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Meinung

Kommentar zum Kaufkraftschwund
Existenzangst ergreift auch den Mittelstand

Einkauf in der Lidl Filiale in Amriswil am 15. Februar 2016.

Bis vor wenigen Jahren galt es in der Schweiz als selbstverständlich, dass Angehörige des Mittelstands ihre laufenden Rechnungen problemlos zahlen können, dass Restaurantbesuche, Ferienreisen oder eine grössere Anschaffung jederzeit drinliegen. Doch seit auch die Schweiz wieder eine nennenswerte Teuerung verzeichnet, seit ohnehin schon hohe Mieten den steigenden Hypozinsen angepasst werden und die Krankenkassenprämien nach oben schiessen, machen sich in manchen Mittelstandshaushalten Existenzsorgen breit.

Plötzlich macht auch der Angestellte mit 6000 Franken Monatslohn eine Verzichtsplanung, wie konkrete Beispiele zeigen. Diese Redaktion hat mit verschiedenen Betroffenen gesprochen. Sie nehmen heute Samstag in Bern an der Kaufkraft-Demo der Gewerkschaften teil.

Erstaunlich ist, wie gelassen die bürgerlichen Parteien auf den Kaufkraftverlust reagieren.

Kein Wunder: Die Reallöhne sinken seit 2021, die statistisch ausgewiesene Teuerung gibt den effektiven Kostenanstieg nicht wieder, weil etwa die Prämien im Teuerungsindex nicht erfasst sind. Auch die Pensionskassenrenten sind seit Jahren im Sinkflug. Viele Erwerbstätige, die jetzt in Rente gehen, können sich nicht mehr selbstredend zu den Golden Agers zählen.

Wer ein Erwerbseinkommen von 100’000 Franken hatte, kommt heute als Neurentnerin, als Neurentner aus der ersten und der zweiten Säule noch gut auf die Hälfte des früheren Lohns. Nach Abzug der Steuern bleiben weniger als 4000 Franken im Monat übrig, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

Erstaunlich ist, wie gelassen die bürgerlichen Parteien auf den Kaufkraftverlust reagieren und das Terrain weitgehend der Linken überlassen. Dabei gäbe es auch für Bürgerliche gute Gründe, sich für gemeinnützigen Wohnungsbau und bezahlbare Prämien einzusetzen. Gelegenheit dazu böten Geschäfte in der laufenden Herbstsession. Denn wenn der Mittelstand den Konsum einschränkt, auf Restaurantbesuche, Ferienreisen oder einen Neuwagen verzichtet, hat das direkte Folgen für die Wirtschaft.