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Geldsegen für KI-Forschung
Deutscher Milliardär spendet ETH Rekordsumme

[UNVERIFIED CONTENT] ETH main building at night. ETH Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) is an engineering, science, technology, mathematics and management university in the city of Zürich, Switzerland
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Für die Verantwortlichen der ETH Zürich muss es sich anfühlen wie Weihnachten, Geburtstag und Ostern zusammen. Aufgekratzt sitzt am Freitagvormittag Präsident Joël Mesot vor den Medien und verkündet eine ungewöhnlich hohe Zuwendung, die es der Schweizer Hochschule erlaubt, in den nächsten dreissig Jahren rund zwanzig neue Professuren zu betreiben. Genaue Geldsummen werden nicht genannt. Doch es dürfte eine der grössten, wenn nicht die grösste Spende sein, die in der Schweiz jemals für Wissenschaft geflossen ist.

«Grosse Zahlen zu nennen, halte ich für Angeberei»

Das Geld kommt von einer gemeinnützigen Stiftung des deutschen Unternehmers Dieter Schwarz. Der 84-Jährige ist einer der reichsten Menschen in Deutschland, gibt sich aber öffentlichkeitsscheu und ist deshalb auch an der Medienkonferenz nicht anwesend.

Sein Geld hat er unter anderem als Inhaber des Discounter-Konzerns Lidl und der Supermarktkette Kaufland gemacht. Gemäss dem Magazin «Forbes» beträgt das Vermögen von Schwarz derzeit rund 35 Milliarden Franken. «Grosse Zahlen zu nennen, halte ich für Angeberei»: Damit lässt Schwarz an der Medienkonferenz durch Stiftungsgeschäftsführer Reinhold Geilsdörfer mitteilen, warum nicht bekannt gegeben wird, wie hoch die Zuwendung an die ETH ist.

«Spenden für Wissenschaft sind in dieser Grössenordnung ausserordentlich selten – zumindest in Europa», sagt Georg von Schnurbein, Direktor des Center for Philanthropy Studies der Universität Basel. Er erwähnt Gönner wie Hansjörg Wyss, Adolphe Merkle oder Branco Weiss, die in der Schweiz Donationen im dreistelligen Millionenbereich gemacht haben. Von Schnurbein betont, dass solche Spenden zwar nur einen Bruchteil des Budgets der involvierten Hochschulen ausmachen. «Für einen Forschungsbereich können solche Geldsummen jedoch durchaus viel bewirken», so der Ökonom.

Die ETH hat mit der Dieter-Schwarz-Stiftung eine Absichtserklärung unterschrieben, um ein neues Lehr- und Forschungszentrum für «verantwortungsvolle digitale Transformation mit weltweiter Ausstrahlung» aufzubauen, wie es in einer ETH-Mitteilung heisst.

Joel Mesot, Praesident der ETH Zuerich, links, und Reinhold R. Geilsdoerfer, Geschaeftsfuehrer Dieter Schwarz Stiftung, rechts, sprechen an einer Medienkonferenz zu einer Donation und zu einem neuen Lehr- und Forschungszentrum der ETH Zuerich in Deutschland, am Freitag, 8. Dezember 2023 in Zuerich. (KEYSTONE/Michael Buholzer)

Die Besonderheit: Die neuen Professuren sollen sowohl in Zürich als auch auf dem Bildungscampus Heilbronn geschaffen werden. Die Ortschaft mit rund 130’000 Einwohnern im Norden des Bundeslandes Baden-Württemberg ist die Heimatstadt von Dieter Schwarz. Der Milliardär engagiert sich dort schon länger als Mäzen und versucht die Stadt zu einem führenden Forschungs- und Bildungsstandort zu entwickeln.

Für die ETH Zürich ist ein solcher Ableger im Ausland keine Premiere. Die Hochschule betreibt seit 2010 in Singapur ein Forschungszentrum. Heilbronn ist der zweite solche Ableger. Dort sind bereits Niederlassungen der Technischen Universität München und der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft vorhanden. Mit den Universitäten Oxford und Stanford, dem HEC Paris, der Hebrew University Jerusalem sowie der Nanyang Technological University Singapore unterhält die Dieter-Schwarz-Stiftung weitere strategische Partnerschaften.

Spenden als Reputationsrisiko

Georg von Schnurbein vom Center for Philanthropy Studies gibt zu bedenken, dass solche Geldspenden nicht nur Segen für eine Hochschule sind. «Sie können auch zu einem Reputationsrisiko werden, etwa wenn die Herkunft des Geldes zweifelhaft ist oder zu stark auf die Forschungsfreiheit Einfluss genommen wird.» Die Hochschulen hätten aber in den letzten Jahren dazugelernt – als Folge der Diskussionen um das UBS Center der Universität Zürich, bei denen vor rund zehn Jahren breite Kritik am Sponsoring der Grossbank geübt wurde.

Nebst der Transparenz, was den Inhalt von Verträgen und den Sponsor betreffe, sei wichtig, dass Hochschulen klare Grundsätze und rote Linien definierten. «Das sollte vorher passieren, denn wenn viel Geld angeboten wird, fällt es schwer, Nein zu sagen», sagt von Schnurbein.

In Heilbronn soll die ETH helfen, Forschung und Lehre im Bereich Digitalisierung und künstliche Intelligenz aufzubauen. Ein guter Teil der Zuwendungen fliesst gemäss ETH aber direkt in Forschung und Lehre sowie in die Infrastruktur in Zürich.

ETH richtet zwei Professuren ein

Die in Deutschland stationierten ETH-Forschenden sollen dabei sowohl in Heilbronn als auch in Zürich unterrichten. Das erlaube der ETH, «ihre Forschung und Lehre insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz in einem Ausmass weiterzuentwickeln, das im Rahmen von regulären ETH-Mitteln und -Strukturen nicht möglich wäre», so ETH-Präsident Mesot.

In einem ersten Schritt werden nun gemäss ETH in Zürich zwei Professuren im Bereich Informatik und Datenwissenschaften eingerichtet und das Zurich Information Security and Privacy Center weiterentwickelt. Von den weiteren Professuren soll mehr als die Hälfte auf dem von der Dieter-Schwarz-Stiftung ins Leben gerufenen Bildungscampus in Heilbronn angesiedelt sein.

Die konkrete Ausgestaltung und auf welche Forschungs- und Lehrschwerpunkte man in Heilbronn setzen will, werde in den kommenden Monaten ETH-intern erarbeitet, so die ETH. Laufe alles nach Plan, würden die Dieter-Schwarz-Stiftung und die ETH Zürich im nächsten Jahr einen weiteren Vertrag unterschreiben, der die Berufung der fünf ersten Professuren erlaube.