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Triumph in Crans-Montana
Weshalb bei Lara Gut-Behrami alles extrem ist

Lara Gut-Behrami war am Sonntag eine Klasse für sich.
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Bei Lara Gut-Behrami ist immer alles extrem. Die Aussagen, Leistungen, Reaktionen. Das ist immer so gewesen, seit sie in ihrer ersten Weltcup-Abfahrt in St. Moritz auf Platz 3 fuhr, mit 16, obwohl sie unmittelbar vor dem Ziel gestürzt war. Und es ist noch heute so, nach Sieg Nummer 28 im Super-G von Crans-Montana, mit lädiertem Rücken. Im Engadin strahlte sie nach dem Sturz mit Schnee im Gesicht, sie wirkte niedlich wie das nette Mädchen von nebenan. Nun ist sie 29, eine Frau, die man gerne hat. Oder eben auch nicht.

Gut-Behrami beeindruckt die einen und nervt die anderen. Sicher ist, dass sie kaum jemanden kaltlässt. 2016 erreichte sie, worauf sie und die Familie hingearbeitet hatten: Sie gewann den Gesamtweltcup, war ganz oben angekommen. Sie zahlte einen hohen Preis dafür, physisch wie psychisch, trotz sportlichem Glück ging es ihr nicht gut. Der Kreuzbandriss an der WM 2017 in St. Moritz führte zur Pause, die sie so dringend benötigte.

Rätsel, die nicht zu lösen sind

Es folgten die Heirat mit einem Spitzenfussballer, ein Leistungstief, öffentliche Diskussionen über unverhältnismässige Privilegien und ihre Sonderrolle, dazu Giftpfeile gegenüber dem Skiverband. Vollgas auf und neben der Piste. Offensichtlich Lara.

Die Woche in Crans-Montana passt ganz gut zu dieser faszinierenden Karriere. Es fing an mit der Kritik an der Piste, eine Lappalie eigentlich, aber nicht bei der Tessinerin. Weil Gut-Behrami eben Gut-Behrami ist, weil sie es versteht, sich auf eine Art und Weise zu äussern, dass daraus eine Posse entstehen muss.

«Es ist kein Vergleich zum Samstag, da war es alles andere als normal.»

Lara Gut-Behrami über ihre Rückenschmerzen

Es folgten ein missratenes erstes und ein grandioses zweites Rennen, inklusive Auftritt mit etwas Drama vor den Mikrofonen. Gut-Behrami sprach leise, kein Lächeln, nichts. Trotz Platz 2. Weil sie so starke Rückenschmerzen hatte, dass sie kaum laufen konnte. Die Frage kam auf, ob sie am Sonntag überhaupt starten würde.

Nun, Matthäi am Letzten war es nicht. Und irgendwie überrascht es keineswegs, wie heftig Gut-Behramis Antwort ausfiel. Fast eine Sekunde nahm sie der zweitplatzierten Tamara Tippler aus Österreich ab, extrem eben. Das alles auf einem schwierigen Kurs, einem Terrain wie geschaffen für die Hochbegabte. Der Osteopath habe Lösungen für das Problem gefunden, heisst es. Und Gut-Behrami stellte die Gegnerinnen vor Rätsel, die nicht zu lösen waren.

Der Kampf um Anerkennung

Schmerzen hatte die Siegerin fast keine mehr. «Es ist kein Vergleich zum Samstag», sagte sie, «da war es alles andere als normal. Ich traute mich kaum noch, mich zu bewegen, weil ich Angst davor hatte, es schlimmer zu machen.» Sie habe sich ein wenig verloren gefühlt, meinte Gut-Behrami, weil unklar gewesen sei, wo das Problem liege. «Deshalb bin ich jetzt schon sehr glücklich.»

Lara Gut-Behrami hat noch immer Schmerzen, doch weniger als am Samstag.

Gut-Behrami sagt, sie sei reifer geworden. In einem Interview mit der NZZ sagte sie vor einigen Wochen, sie versuche den Frieden mit sich zu finden, nicht mehr an die Schwierigkeiten von früher zu denken. Inwiefern ihr das gelingt, lässt sich nicht beurteilen. Kein Zweifel besteht hingegen an der Leistungsfähigkeit: Gut-Behrami fährt schnell und konstant wie seit Jahren nicht mehr. Und das, nachdem sie eine Zeit lang selbst teamintern nur die Nummer 4 war, hinter Corinne Suter, Wendy Holdener, Michelle Gisin.

In der jüngeren Vergangenheit hatte Gut-Behrami immer mal wieder darüber geklagt, dass sie ihre Karriere nicht entsprechend gewürdigt sieht. Vielleicht hat sie gar nicht unrecht mit ihren sechs Medaillen an Grossanlässen, dem Triumph im Gesamtweltcup, den 28 Siegen. Hierzulande reüssierten nur Vreni Schneider (55), Pirmin Zurbriggen (40) und Erika Hess (31) häufiger.

Vielleicht aber wird Gut-Behrami mit etwas Abstand realisieren, in Eigenregie dafür gesorgt zu haben, dass es bei ihr oft um anderes geht als um Hundertstel und die richtige Linienwahl.

Fünf Schweizerinnen in den Top 12

So versöhnlich Gut-Behramis Abschluss dieser turbulenten Woche im Wallis war, so stark war das Schweizer Teamergebnis. Gleich fünf Einheimische klassierten sich in den besten 12. Corinne Suter (9.) vermochte zwar auch im dritten Rennen in Serie erstaunlicherweise nicht mit den Allerschnellsten mitzuhalten.

Verblüffend aber war der 6. Rang Priska Nufers, die den Durchbruch doch noch zu schaffen scheint, sowie Platz 12 von Noémie Kolly. Joana Hählen (11.) gelang derweil ein erstes ansprechendes Resultat in dieser Saison, in der zuvor so vieles schiefgelaufen war. Michelle Gisin enttäuschte (29.), Wendy Holdener und Jasmine Flury fielen aus.

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