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Ukrainische Kursk-Offensive
Moskau zeigt mit dem Finger auf die Nato

epa11550659 A handout picture made available by the Russian Defence Ministry's press service shows Russian Defence Minister Andrei Belousov (C) chairing a meeting on issues of ensuring the safety of the population and infrastructure facilities in the country's border areas in the Kursk, Bryansk and Belgorod regions in Moscow, Russia, 15 August 2024. According to the Ministry of Defense, during the military operations in the Kursk direction, the Ukrainian Armed Forces lost up to 2,640 servicemen, 37 tanks, 32 armored personnel carriers, 23 infantry fighting vehicles, 206 armored combat vehicles, 96 cars, four air defense missile systems, three MLRS launchers, 20 field artillery guns, and three electronic warfare stations.  EPA/RUSSIAN DEFENCE MINISTRY PRESS SERVICE/HANDOUT  HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
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Der Auftrag von Wladimir Putin an die russische Armee ist klar und deutlich: Anfang Woche wies der Kreml-Chef das Verteidigungsministerium an, «den Feind aus unseren Gebieten zu vertreiben und die Grenzen zuverlässig zu sichern». Eine Zeitvorgabe machte er nicht – womöglich weil der ukrainische Angriff auf russische Gebiete gravierender ist, als es zunächst ausgesehen hatte.

Russlands Behörden erklärten, dass infolge «der terroristischen Attacken» der Ukrainer mehrere Menschen getötet und verletzt sowie Wohnhäuser und öffentliche Infrastruktur beschädigt worden seien. Mehr als 120’000 Menschen in den Regionen Kursk und Belgorod mussten in Sicherheit gebracht werden. (Lesen Sie zum Thema auch unser Interview mit einem Militärexperten: «Der Angriff der Ukraine ist schon jetzt eine Blamage für Putin».)

Gemäss einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Interfax zahlt der Staat Entschädigungen an seine Bürgerinnen und Bürger im Kampfgebiet – von 15’000 Rubel (umgerechnet 147 Schweizer Franken) für materielle Hilfe bis zu 600’000 Rubel (5866 Franken) bei mittleren und schweren Verletzungen. Und Angehörige von Todesopfern sollen 1,5 Millionen Rubel (14’664 Franken) erhalten. Die Lage ist offensichtlich ernst.

Evacuated people in the Kursk region queue to fill out the form for humanitarian aid at a humanitarian aid distribution center in Kursk, Russia, Wednesday, Aug. 14, 2024. (AP Photo)

Belgorod ist nach dem Oblast Kursk bereits das zweite Gebiet, in dem der Ausnahmezustand verhängt worden ist. Zudem erklärten die Behörden die Region Brjansk zu einem Gebiet von «Antiterroroperationen». Während die Ukraine an ihrer Front im Osten des Landes stark bedrängt wird, setzt sie Russland auf dessen eigenem Gebiet seit Anfang August arg zu.

Putin mutmasste bei einem Treffen mit Regierungsangehörigen, dass «der Feind» die Einheit der russischen Gesellschaft zerstören wolle. Und aus russischer Sicht ist klar, dass dieser Feind längst nicht mehr allein die ukrainische Führung ist. Apti Alaudinow, General und einer der einflussreichsten Männer im Verteidigungsministerium, sagte laut einem TV-Bericht: «Die Operation wird unmittelbar vom Kommandostab des Nato-Blocks ausgeführt.» Die Ukrainer könnten eine solche Offensive kaum selbst machen.

Putin selbst bleibt weitgehend unantastbar

Alexei Schurawljow, Mitglied im Verteidigungsausschuss der Staatsduma, empfahl die Vorbereitung einer Mobilisierungsreserve – «nicht für den Krieg gegen die Ukraine, sondern für den Widerstand gegen den Westen». Je grösser der Gegner gemacht wird, desto leichter ist es, die Probleme in den umkämpften eigenen Gebieten der Bevölkerung zu erklären.

Putin selbst bleibt trotz aller Schwierigkeiten in den russischen Grenzregionen zur Ukraine für die Menschen in Russland weitgehend unantastbar. Fragen, Sorgen und Wut der Bevölkerung richten sich in erster Linie gegen Beamte, Führungspersonal in betroffenen Gebieten und Regionen oder gegen die Armeeführung. Fragen haben etwa die Mütter von jungen Wehrdienstleistenden.

Laut Medienberichten haben über 50 Familien das Verteidigungsministerium um Informationen über ihre Söhne im Kriegseinsatz gebeten. Eine Frau namens Oxana Dejewa veröffentlichte eine an die Armeeführung adressierte Petition: «Wir sind Mütter von Soldaten. Und wir bitten Sie, diese aus den Kampfzonen zurückzuziehen. Sie haben keine Erfahrung, und es fehlt ihnen an Waffen.»

Kreml verspricht baldige Wiederherstellung der Ordnung

Wie es zu den Kämpfen auf dem eigenen Territorium kommen konnte, wird in Russland trotz wachsender Sorgen öffentlich noch eher verhalten kommentiert. Gemäss Medienberichten, etwa von den «Kursker Nachrichten», hat Putin seinen Vertrauten und früheren Leibwächter Alexei Djumin auserkoren, eine militärische Antwort auf die ukrainischen Erfolge in Kursk zu finden.

Nichts deutet darauf hin, dass der ukrainische Vormarsch auf russisches Gebiet Putin selbst angelastet wird. Und so viel wird in den kontrollierten Medien gestreut: dass es nur eine Frage der Zeit sei, «bis die Ordnung wiederhergestellt ist» – schon im September vielleicht. Für die meisten Menschen in den elf Zeitzonen Russlands ist diese umkämpfte Region ohnehin weit weg.