Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Krise am Kinderspital Zürich
Diese drei Baustellen warten auf die neue Kispi-Leitung

Eingang des neuen Universitäts-Kinderspitals Zürich bei der Eröffnung, mit Besuchern und Sicherheitskräften am 02.11.2024.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Das Zürcher Kinderspital sucht dringend eine Nachfolge für den scheidenden CEO.
  • Georg Schäppi verlässt das Spital in einer finanziell angespannten Lage.
  • Die Suche gestaltet sich schwierig, da mehrere Spitäler neue Leitungen suchen.
  • Die neue Leitung steht unter Druck, den Businessplan erfolgreich umzusetzen.

Das Zürcher Kinderspital (Kispi) kommt nicht zur Ruhe. Nachdem Spitalchef Georg Schäppi nach nur fünf Jahren im Amt am Dienstag überraschend seinen Rücktritt bekannt gegeben hat, läuft die Nachfolgesuche auf Hochtouren. Denn Schäppi verlässt das Spital bereits Ende Juni in Richtung Medizincampus Davos. Dem Kispi bleiben also nur wenige Monate für die Suche nach einer neuen Chefin oder einem neuen Chef.

Die CEO-Stelle werde nun öffentlich ausgeschrieben und eine Findungskommission eingesetzt, erklärt Martin Vollenwyder, Präsident der Eleonorenstiftung, der Trägerin des Spitals. Daneben werde man sich, unterstützt von einem externen Unternehmen, auch auf die Suche nach einer Nachfolge begeben.

Georg Schäppi, CEO des Universitäts-Kinderspitals Zürich während der Eröffnung, Aufnahme vom 02.11.2024.

Die Nachfolgesuche dürfte sich schwierig gestalten. Es sei grundsätzlich nicht leicht, im Spitalwesen passende Führungskräfte zu finden, sagt Erik Wirz, Managing Partner bei Wirz & Partners. Die Headhunting-Firma ist auf die Personalsuche in der Spital- und Gesundheitsbranche spezialisiert. Erschwerend kommt hinzu: Aktuell suchen gleich mehrere Spitäler in der Schweiz nach neuen Leitungspersonen.

Zudem wiegt Schäppis Erbe schwer. Das sind die wichtigsten Baustellen, die eine neue Chefin oder einen neuen Chef am Kispi erwarten:

Ein teurer Neubau

Das neue Kinderspital in Zürich mit dem Forschungsturm bei bewölktem Himmel und einem vorbeifahrenden Auto, 17. April 2024.

Die Kispi-Neubauten der Stararchitekten Herzog & de Meuron wurden im Herbst 2024 bezogen. Das sind so weit gute Nachrichten. Der Bau hinterliess jedoch ein erhebliches finanzielles Loch. Statt der kalkulierten 625 Millionen Franken stiegen die Kosten auf 735 Millionen. Vergangenen April musste das Kispi deswegen vom Kanton vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet werden.

Insgesamt sprach der Kanton Darlehen von 250 Millionen Franken. Diese muss das Kispi über einen Zeitraum von 25 Jahren verzinst zurückzahlen. Zudem muss eine Anleihe über 200 Millionen Franken 2028 refinanziert werden. Die Verantwortung dafür würde bei der neuen Spitalleitung liegen.

Druck von allen Seiten

Für das Jahr 2023 weist die Eleonorenstiftung des Kispi einen Verlust von 10,1 Millionen Franken aus. Zusätzlich führten die unzureichenden Tarife in der Kindermedizin und die gestiegenen Kosten des Neubauprojekts im Spitalbetrieb zu einem operativen Verlust von 29,4 Millionen. Ein Businessplan soll das Spital bis 2026 wieder in die schwarzen Zahlen führen. Schäppis Nachfolgerin oder Nachfolger wird diesen Businessplan umsetzen müssen.

Dass die finanzielle Schieflage die Nachfolgesuche weiter erschwert, glaubt Erik Wirz jedoch nicht: «Es wird gleich schwer sein, eine Nachfolge zu finden, wie für jedes andere Spital, denn einen Profi schreckt diese Ausgangslage nicht ab.» Eine grosse Herausforderung ist das Profil bei der Nachfolgesuche: Die Spitalleitung müsse das Spannungsfeld zwischen dem Patientenwohl, den regulatorischen Vorgaben und dem wirtschaftlichen Erfolg des Spitals aushalten können.

«Je höher der finanzielle Druck, desto höher meist die Fluktuation», sagt Wirz. Hier liege es an der neuen Leitung, zu verhindern, dass die finanziellen Probleme auf den medizinischen Bereich überschwappten – damit nicht aus einer Baustelle mehrere entstünden.

Ein Kanton, der künftig mitredet

Die Darlehen des Kantons sind an Bedingungen geknüpft: Der Kanton entsendet künftig wieder zwei Vertreter in den Stiftungsrat der Eleonorenstiftung. Sie sorgen dafür, dass das Spital seinen Businessplan einhält. Die neue Leitung des Kispi wird bei ihrer Arbeit also stärker durch den Kanton überwacht, was den Druck zusätzlich erhöhen könnte.

Dieses Umfeld erschwere es, die passende Führungsperson zu finden, sagt Wirz. «Sie muss zur Kultur des Spitals passen, sonst werden Probleme nicht gelöst, sondern neue geschaffen», sagt er.

Die Zeit, um eine passende Nachfolge zu finden, ist knapp: Drei bis vier Monate dauert normalerweise eine Suche auf dieser Kaderstufe. Dazu müsse die Kündigungsfrist der Person gerechnet werden. Diese liege in der Regel zwischen drei und sechs Monaten. Bis zum Juli wird es also eng.

Korrektur: In einer früheren Version hiess es, die Darlehen über 250 Millionen Franken müssten bis 2028 zurückbezahlt werden. Das ist nicht korrekt, das Kispi hat dafür 25 Jahre Zeit.