Kommentar zur ETH-SpendeWie viel Geld? Und wofür? Die Bevölkerung hat ein Recht auf Antworten
Die Schweizer Steuerzahlenden kommen für 90 Prozent der ETH-Ausgaben auf. Sie sollten wissen, wie gross die Spende an ihre Hochschule ist und welche Leistungen erwartet werden.

Um die genaue Geldsumme wird ein grosses Geheimnis gemacht. Er wolle nicht damit angeben, lässt Spender Dieter Schwarz den Medien ausrichten. Nur so viel ist klar: Es ist mit Abstand die grösste Zuwendung, die die ETH Zürich und auch alle Schweizer Hochschulen und Universitäten je von Privaten erhalten haben. Schätzungen gehen von über einer halben Milliarde aus, über dreissig Jahre verteilt.
Ein ganz schöner Zapfen also, den sich die Schweizer Hochschule da unter den Nagel gerissen hat. Und das ist sicher ein Grund zur Freude. Das Geld soll für zukunftsweisende Forschungsthemen wie künstliche Intelligenz, Cybersicherheit, Kreislaufwirtschaft und Bioinformatik eingesetzt werden. Es sind trendige, bereits eher gut finanzierte Wissenschaftsbereiche. Aber deren zusätzliche Stärkung an der ETH ist sicher kein Fehler. Dass eine der weltbesten Hochschulen dies in Zusammenarbeit mit dem Bildungscampus in Heilbronn (D) machen muss, gehört zu den Merkwürdigkeiten des Deals. Der einzige Grund dafür ist der Wunsch des Mäzens, seine Heimatstadt zu fördern.
Spenden können heikel sein, wenn Geldgeber zu viel Einfluss auf die Forschung nehmen.
Doch auch wenn es um viel Geld geht, gilt es, die Kirche im Dorf zu lassen. Die – unbekannte – Summe dürfte im Bereich eines Prozents des Gesamtbudgets der ETH liegen und wird die Hochschule nicht grundlegend verändern. Nach wie vor zahlen dort rund 90 Prozent der Ausgaben die Schweizer Steuerzahlerinnen und -zahler (ohne dass dafür jedes Mal extra eine Pressekonferenz einberufen würde).
Trotzdem gilt es, aufmerksam zu bleiben. Denn in der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass solche Spenden auch heikel sein können, wenn Geldgeber zu viel Einfluss auf die Forschung nehmen können oder die Finanzen aus dubiosen Geschäften stammen. Deshalb ist jetzt für die ETH vor allem eines wichtig: Es braucht völlige Transparenz über die genauen Abmachungen – und auch über die Geldsummen, die im Spiel sind. Die Bescheidenheit von Dieter Schwarz in Ehren – doch die Schweizer Bevölkerung hat ein Anrecht darauf, zu wissen, wie viel Geld von Privaten sich ihre ETH wofür bezahlen lässt.
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