Auskunft.

In der Einladung dazu stand, die Tessinerin habe «einen kleinen Rückschlag» erlitten. Als Gut-Behrami redet, gibt sie erst einmal leichte Entwarnung. «Mir geht es gut. Aber ich wollte möglichen Spekulationen vorbeugen», sagt sie. Allerdings: So ganz perfekt lief es zuletzt nicht für die Tessinerin.

In den vergangenen Wochen war sie beim Skitraining in Chile, erst im Valle Nevado, wo sie Riesenslalom und Super-G trainierte. Ende jener ersten Woche erwischte sie auf der Piste einen Schlag. Sie spürte das linke Knie, das ihr in ihrer Karriere immer wieder kleinere und grössere Probleme bereitet hatte. Gerade seit sie an der Heim-WM 2017 in St. Moritz beim Einfahren für den Kombinationsslalom gestürzt war und sich einen Kreuzbandriss sowie eine Meniskusverletzung zugezogen hatte. 

Doch trotz des Schlags, den sie nun erwischte, reiste Gut-Behrami weiter zum Abfahrtstraining nach Corralco – eine Premiere für sie. «Dort hat es eine der besten Abfahrtspisten, die ich je gesehen habe. Schon beim vierten Tor hatte ich auf 130 km/h beschleunigt.» Nach vier Trainingstagen aber schlug das Wetter um, stürmte und schneite es, «das ist nicht mein Lieblingswetter, das Knie meldet sich dann jeweils auch». Sie wusste nicht, ob der Schlag oder eben die Verhältnisse schuld sind an ihren Schmerzen.

Nach der Untersuchung in der Heimat kann sie sagen: «Mein Knie ist okay. Aber in solchen Situationen reagiert jeweils mein Kopf und bremst. Ich musste den Umfang reduzieren und bin derzeit mehr im Physiotraining, weil ich weiss, wie empfindlich mein linkes Knie ist.» Schliesslich, so sagt die 33-Jährige auch noch, «fährt dieses auch schon 16 Jahre lang Ski» – und untertreibt damit masslos. Gut-Behrami fährt Ski, seit sie laufen kann. Und seit fast 17 Jahren auf höchstem Niveau im Weltcup. Es ist eine von so vielen verrückten Zahlen, die für ihre einzigartige Karriere stehen.

Gut-Behramis Coup aus dem Nichts

Immer wieder ist daher in der Vergangenheit spekuliert worden, ob die Grande Dame des Schweizer Skisports wohl bald abtreten würde. Sie selbst beendete die Gerüchte nach der WM in Courchevel und Méribel 2023, nach diesen «due settimane di merda», diesen «zwei Scheisswochen», die es waren für sie, weil gar nichts so funktionierte, wie sie sich das vorgestellt hatte. So wolle sie die WM-Bühne nicht verlassen, sagte sie und setzte sich die WM in Saalbach im Februar 2025 zum Ziel. Das tat sie durchaus auch mit dem Hintergedanken, wieder in Ruhe Ski fahren zu können, ohne die ständige Fragerei nach einem möglichen Rücktritt. 

Wie befreiend das auf sie wirkte, bewies Gut-Behrami im vergangenen Winter, als sie so ziemlich aus dem Nichts den grössten Erfolg feierte, den eine Skifahrerin feiern kann: Sie gewann zum zweiten Mal nach 2015/16 den Gesamtweltcup. Auch war sie die Beste in Riesenslalom und Super-G und verpasste die Kugel in der Abfahrt nur knapp. Das alles zu verarbeiten, zu realisieren und zu geniessen, sei derzeit noch nicht möglich, sagt Gut-Behrami nun, «das kommt dann erst nach meiner Karriere, wenn ich Zeit dafür habe». Es scheint an diesem Montag, als wäre das Ende noch weit weg.

Vom letzten Winter nehme sie die Freude mit, «die ich auf den Ski wiedergefunden habe. Das ist, was für mich zählt.» Gut-Behrami spricht von einem «schönen Sommer», den sie gehabt habe nach dem grossen Coup. Das ist zumindest bemerkenswert.

Denn es hat einen entscheidenden Wechsel in ihrem Team gegeben. Beim Weltcupfinal in Saalbach kam es zur plötzlichen und relativ unschönen Trennung von ihrem langjährigen Konditionstrainer Alejo Hervas. Eigentlich hatte der Spanier versprochen, Gut-Behrami bis zum Ende ihrer Karriere zu begleiten. Doch dann war das Angebot zu verlockend, das sich ihm auftat: Kurt Kothbauer, Konditionstrainer in der Riesenslalommannschaft um Marco Odermatt, trat zurück, Hervas wurde die Stelle angeboten. Er konnte nicht absagen.

Es war kein Dämpfer, sondern ein Glücksfall

Was erst wie ein empfindlicher Dämpfer für Gut-Behrami wirkte, scheint im Rückblick ein Glücksfall gewesen zu sein. In Flavio Di Giorgio, einem ehemaligen Rugbyspieler, der auch schon das Athletiktraining für die ZSC Lions und den FC Chiasso leitete, fand sie schnell Ersatz. Und der Italiener, der zuletzt die italienische Speed-Queen Sofia Goggia betreute, scheint perfekt zur Tessinerin zu passen.

Jedenfalls glaubt sie vor dem anstehenden Auftakt mit dem Riesenslalom in Sölden Ende Oktober, erneut Fortschritte im physischen Bereich gemacht zu haben – auch nach so langer Zeit im Weltcup noch. «Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob ich fünf Kilogramm mehr stemmen mag. Sondern es ging darum, dass ich neue Übungen und Bewegungen erlernte, dass Flavio auf eine andere Art mit mir arbeitet, neue Impulse setzt. Am Anfang fühlte ich mich wie am ersten Tag in der Schule. Nach ein paar Wochen wurde alles einfacher. Das bedeutet für mich Fortschritt, weil es meinen Horizont erweitert und mir andere Möglichkeiten eröffnet.»

So scheinen auf einmal auch die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo wieder in ihren Fokus zu rücken. Noch im Vorjahr tat sich Gut-Behrami schwer mit dem Gedanken, bis dann weiterzufahren, obwohl sie die Medaillenjagd in der Wahlheimat durchaus reizen würde.

Mit Ehemann und Ex-Fussballer Valon Behrami wohnt sie im norditalienischen Udine, es wären Spiele vor der Haustür. Diese Vorstellung scheint im Sommer noch einmal verlockender geworden zu sein. «Nach der letzten Saison war es schwierig, über Olympia 2026 zu reden, da wollte ich nur noch weg und niemanden mehr sehen. Aber während des Sommers hatte ich so viel Spass, und das Training motivierte mich dermassen, dass ich mich frage: Warum soll ich nach diesem Winter nicht noch einen anhängen? Ich schaue mit Flavio, ob es möglich ist, dass wir bis 2026 planen können. Aber es kann so viel dazwischenkommen bis dahin.» Sie hat es jüngst in Chile wieder selber erfahren.