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Weniger Musik, weniger Pfadi
Lässt der Lehrplan 21 den Kindern zu wenig Freizeit?

Immer öfter in der Schule: ZHAW-Forscher vermuten, dass der neue Lehrplan 21 den Kindern weniger Freizeit lässt.
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Schweizer Primarschulkinder bevorzugen zwar immer noch Freizeitbeschäftigungen, bei denen sie nicht in einen Bildschirm schauen. Aufwändige Hobbys werden aber seltener. ZHAW-Forschende vermuten, dass dies am neuen Lehrplan 21 liegt, der den Kindern weniger Freizeit lässt.

Vor allem jüngere Primarschulkinder sind in ihrer Freizeit am liebsten offline. Drinnen oder draussen spielen und Sportarten wie Fussball, Fahrradfahren und Schwimmen sind nach wie vor die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen von Primarschulkindern.

Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zeigt aber, dass Schweizer Kinder immer seltener aufwändige Hobbys praktizieren. Die ZHAW befragte zum dritten Mal 1000 Kinder im Alter zwischen sechs und dreizehn Jahren.

Weniger Musik, weniger Pfadi

Die am Mittwoch publizierten Ergebnisse belegen, dass verglichen mit den früheren Erhebungen viel weniger Kinder ein Hobby betreiben, das vergleichsweise viel Zeit braucht. Das Musikmachen nahm um 27 Prozent ab, der Besuch einer Jugendgruppe wie Pfadi oder Cevi wurde 19 Prozent seltener genannt.

Die ZHAW-Forschenden vermuten, dass diese starke Abnahme im Zusammenhang mit der Einführung des Lehrplans 21 steht. «Im neuen Lehrplan sind in den meisten Kantonen mehr Wochenlektionen enthalten, was zu weniger Freizeit führt», wird ZHAW-Forscher Gregor Waller in der Mitteilung zur Studie zitiert. Für aufwändige Hobbys fehle dann oft die Zeit.

«Fortnite» ist das beliebteste Game

Wofür die Zeit nicht fehlt, ist hingegen die Mediennutzung: In der Freizeit, die sie vor einem Gerät verbringen, schauen 81 Prozent der Kinder ein- oder mehrmals pro Woche fern, 76 Prozent hören Musik und 68 Prozent gamen, am liebsten das Survival-Shootergame «Fortnite» – obwohl dies pikanterweise erst ab 12 Jahren freigegeben ist. Das Spiel wird also von vielen Kindern gespielt, die das wegen der Gewaltszenen noch gar nicht dürften.

Während sich das Benutzen von digitalen Geräten zu Beginn der Primarschulzeit noch in Grenzen hält, steigt es bis zum Ende kontinuierlich an. Am häufigsten hängen die Kinder am Handy. Fast die Hälfte der Kinder gibt an, es mindestens einmal pro Woche zu nutzen oder sogar ein eigenes zu besitzen.

Jedes vierte Kind im Alter zwischen 6 und 9 Jahren hat ein eigenes Smartphone. Bei den 10- und 11-Jährigen sind es bereits 60 Prozent und bei den 12- bis 13-Jährigen gar 77 Prozent. Die Autoren der Studie betonen aber, dass es sich beim «eigenen Handy» oft um ein «Familien-Handy» handeln dürfte, das mit Geschwistern geteilt wird.

Mädchen mögen «BibisBeautyPalace»

Hängen die Kinder am Handy, nutzen sie am häufigsten die Videoplattform Youtube. 73 Prozent der Knaben und 59 Prozent der Mädchen schauen sich dort mindestens einmal pro Woche Videos an.

Die Mädchen mögen Comedy und Lifestyle, etwa «BibisBeautyPalace». Die Knaben interessieren sich auf Youtube eher für Videos, die sich mit Gamen beschäftigen. Sehr beliebte Apps bei beiden Geschlechtern sind auch Whatsapp, Snapchat, Instagram und TikTok.

Erstmals fragten die ZHAW-Forschenden in dieser Studie auch nach Inhalten, die Kindern Angst einjagen. Die Antwort war verblüffend: Neben der allgemeinen Nennung von Horror-Szenen war der meistgenannte Filmtitel Harry Potter. Dies ist umso erstaunlicher, als dass es sich gleichzeitig um den beliebtesten Film handelt.

Mehr als die Hälfte der Kinder gab an, dass sie versuchen, sich abzulenken, um mit solch negativen Inhalten umzugehen. 44 Prozent sprechen mit ihren Eltern, 31 Prozent der Kinder machen gar nichts.

Coronavirus dürfte Auswirkungen haben

Diese Studie über das Freizeit- und Medienverhalten von Primarschulkindern wurde im vergangenen Jahr erstellt – also lange vor der Corona-Pandemie. Die Forschenden vermuten, dass die derzeitige Krise durchaus Auswirkungen haben könnte.

Familien würden derzeit viel Zeit zuhause verbringen, wo digitale Medien ständig verfügbar seien. Die ZHAW-Forschenden empfehlen den Eltern, Krisen-Regeln zu vereinbaren, die auch mal lockerer sein dürften als normal. Wenn die Schule wieder losgehe, solle entweder neu verhandelt oder zu den alten Regeln zurückgekehrt werden.

sho/sda