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Rückkehr der Touristen
Kreuzfahrtschiff legt unter Protesten in Venedig ab – aber auch unter Applaus

Das Kreuzfahrtschiff MSC Orchestra legt ab. Es ist das erste Kreuzfahrtschiff, das Venedig seit der Corona-Pandemie verlässt.
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Unter lautstarken Protesten hat am Samstag nach gut eineinhalb Jahren wieder ein grosses Kreuzfahrtschiff mit rund 1000 Passagieren an Bord in Venedig abgelegt. In kleinen Booten auf dem Wasser, mit Fahnen und Spruchbändern passten die Demonstranten den Kreuzer ab. «Grosse Schiffe raus aus der Lagune», skandierten die Menschen. Die Bewegung «No Grandi Navi» (Keine grossen Schiffe) hatte bereits Anfang der Woche zu den Protesten aufgerufen. Wegen der Corona-Pandemie hatte über Monate kein grosses Kreuzfahrtschiff in der Weltkulturerbestadt angelegt.

Für Ärger hatte die Route des zur Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochenen Potts durch die Lagune gesorgt. Genau da wollen die Kreuzfahrt-Gegner die Schiffe nicht mehr haben. «Das hätte ein April-Scherz sein können», schrieben «No Grandi Navi» in ihrer Protest-Ankündigung mit Bezug auf ein Regelung, die am 1. April in Kraft trat. Darin veranlasste die Regierung in Rom einen Ideenwettbewerb, um Lösungsvorschläge für eine Anlegestelle ausserhalb der Lagune zu sammeln. Konkrete Pläne liegen bislang noch nicht vor.

Und ein Stück weiter, in der Riva degli Schiavoni, einer der wichtigsten Kais in Venedig, applaudierten die Betreiber und Arbeiter des Hafens, deren Arbeitsplätze von der Industrie abhängen. Der schwimmende Koloss wurde von vier Schleppern eskortiert und mit einem langen Sirenenlärm begrüsst. Dabei soll es gemäss italienischen Medien zu Spannungen zwischen den Lagern gekommen sein, sodass die Polizei eingreifen musste, um die Streitenden in ihren Booten zu trennen.

Es wurde gleich zweimal demonstriert: Und zwar von Befürwortern von Kreuzfahrten, deren Arbeitsplätze von der Industrie abhängen, sowie von Personen, die sich seit Jahren dafür einsetzen, Kreuzfahrtschiffe aus der Lagune zu verbannen.

Dass es in Venedig jetzt schon mit den Kreuzfahrten wieder losgeht, überraschte auch den Kreuzfahrtverband Clia. Nach den Millionenverlusten in der Industrie sei das ein positives Zeichen, sagte der Italien-Chef des Verbands, Francesco Galietti, der Deutschen Presse-Agentur. Im Streit um die Fahrt durch die Lagune und die Suche nach einer neuen Anlegestelle, verlange die Clia eine stabile Lösung.

Das Thema Kreuzfahrt in Venedig hatte sogar internationale Promis auf den Plan gerufen. Unter anderem Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger, Schauspielerin Tilda Swinton und Regisseur James Ivory hatten in einem offenen Brief einen «Stop für den Verkehr grosser Schiffe in der Lagune» gefordert. Das Schreiben war an Italiens Regierung adressiert.

Vor der Corona-Pandemie hatte Venedig jährlich Millionen von Touristen beherbergt. Die Stadt war Ziel vieler Kreuzfahrtschiffe, über die seit Jahren gestritten wird.

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SDA